Schweine auf Vollspaltenböden

HÄUFIG GESTELLTE FRAGEN ZUr Schweinehaltung

Die Schweinehaltung in Österreich bedeutet großes Tierleid

17.6.2021

Schweine gehören zu den intelligentesten Säugetieren und sind ausgesprochen neugierig, reinlich und lernfähig. Unter natürlichen Bedingungen verbringen sie viel Zeit mit der Erkundung ihre Umgebung.

Für ein artgemäßes Leben brauchen sie unterschiedliche Liege- und Bewegungsflächen sowie abwechslungsreiches Beschäftigungsmaterial. Bisher berücksichtigt die intensive Schweinehaltung kaum die natürlichen Verhaltensweisen und Bedürfnisse der Schweine. Wichtige Grundbedürfnisse wie Körperpflege, Sozial-, Erkundungs-, Nahrungssuch- und Nestbauverhalten können nicht ausgelebt werden. Die Folgen sind schwere physische und psychische Schäden.

VIER PFOTEN setzt sich für eine Verbesserung der Haltungsbedingungen von Schweinen ein!

Wie sieht ein natürliches Schweineleben aus?

Die natürliche Lebenserwartung von Schweinen liegt bei bis zu 20 Jahren. Jedoch werden in der intensiven Nutztierhaltung Mastschweine bereits nach etwa einem halben Jahr geschlachtet. Die Zuchtsauen, sobald sie die erwartete Wurfleistung nicht mehr erfüllen, was bereits nach ein paar wenigen Jahren der Fall ist.

Schweine sind hochsoziale Tiere mit einem starken Kontaktbedürfnis zu Artgenossen, einer strengen Rangordnung und geregelten Tagesabläufen. Normalerweise leben Schweine in Rotten von 20 bis 30 Tieren, die aus Muttertieren und deren Nachwuchs bestehen. Die männlichen Tiere verlassen nach der Geschlechtsreife die Rotte, schließen sich für eine gewisse Zeit zu separaten Gruppen zusammen, um schließlich ein einzelgängerisches Dasein zu führen. Nur zur Paarungszeit schließen sie sich den Rotten wieder an.

Wie viele bereits wissen sind Schweine auch sehr reinliche Tiere. Da sie nicht schwitzen können, lieben sie es sich zu Baden, Wälzen oder Suhlen. Da Schweine sehr ungelenkige Tiere sind scheuern sie ihre Haut, um Schlamm Kot oder Parasiten zu entfernen. In der intensiven Schweinehaltung sind diese Verhaltensweisen allerdings nicht möglich. Da es in den Ställen oft sehr heiß ist und sie auf Grund fehlender Scheuermöglichkeiten an Juckreiz leiden, wälzen sich die Tiere aus der Not heraus in ihrem eigenen Kot. Dies sind keinesfalls natürliche Verhaltensweisen, da Schweine ihren Schlafbereich streng von der Toilette trennen.

Lesen Sie hier mehr über das natürliche Verhalten von Schweinen

Wie sieht die intensive Schweinehaltung aus?

Knapp 98 Prozent des österreichischen Schweinefleisches stammt aus konventioneller Tierhaltung. Das bedeutet, es werden im überwiegenden Fall nur die gesetzlichen Mindeststandards erfüllt. Diese sind aus Tierschutzsicht jedoch völlig ungenügend.

Sowohl die betäubungslose Ferkelkastration als auch Vollspaltenböden sind erlaubt, es gibt keine verpflichtende Einstreu, ein viel zu geringes Platzangebot und Schwänze werden routinemäßig kupiert.

Zusammenfassend: In der intensiven Schweinehaltung werden die Tiere dem Haltungssystem angepasst und dafür zurechtgestutzt. Es sollte aber genau umgekehrt sein: Die Haltung sollte den Bedürfnissen der Tiere angepasst sein.

Schweinehaltung in Österreich

Warum wird die Schweinehaltung in Österreich kritisiert?

Über fünf Millionen Schweine werden jährlich alleine in Österreich geschlachtet. Doch wie diese Tiere leben, weiß kaum jemand. Während wir beispielsweise immer wieder Rinder auf Wiesen und Almen sehen, sind Schweine praktisch unsichtbar. Kein Wunder: Viele dieser intelligenten und neugierigen Tiere werden ihr Leben lang eingesperrt, ohne Sonne, ohne Auslauf, ohne Beschäftigung. Knapp 98 Prozent der österreichischen Schweine leben in konventioneller Haltung.

Das bedeutet oftmals ein Leben auf harten Vollspaltenböden über den eigenen Fäkalien, ohne Einstreu, betäubungsloser Ferkelkastration, viel zu geringes Platzangebot und die Schwänze werden trotz Verbot routinemäßig kupiert. Aus Tierschutzsicht ist das österreichische Gesetz völlig ungenügend. Hier werden die Tiere dem Haltungssystem angepasst und dafür zurechtgestutzt. Es sollte aber genau umgekehrt sein: Die Haltung sollte den Bedürfnissen der Tiere angepasst sein.

Lesen Sie mehr über Schweine und deren Haltung hier.

Was ist in Österreich gesetzlich erlaubt?

Die gesetzlichen Mindeststandards in Österreich sind aus Tierschutzsicht viel zu schwach. Folgende Haltungssysteme und Eingriffe sind trotz großem Tierleid bei uns erlaubt:

  • VOLLSPALTENBÖDEN: Die Tiere leben auf hartem Betonboden ohne Stroheinstreu über ihren eigenen Fäkalien und leiden durch den harten Untergrund und reizenden Dämpfe oft an Lungenproblemen, Augenentzündungen und Gelenksproblemen.
  • BETÄUBUNGSLOSE FERKELKASTRATION: Um dem minimalen Risiko von Ebergeruch – ein unangenehmer Geruch, der bei der Erhitzung von Schweinefleisch auftritt – vorzubeugen, werden so gut wie alle männlichen Ferkel ohne Betäubung und unter enormen Schmerzen kastriert.
  • SCHWANZ KUPIEREN: Durch zu wenig Platz und mangelnde Beschäftigung kommt es zu Verhaltensstörungen wie das gegenseitige Schwanzbeißen. Anstatt die Haltung anzupassen, werden den Schweinen in Österreich – trotz EU-weiten Verbots – routinemäßig die Schwänze abgeschnitten.
  • ZÄHNE ABSCHLEIFEN: Die Eckzähne der Schweine werden mit elektrischen Schleifgeräten abgeschliffen, um Verletzungen an den Zitzen der Sauen, vor allem bei großen Würfen, vorzubeugen.
  • KASTENSTAND: Die Sauen werden während ihrer Trächtigkeit und Säugezeit im sogenannten Kastenstand gehalten. Die Haltung im Kastenstand kommt der Käfighaltung in ihrer schlimmsten Form gleich, da die Tiere zu völliger Bewegungslosigkeit gezwungen sind.
  • CO2-BETÄUBUNG BEI DER SCHLACHTUNG: Vor dem Einsetzen der Bewusstlosigkeit, führt diese oft zu Schmerzen, Atemnot und Erstickungsangst.
  • KEIN AUSLAUF INS FREIE: In der Intensivtierhaltung haben Schweine keinen Zugang zu einem Außenbereich, geschweige denn einer Grünfläche, Frischluft oder Tageslicht.
  • ZU WENIG PLATZ: Einem Mastschwein mit 100 kg stehen lediglich 0,7 m² zur Verfügung.
  • KAUM BESCHÄFTIGUNGSMATERIAL: Schweine sind intelligente und verspielte Tiere und brauchen ausreichend Beschäftigungsmaterial, um Langeweile und Verhaltensstörungen vorzubeugen.
  • GENMANIPULIERTES FUTTER: Die meisten Schweine werden mit genmanipuliertem Soja aus Übersee gefüttert, für dessen Anbau Regenwälder gerodet werden.

Was bedeutet das AMA-Gütesiegel für die Schweine?

Eines der bekanntesten Gütesiegel bei Lebensmittel in Österreich ist das AMA-Gütesiegel. Da es kaum über die gesetzlichen Kriterien hinausgeht ist es aus Tierschutzsicht völlig ungenügend. Erlaubt sind Vollspaltenböden und betäubungslose Ferkelkastration, es gibt keine verpflichtende Einstreu oder Auslauf bzw. einen Außenklimabereich.

Lesen Sie mehr über den Kennzeichnungs-Dschungel beim Schweinefleisch in unserem Schweinefleisch-Check.

Was bedeutet Bio-Haltung für Schweine in Österreich?

Das für österreichisches Schweinefleisch am häufigsten verwendete AMA-Gütesiegel geht über die gesetzlichen Vorgaben zur Schweinehaltung kaum hinaus. Bio Austria sowie auch das AMA-Biosiegel und AMA+Tierwohl bedeuten Verbesserungen fürs Tier, wenn auch keine hohen Tierwohl-Standards in allen Bereichen. 

VIER PFOTEN hat zusammen mit dem Konsumentenschutz der AK Oberösterreich verschiedene Kennzeichnungen von Schweinefleisch unter die Lupe genommen. Lesen Sie hier den gesamten Schweinefleisch-Check

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Vollspaltenböden zwar in der Bio-Haltung, bei AMA+Tierwohl und weiteren untersuchten Tierwohlsiegel verboten sind, jedoch betrifft das nur zwei Prozent der Schweine in Österreich. Alarmierend ist, dass die betäubungslose Ferkelkastration auch in der Bio-Haltung noch nicht explizit verboten ist. Alleine die Tierwohl-Gütesiegel „Tierwohl verbessert“ und „Tierwohl-kontrolliert“ der Gesellschaft Zukunft Tierwohl und „Tierschutz-kontrolliert“ von VIER PFOTEN schließen diese grausame Praxis aus.

Die meisten Tierwohlgütesiegel garantieren Tierwohl-Standards nur bei der Haltung und inkludieren weder Transport noch die Schlachtung, obwohl gerade diese sehr heikel sind und erhebliche Stressfaktoren für die Tiere darstellen. Beim „Tierschutz-kontrolliert“-Gütesiegel werden neben Tierwohl-Kriterien bei der Haltung daher auch strenge Richtlinien beim Transport und der Schlachtung gefordert und kontrolliert.

Werden Schweine in Österreich gentechnikfrei gefüttert?

Die meisten Schweine werden mit genmanipuliertem Soja aus Übersee gefüttert, für dessen Anbau Regenwälder gerodet werden. 80 Prozent des für die konventionelle Tierhaltung importierten Sojaschrots in Österreich stammt von gentechnisch veränderten Sojabohnen. Diese Sojabohnen kommen aus Südamerika, wo die Regenwälder zu ihrer Gewinnung abgebrannt werden, und wertvoller Lebensraum vernichtet wird. Das ist sowohl aus Umwelt-, Klima- und als auch aus Artenschutzgründen absolut inakzeptabel.

Was VIER PFOTEN fordert?

Seit Jahren setzt sich VIER PFOTEN für bessere Haltungsbedingungen bei sogenannten Nutztieren ein. Die Haltung von Schweinen muss sich grundlegend ändern! Schweine haben das Recht auf eine artgemäße Haltung und Behandlung.

  • Verbot von Vollspaltenböden
  • Verpflichtende Stroheinstreu
  • Verbot von betäubungsloser Ferkelkastration (nur mit Betäubung und Schmerzausschaltung) und Förderung von Alternativen, wie zum Beispiel Ebermast oder Immunokastration
  • Verbot des Schwanzkupierens
  • Verbot des Zähne Abschleifens
  • Frühzeitiger Ausstieg aus der Haltungsform Kastenstand
  • Verpflichtende freie Abferkelsysteme mit natürlichen Nestbaumaterialien
  • Verbot der CO2-Betäubung bei der Schlachtung
  • Verpflichtender Auslauf ins Freie oder Außenklimabereich
  • Mindestens 1,3 m² Platz pro Tier plus 1 m² Auslauf
  • Ausreichend organisches Beschäftigungsmaterial
  • Gentechnikfreies Futter

Helfen Sie uns das Leiden der Schweine in Österreich zu beenden und unterstützen Sie unsere Petition

Kritikpunkte in der Schweinehaltung

Wie werden Schweine in der intensiven Tierhaltung in Österreich kastriert?

Es klingt unglaublich, ist aber Realität. Jedes Jahr werden in Österreich circa 2,7 Millionen männliche Ferkel in den ersten Tagen ihres Lebens ohne Betäubung kastriert! Begründet wird dieser äußerst schmerzhafte Eingriff meist mit dem Risiko des sogenannten Ebergeruchs, der jedoch nur selten auftritt. Ebergeruch tritt jedoch äußerst selten und nur beim Erhitzen des Fleisches auf. 

Immer wieder wird behauptet, die betäubungslose Ferkelkastration ist alternativlos, was nicht stimmt. Neben der Ebermast und der Impfung gegen Ebergeruch (Immunokastration) gehört auch die chirurgische Kastration unter Vollnarkose. Alle drei Alternativen sind akzeptabel.

Nicht akzeptabel sind dagegen Methoden, die den Schmerz oder das Bewusstsein nicht ausreichend ausschalten, wie zum Beispiel bei der Lokalbetäubung. Bitte unterstützen Sie unsere Petition zur Verbesserung der Haltung von Schweinen in Österreich.

Warum werden die Zähne von Schweinen abgeschliffen?

In der intensiven Schweinehaltung werden die Eckzähne der Schweine mit einem elektrischen Schleifgeräten abgeschliffen. Dies soll verhindern, dass die Ferkel sich gegenseitig und die Zitzen ihrer Mutter verletzen.

Vor allem bei sehr großen Würfen oder geringer Milchleistung der Muttersau müssen die Ferkel um das geringe Milchangebot regelrecht kämpfen. Durch die Zucht hinzu weniger Ferkel pro Wurf und/oder einem besseren Fütterungsmanagement der Sauen, kann auf das Abschleifen der Zähne verzichtet werden.

Warum werden Schweine trotz Verbots die Schwänze kupiert?

Die Ringelschwänze der Schweine werden in Österreich, trotz Verbots, routinemäßig abgeschnitten. Der Grund dafür ist, dass sich die Tiere sonst gegenseitig die Schwänze verletzten oder gar abbeißen. Diese Verhaltensstörung entsteht durch Platzmangel, zu wenig Auslauf, nicht genügend Beschäftigungsmaterial, dafür jede Menge Stress und Langeweile. Hier werden die Tiere dem Haltungssystem angepasst:  Schweinen werden die Schwänze abgeschnitten, anstatt ihnen mehr Platz, Beschäftigung und Abwechslung zu bieten.

Obwohl das routinemäßige Kürzen von Ringelschwänzen EU-weit verboten ist, wird es in vielen Ländern, nach wie vor durchgeführt. Auch Österreich wurde bereits von der Europäischen Kommission wegen Verstößen diesbezüglich abgemahnt. Das Schwanzbeißen ist ein Symptomenkomplex, das auf einige gravierende Tierschutzprobleme hindeutet. 

Es ist nicht das Schwanzbeißen das Problem und das Kupieren die Lösung, sondern die Haltungssysteme müssen angepasst werden. Das Verbot des Schwanzkupierens muss ausnahmslos gelten. Artgemäße Haltungssysteme erfordern kein Amputieren von Körperteilen.

Sind Vollspaltenböden in Österreich erlaubt?

Vollspaltenböden sind eine weit verbreitete Haltungsform von Schweinen in der konventionellen Landwirtschaft. Dabei handelt es sich um Betonboden in den Spalten eingelassen sind. Diese Spalten dienen dazu, dass Kot und Urin der Tiere direkt durch die Spalten in die darunter befindliche Güllegrube fallen können.

In Österreich fristen in etwa 60 Prozent der Schweine ihr Leben auf Vollspaltenböden. Das bedeutet, dass die Schweine direkt auf Beton über ihren eigenen Fäkalien und ohne jegliche Stroheinstreu leben müssen. Sie leiden unter Gelenksentzündungen und Lungenkrankheiten, ausgelöst durch die Ammoniakdämpfe sowie Verhaltensstörungen.

In der Bio-Haltung und bei bestimmten Tierwohlsiegeln sind Vollspaltenböden verboten. Das betrifft jedoch nur in etwa 2,8 Prozent der Schweine in Österreich.

Was sind die Probleme beim Kastenstand?

Der Kastenstand ist ein Metallkäfig, in dem Sauen einen großen Teil ihres Lebens verbringen müssen. In der intensiven Schweinehaltung werden Zuchtsauen während der Trächtigkeit und Säugezeit in einen solchen Metallkäfig gesperrt.

Die Haltung im Kastenstand kommt der Käfighaltung in ihrer schlimmsten Form gleich, da die Tiere zu völliger Bewegungslosigkeit gezwungen sind. Die Tiere können sich nicht umdrehen, liegen über ihrem eigenen Kot und können sich nicht um ihre Ferkel kümmern. Sie leiden häufig unter Gesäuge- und Gebärmutterentzündungen.

Auch der Mangel an Beschäftigung ist eine große physische und psychische Belastung, was zu Verhaltensstörungen wie Stangenbeißen, Leerkauen oder Trauern (unnatürliche hundeartige Sitzhaltung, Apathie) führen kann. Lesen Sie hier mehr zu Schädigungen durch den Kastenstand.

Die intensive Landwirtschaft begründet dieses Vorgehen, dass die Sauen sonst die eigenen Ferkel erdrücken würde. Doch die Gefahr des erhöhten Ferkelsterben entsteht nur durch die Zucht von Sauen, die unnatürlich groß werden. Durch den extremen Platzmangel in der Kastenhaltung kann sich die Sau nicht langsam ablegen, sondern muss sich fallen lassen. Des Weiteren dauert die Geburt bei fixierten Sauen oft rund eine Stunde länger, was die Gefahr von geschwächten oder totgeborenen Ferkeln erhöht. Der Bewegungsmangel wirkt sich negativ auf die Gesundheit der Sau und damit auf das Auftreten von Ferkelverlusten aus (Erdrücken, Milchmangel, Krankheit).

Diese grausame Praxis ist sehr schädlich für die Schweine und bedeutet Tierqual. Doch es gibt bereits Alternativen zum Kastenstand

Sau mit ihren Ferkeln im Kastenstand

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