Häufig gestellte Fragen zu Lebendtiertransporten
Lebendtiertransporte verursachen unermessliches Leid für die Tiere
Schockierende Tragödien zeigen uns immer wieder, dass das überholte System der Lebendtiertransporte sofort geändert werden muss. Mehr über unsere Kampagne erfahren Sie hier.
Warum werden die Tiere lebend transportiert?
Export- und Importländer wollen den größten Gewinn durch den Verkauf der Tiere erzielen. Importierende Drittländer profitieren von den Häuten, der Milch, den Kälbern und dem Fleisch. Einige der Länder geben an, eine eigene Zuchtpopulation aufbauen zu wollen. Tatsächlich ist aber in den importierenden Drittländern bisher keine stabile Zuchtpopulation aufgebaut worden, obwohl der Handel bereits seit Jahrzehnten besteht.
In Wirklichkeit werden viele der Tiere kurz nach ihrer Ankunft geschlachtet, weil nicht genügend Futtermittel in den meisten Ländern verfügbar sind. Hochleistungskühe, die aus der EU importiert werden, benötigen große Mengen an Wasser und Futter, um gesund zu bleiben.
Die rituelle Schlachtung ohne Betäubung ist ebenfalls ein wichtiger Grund für die Einfuhr von lebenden Tieren.
Warum werden Tiere über große Entfernungen transportiert?
Langstreckentransporte von Tieren finden ausschließlich aus wirtschaftlichen Gründen statt.
Die intensive Nutztierhaltung hat zu einer Spezialisierung in Zucht- und Mastbetrieben geführt. Dadurch werden die Tiere teilweise in einem Land gezüchtet, in einem anderen aufgezogen und in einem dritten geschlachtet. Somit kommt es zu Langstreckentransporten von Geflügel, Schweinen, Rindern, Schafen und Ziegen.
Die Zentralisierung der Schlachthöfe und das Bestreben, die Produktionskosten zu minimieren, haben dazu geführt, dass auch die Entfernungen bei den Transporten von Schlachttieren zunehmen. So werden z.B. Legehennen in den Mitgliedstaaten geschlachtet, in denen die Schlachtung am billigsten ist, auch wenn andere Möglichkeiten verfügbar wären.
Zuchtunternehmen verdienen an Langstreckentransporten in Drittländer viel Geld, da viele der exportierten Tiere als Färsen, also als "Zuchttiere" deklariert sind. Die Tiere werden trächtig ins EU-Ausland exportiert, um im Zielland zu gebären, gemolken und kurz darauf geschlachtet zu werden. Andere Tiere werden zur sofortigen Schlachtung verkauft.
Die Art und Weise, wie die Tiere in den meisten importierenden Nicht-EU-Ländern geschlachtet werden, ist aus Gründen des Tierschutzes bei weitem nicht akzeptabel. Da die Tiere in vielen importierenden Drittländern ohne Betäubung geschlachtet werden, werden den Tieren die Augen ausgestochen, um sie wehrlos zu machen, die Beinsehnen durchgeschnitten und sie werden kopfüber aufgehängt, bevor sie durch einen Schnitt mit einem Messer durch die Kehle getötet werden. Das ist Tierquälerei und absolut inakzeptabel!
VIER PFOTEN fordert daher ein Verbot von Lebendtierexporte in Drittländer.
Welche Länder transportieren Tiere lebend?
Der Handel mit lebenden Tieren ist ein globales Phänomen, wobei die EU der größte Exporteur von lebenden Tieren ist.
Andere fortschrittliche Länder diskutieren über ein Verbot grausamer Exporte. Neuseeland hat den Transport von Zuchttieren verboten, und das Vereinigte Königreich hat ein Verbot von Lebendexporten angekündigt. Wir brauchen dringend bessere Rechtsvorschriften zum Schutz der Tiere auch in der EU. Im Sommer 2022 wurde von Deutschland, den Niederlanden, Luxemburg, Schweden und Belgien eine gemeinsame Erklärung zum Tierschutz unterzeichnet, in der ein Verbot bestimmter Exporte und drastische Verbesserungen der EU-Transportvorschriften gefordert werden. Wir fordern in der neuen Gesetzgebung ein Verbot von Lebendtierexporten per LKW und Schiff.
Welche und wie viele Tiere werden auf Langstreckentransporten befördert?
Mehr als 1.3 Milliarden Geflügel und mehr als 41 Millionen Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen und Pferde werden jedes Jahr innerhalb der EU transportiert. Außerdem werden etwa 169 Millionen Geflügel und 4.8 Millionen Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen und Pferde in Drittländer transportiert.1
Im Jahr 2024 veröffentlichte die Eurogroup for Animals ein Whitepaper über Lebendtiertransporte mit den folgenden Zahlen:
- Geflügel ist die am meisten gehandelte Nutztierart (97% des Gesamtexports). Im Jahr 2022 waren die wichtigsten EU-Exporteure Ungarn (33.735.613), Tschechien (27.735.543) und Polen (25.976.825).
- Bei den Säugetieren sind Schafe die meist exportierten Tiere (2.819.813), gefolgt von Rindern (975.968) und Schweinen (966.999).
- Bei Rindern wird der Exportmarkt von Rumänien (149.722), Portugal (143.101), Spanien (122.510) und Frankreich (117.438) dominiert.
- Bei Schweinen ist der größte EU-Exporteur Irland (360.000), gefolgt von Kroatien (236.484), Dänemark (157.281) und Griechenland (86.160).
- Die wichtigsten Handelspartner der EU in absoluten Zahlen und im Import von Geflügel sind die Ukraine, die 2022 77.442.725 Landtiere aus der EU importierte, gefolgt von Weißrussland, Ghana, Ägypten, Marokko und Albanien.
- Betrachtet man jedoch nur die Exportdaten für Säugetiere, so sind die wichtigsten EU-Handelspartner Großbritannien, Jordanien, Israel, Saudi-Arabien, Libanon und die Türkei.
Warum werden so viele Kälber exportiert?
Hunderttausende Käber werden jedes Jahr über weite Strecke transportiert.
Männliche Kälber haben für die Milchwirtschaft keinen Wert. Das liegt daran, dass die einheimischen modernen Hochleistungs-Milchviehrassen ausschließlich auf hohe Milchleistung gezüchtet worden sind. Um Milch geben zu können, muss eine Kuh ein Kalb zur Welt bringen. Die männlichen Kälber, die in dieses kaputte System geboren werden, eignen sich jedoch nur bedingt für die Mast, da sie wenig zunehmen und somit wenig Fleisch produzieren. Diese Kälber, aber auch einige weibliche Kälber, die nicht zur Zucht auf dem Milchviehbetrieb verwendet werden, werden über weite Strecken ins Ausland, zum Beispiel in die Niederlande, nach Belgien, Frankreich, Spanien oder Italien transportiert. Diese Länder haben sich auf die Kälbermast spezialisiert.
Die gerade einmal zwei Wochen alten Tiere müssen auf den Transporten oftmals mehr als 30 Stunden lang Hunger und Durst erleiden, da die Lastwägen nicht für Jungtiere ausgerüstet sind. Somit ist es nicht möglich sie im Lastwagen mit Milch zu füttern oder mit Wasser zu versorgen. Viele Kälber werden nach der langen Tortur krank und einige sterben sowohl während, als auch nach den Höllentransporten.
In Spanien werden die Kälber gemästet und zum Teil auf einer weiteren Höllenfahrt in Drittländer wie Marokko etc. transportiert, um dort auf äußerst grausame Weise geschlachtet zu werden.
Wie lange dürfen die Tiere transportiert werden?
Gemäß der EU-Transportgesetzgebung 1/2005 gibt es eine klare Definition von "Langstreckentransporten". Alles, was länger als 8 Stunden dauert, wird als Langstreckentransport definiert.
Rinder dürfen 29 Stunden am Stück transportiert werden (mit 1 Stunde Pause) und Schweine dürfen 24 Stunden ohne Pause transportiert werden. Nach 24 Stunden Ruhezeit kann dieser Zeitraum beliebig oft wiederholt werden, so dass die Transporte mehrere Tage und Wochen dauern können.
Der Transport auf Schiffen ist zeitlich überhaupt nicht begrenzt. Bei Transporten auf See kann die Dauer mehrere Wochen betragen.
Welche Probleme haben die Tiere bei Langstreckentransporten? Stimmt es, dass viele Tiere auf der Reise an Erschöpfung sterben?
Jeder Transport bedeutet für die Tiere Angst und Stress. Besonders auf Langstreckentransporten leiden die Tiere und viele von ihnen sterben aufgrund der Hitze und des Wassermangels. Vor allem Geflügel, Schweine und nicht abgesetzte Tiere sind anfällig für das Sterben auf Transporten. Zahlreiche Tiere sterben während und nach Langstreckentransporten an Dehydrierung und Erschöpfung oder aufgrund von Durchfall und/oder Infektionen.
Die jüngsten Katastrophen mit den beiden Schiffen Elbeik und Karim Allah haben gezeigt, dass sich das System dringend ändern muss. Hier waren tausende Tiere mehrere Monate auf den Transportschiffen im Mittelmeer gefangen, weil die Zielländer (EU-Drittstaaten) deren Aufnahme verweigerten. Fast 200 Tiere starben auf dem Meer und der Rest (über 2 000 Rinder) wurde beim Ankern im spanischen Hafen getötet. Dies waren leider keine Einzelfälle.
Im Sommer 2019 wurden 70 000 Schafe auf dem Seeweg von Rumänien in den Persischen Golf transportiert, wobei sie an Deck einer Hitze von über 60°C ausgesetzt waren, obwohl die EU-Vorschriften den Transport von Tieren bei Temperaturen über 30°C verbieten. Die Tiere wurden bei den sengenden Temperaturen an Bord der überfüllten Schiffe, die mehr als acht Tage brauchten, um ihr Ziel zu erreichen, lebendig gekocht.2
Lesen Sie hier mehr über Lebendtiertransporte auf dem Seeweg.
Werden Transporte von lebenden Tieren kontrolliert?
Lebendtiertransporte werden nur unzureichend kontrolliert, da es an der Durchsetzung der bestehenden Rechtsvorschriften mangelt. Es gibt einen großen Mangel an Kontrollen auf der Straße, in den Häfen, auf den Flughäfen und während der Transporte. Außerdem gibt es keine Kontrollen ab dem Zeitpunkt, an dem die Tiere die EU verlassen. Es gibt keine Rückmeldung aus Drittländern an die Herkunftsländer, wie viele Tiere den endgültigen Bestimmungsort erreichen und in welchem Zustand sie sich befinden. Es gibt keine offizielle tierärztliche Kontrolle in Drittländern. Deshalb fordert VIER PFOTEN ein Verbot von Lebendtiertransporten in Drittländer.
Gibt es eine Hitzegrenze für Lebendtiertransporte auf Lastwägen und Schiffen?
Für Straßentransporte gibt es in der EU-Transportverordnung einen Temperaturgrenzwert: Die Temperatur im Inneren des Transportfahrzeugs darf nicht über 30°C und nicht unter 5°C liegen. Dies gilt für die gesamte Fahrt bis zum Erreichen des Endziels. Diese Vorschrift wird jedoch sehr oft ignoriert. Es ist nicht möglich, die Innentemperatur der Transportfahrzeuge niedriger als die Außentemperatur zu halten, da die Fahrzeuge nicht klimatisiert sind.
Jeder Langstreckentransport ist genehmigungspflichtig. Wenn die zuständigen Behörden nicht ausreichend prüfen, ob die Wetterprognosen korrekt sind, werden Transporte genehmigt, obwohl sie nicht genehmigt werden sollten.
Bei Seetransporten muss auch die Temperaturgrenze beachtet werden, da jeder Seetransport auch mit Straßentransporten verbunden ist (die Tiere werden immer per Lkw zu den Häfen und von den Häfen zum endgültigen Bestimmungsort gebracht). Auf den Schiffen sind die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit oft sehr hoch, was zu großem Tierleid führt. Einmal auf einem Schiff angekommen, können die Tiere nicht mehr ausgeladen werden.
Deshalb fordert VIER PFOTEN ein Verbot von Lebendtiertransporten auf dem Seeweg.
Wie viele Verkehrsunfälle und Unfälle mit Transportschiffen führen zum Tod von transportierten Tieren?
Jedes Jahr passieren zahlreiche Unfälle auf der Straße und auf dem Seeweg. Darüber gibt es keine Statistiken, aber Unfälle, die zum Tod von Tausenden von Tieren führen, werden von Nichtregierungsorganisationen dokumentiert und veröffentlicht.
Was muss getan werden?
Was macht VIER PFOTEN gegen Lebendtiertransporte?
Unsere Teams in Österreich, Deutschland und Bulgarien führen lokale Kampagnen durch, um sich für eine bessere Gesetzgebung bezüglich Lebendtiertransporten einzusetzen.
Auf europäischer Ebene verfolgt VIER PFOTEN die Arbeit des Untersuchungsausschusses, der die Probleme bei der Durchsetzung untersucht und Empfehlungen für die Überarbeitung der Transportvorschriften geben wird. Im Juni 2021 forderten die Niederlande, Luxemburg und Deutschland ein Verbot von Langstreckentransporten in Drittländer. Die Fortschritte auf EU-Ebene für Lebendtiertransporte können Sie hier nachlesen.
Derzeit werden die Rechtsvorschriften für den Transport von Tieren überarbeitet, und wir brauchen Ihre Hilfe. Indem Sie unsere Petition unterzeichnen und sich an unseren Aktionen in den sozialen Medien beteiligen, können Sie uns helfen unseren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Unsere Hauptforderungen sind:
- ein Verbot von Langstreckentransporten
- ein Verbot von Drittlandsexporten auf dem Land- und Seeweg
- ein Verbot von Transporten von nicht abgesetzten Tieren
- eine Umstellung auf Fleisch und genetisches Material anstelle von lebenden Tieren
- eine maximale Transportdauer für Geflügel und Kaninchen von 4 Stunden und für ausgewachsene Tiere von 8 Stunden
- strengere und artspezifische Temperaturgrenzwerte
Unterzeichnen Sie jetzt unsere Petition hier!
Was ist die Alternative zu Langstreckentransporten?
Der Handel mit Drittländern muss auf einen reinen Handel mit Fleisch, Schlachtkörpern und genetischem Material umgestellt werden, anstelle von lebenden Tieren. Wir müssen auf lokale Landwirtschaft, Aufzucht und Schlachtung setzen. Die Dezentralisierung von landwirtschaftlichen Betrieben und Schlachthöfen ist ein wichtiger Aspekt, um ein Ende der Langstreckentransporte zu erreichen.
Wir müssen auch die Zahl der gezüchteten Tiere reduzieren und unsere Ernährungsgewohnheiten ändern. Je weniger Milchprodukte, Eier und Fleisch konsumiert werden, desto weniger Tiere müssen gezüchtet und transportiert werden.
Was kann ich tun, um zu verhindern, dass Tiere auf Langstreckentransporten leiden?
Durch eine Veränderung unserer eigenen Einkaufs- und Essgewohnheiten können wir direkt etwas für die Tiere tun. Indem wir mehr pflanzliche Alternativen wählen, können wir dazu beitragen, den Verbrauch tierischer Produkte zu reduzieren und somit die Zahl der Tiere zu verringern, die für die Lebensmittelindustrie leiden müssen.
Wir empfehlen das 3R-Prinzip: reduzieren, verbessern, ersetzen.
Reduzieren: Weniger tierische Produkte konsumieren.
Verbessern: Wenn tierische Produkte, dann aus guter Tierhaltung und mit hohen Transport- und Schlachtstandards (solche Labels gibt es, aber noch sehr wenige).
Ersetzen: Ersetzen Sie tierische Produkte so oft wie möglich durch pflanzliche Produkte.
Es ist aber auch wichtig, dass bestimmte Dinge einfach verboten werden. Sie können uns unterstützen, indem Sie unsere Petition unterschreiben, sich unseren Protesten anschließen und Inhalte online teilen.
Was kann ich tun, wenn ich einen Lebendtiertransport sehe, bei dem die Tiere leiden?
Wer Tiere beobachtet, die verletzt sind, apathisch wirken oder an den Gitterstäben des Fahrzeugs lecken, sollte sofort die Polizei informieren. Dies sind Anzeichen für Durst und Dehydrierung. Aufgrund von Wassermangel verenden immer wieder zahlreiche Tiere qualvoll in Tiertransportern. Wichtig ist, dass Sie sich das Kennzeichen notieren und wenn möglich ein Foto machen. Bleibt das Fahrzeug auf einem Parkplatz oder sonst wo stehen, bleiben Sie am besten beim Fahrzeug, bis die Polizei eintrifft.