Es gibt bestimmte Situationen, in denen es sehr nützlich, wichtig oder gesetzlich vorgeschrieben ist, dass ein Hund einen Maulkorb trägt. Nützlich z.B., wenn der Hund schon einmal geschnappt hat und man eine solche Situation in Zukunft verhindern möchte oder zur Beißprävention beim Tierarzt. Wichtig z.B., wenn Sie mit Ihrem futterorientierten Vierbeiner in einem Gebiet mit Giftköderwarnung unterwegs sind. Gesetzlich vorgeschrieben z.B. bei Mitnahme der Hunde in öffentlichen Verkehrsmitteln oder regional für bestimmte Hunderassen.

Es ist sehr wichtig, dass jeder Hund einen passenden Maulkorb besitzt und frühestmöglich, langsam und positiv daran gewöhnt wird (siehe Vorgehensweise weiter unten).

Der Maulkorb Ihres Hundes muss bestimmte Schlüsselkriterien erfüllen, damit die Lebensqualität Ihres Hundes nicht beeinträchtigt wird:

• Der Maulkorb muss gut zur Kopfform und Schnauze passen: Maulkörbe gibt es in unterschiedlichen Passformen für die verschiedenen Kopfformen und Längen der Schnauzen.
• Der Hund muss hecheln, fressen und trinken können: Der Maulkorb bietet demnach genügend Platz, damit das Tier locker den Fang öffnen, fressen (z. B. Leckerlies) und Wasser trinken kann. Bei großer Hitze muss das Maul geöffnet sein und die Zunge zur Thermoregulation herausgestreckt sein können.
• Ein freier Blick muss gewährleistet sein: Der Abstand vom Maulkorb muss ausreichend groß zu den Augen bzw. der Augenlinie sein.
• Der Kopf muss vor Schädigungen geschützt werden: Das bedeutet, dass es in keinem Bereich des Kopfes, der mit dem Maulkorb in Berührung kommt, zu Reibungen oder Quetschungen kommt. Es gibt demnach etwas Platz (ca. 1-2 cm) zwischen Nasenspiegel (der Bereich um die Nasenlöcher herum) und Maulkorb (bei nicht-nasenfreien Varianten). Der Nasenriemen sollte weich gepolstert sein, wichtige Strukturen wie Hals und Kehlkopf werden nicht beeinträchtigt und weder Ohren noch Wangen werden gequetscht.
• Der Maulkorb sitzt fest (aber nicht zu eng) und sicher: Dadurch kann er z. B. beim Toben nicht verrutschen, abgeschüttelt oder von anderen Hunden abgezogen werden (entscheiden Sie sich notfalls für ein Modell mit Stirnriemen).
• Der Maulkorb muss beißsicher sein: Wenn die Gefahr besteht, dass der Hund wirklich beißt oder schon mal Mensch und/oder Hund gebissen hat, muss sichergestellt werden, dass das Material beißsicher ist. In riskanten Fällen, z. B. im Tierheim oder nach sonstigen Beißvorfällen etc. raten wir zu einem Metall-Maulkorb.
• Es muss genug Luftzirkulation für eine ausreichende Atmung gegeben sein: Geschlossene Maulkörbe oder welche mit wenigen/kleinen Öffnungen behindern die Atmung des Hundes und beeinträchtigen sein Wohlbefinden.

Bei der Menge der angebotenen Maulkörbe werden Sie sich eventuell fragen, wie Sie den optimalen für Ihren Hund finden. Hier ein paar Tipps:

• Nehmen Sie ein paar Messungen vor, um die richtige Maulkorbgröße zu ermitteln. Messen Sie hierzu die Länge von der Augenlinie (der imaginären Linie, die beide Augen am unteren Rand verbindet) bis zur Nasenspitze, um die notwendige Maulkorblänge zu erfahren. Um den richtigen Schnauzenumfang zu ermitteln, beginnen Sie ca. 1 cm (für kurznasige Rassen) - 3 cm unterhalb der Augenlinie und messen Sie um die Nase/Schnauze des Hundes herum. Geben Sie zu den gemessenen Werten noch etwas Länge dazu, das heißt bei kleinen Hunden ca. 1 cm – 1,5 cm und für große Hunde ca. 1,5 cm – ca. 2,5 cm.
• Entscheiden Sie sich für ein Modell und das Material. Soll es Plastik, Metall, Biothane, Silikon, Stahl-Draht, Leder (diese Option ist aus Tierschutzgründen nicht empfehlenswert), … sein?
• Fragen Sie sich, welchen Zweck der Maulkorb erfüllen soll und wann bzw. wie lange er vom Hund getragen werden soll. Nicht jedes Material erfüllt den Zweck, den Sie verfolgen. Geht es darum, Beißvorfälle zu verhindern, ist ein Draht-Stahl-Maulkorb empfehlenswert. Sein Nachteil: Er ist in der Regel schwerer als andere Modelle und kann unangenehm werden, wenn sich der Hund z. B. an Ihrem Bein reibt oder bei freudiger Begrüßung gegen Sie stößt. Benötigt Ihr Hund den Maulkorb während des Trainings? Dann greifen Sie auf ein Modell zurück, das es dem Hund ermöglicht, seine Belohnungsleckerlis aufnehmen zu können (Vorsicht: So ein Maulkorb dient definitiv nicht zur Giftköderprävention!). Sollte Ihr Hund den Maulkorb längerfristig tragen müssen, z. B. bei einer langen Zugfahrt oder weil es seiner Rasse regional vorgeschrieben ist, dann achten Sie bitte besonders darauf, dass der Maulkorb bequem sitzt und eine freie Sicht, trinken, fressen und hecheln ermöglicht.
• Nicht alle Maulkörbe sind gepolstert, vor allem am Innenbereich (der auf der Schnauze aufliegt). Hier können sie bei Bedarf auch selbst Hand anlegen und beispielsweise einen weichen Stoff- oder Fleece-Streifen für mehr Komfort Ihres Hundes nachträglich annähen.
• Bedenken Sie bei der Materialauswahl ebenso die gute Reinigungsfähigkeit des Maulkorbes und dass dieser regelmäßig z.B. von Futterrückständen, Schmutz etc. gereinigt werden muss.

Unser Tipp: Definieren Sie zunächst, wofür Ihr Hund einen Maulkorb benötigt (Beiß- und Giftköderprävention, Training, …), danach die wichtigen Kriterien, die jedes Modell erfüllen soll (kann Ihr Vierbeiner damit trinken, fressen, hecheln?) und zum Schluss Ihre persönlichen Ansprüche an den Maulkorb (leicht, vegan, gut gepolstert, …). Wenn Sie eine klare Vorstellung davon haben, was Sie für Ihren vierbeinigen Freund brauchen, gehen Sie mit ihm in ein gutes Fachgeschäft und lassen Sie sich beraten. Wenn es für Ihren Hund dort möglich ist, probieren Sie die Modelle, die Ihnen am geeignetsten erscheinen, direkt an ihm aus. Mittlerweile gibt es auch gute Internetgeschäfte/ Onlineanbieter für Maulkörbe, bei denen Sie nach Abmessen Ihres Hundes einen passenden Maulkorb anfertigen lassen können.

Ebenso ist eine Maulschlaufe KEIN adäquater Ersatz dessen, sondern dient ausschließlich der kurzzeitigen Beißprävention beim Tierarzt. Sie ist aus geschlossenem Nylon und sitzt relativ eng um die Schnauze des Hundes (um einen Biss zu verhindern) und erfüllt damit nicht die Mindestanforderungen (fressen, trinken, hecheln) an einen Maulkorb. Im heißen Sommer können die Hunde damit sogar sehr leicht überhitzen, wenn sie z.B. fälschlicherweise als Maulkorbersatz in den öffentlichen Verkehrsmitteln verwendet werden!

Auf dem Markt gibt es vermeintlich “lustige” Maulkörbe, die einem Hund ein breites Grinsen verpassen oder einen bedrohlich wirkenden Fang. Nehmen Sie Abstand davon; wahren Sie die Würde Ihres Vierbeiners und vermeiden Sie beängstigende Wirkungen auf andere Hunde und andere Menschen (insbesondere Kinder). Zudem ist das Wohlbefinden Ihres Hundes ggf. gefährdet, z. B. durch unzureichende Atmungsmöglichkeit, und eine Beißprävention ist hier höchstwahrscheinlich nicht gegeben.

Wie bei jeder von uns empfohlenen Art des Hundetrainings ist die positive Assoziation sehr wichtig, das gilt auch beim Maulkorbtraining. Hierzu ein paar Tipps zur Vorgehensweise:

Bei der Gewöhnung an den Maulkorb ist das schrittweise positive Training besonders wichtig. Hierbei führen Sie Ihren Hund langsam mithilfe von Leckerli, Lob und Streicheleinheiten – je nach Vorliebe des Hundes - an den Maulkorb heran. Legen Sie die Naschereien in den Maulkorb; Ihr Hund darf nun seine Schnauze hineinstecken und die Leckerlis herausnehmen. Wenn Ihr Hund keine Angst hat, seine Schnauze in den Korb zu stecken und dort kurz zu verweilen, vergrößern Sie schrittweise die Zeitspanne, die der Hund aktiv mit der Schnauze im Maulkorb bleibt. Wichtig ist, dass Sie den Maulkorb aktiv wegnehmen, damit der Hund nicht lernt, den Kopf allein herauszuziehen. Bewegen Sie sich nicht aktiv auf den Hund zu oder stecken den Maulkorb auf seine Schnauze – er sollte immer freiwillig und freudig hineinschlüpfen! Nach und nach können Sie dann anfangen, den Maulkorb vorsichtig zu schließen, wieder abzunehmen und Ihren Vierbeiner weiterhin fleißig zu loben und zu belohnen. Dehnen Sie die Zeit mit dem verschlossenen Maulkorb immer weiter aus, bis Ihr Hund ohne Probleme damit herumläuft. Wenn das zuhause sehr gut funktioniert, können Sie anfangen auch rauszugehen oder ggf. Maulkorb-taugliche, lustige Aktivitäten draußen machen. Denken Sie immer daran, den Maulkorb – im Training oder späteren Alltag - rechtzeitig herunterzunehmen, bevor er den Hund stört, damit er nicht lernt, wie er ihn selbst abstreift o. ä.

Im Idealfall beginnen Sie bereits im Welpen-/Junghundealter mit einer langsamen, schrittweisen und positiven, belohnungsbasierten Gewöhnung an den Maulkorb für eine nachhaltige, positive Verknüpfung.

Sollten Sie Fragen zur praktischen Umsetzung des oben beschriebenen positiven Maulkorbtrainings oder zum Beispiel spezielle Probleme mit Ihrem Hund haben, wie (übersteigertes) Aggressionsverhaltens o. ä., kontaktieren Sie bitte umgehend eine/n kompetente/n, qualifiziert/e Hundetrainer:in, um die Situation über individuelles, gezieltes Management und nachhaltiges Training möglichst schnell zu „entschärfen“, zu verbessern und zu lösen!

Die Menschen reagieren oft anders auf einen Hund, der einen Maulkorb trägt und Sie können dadurch manchmal auf Vorurteile stoßen. Das ist etwas, das Sie überwinden müssen. Konzentrieren Sie sich stattdessen auf die Vorteile des Maulkorbes für Ihren vierbeinigen Freund. Wenn Sie einen Maulkorb gewählt haben, der richtig sitzt und wenn Sie sich die Zeit genommen und Mühe gemacht haben, Ihren Hund langsam an das Tragen eines Maulkorbes zu gewöhnen, dann können Sie sicher sein, dass Sie als Hundehalter:in verantwortungsbewusst handeln, ganz gleich, was andere sagen mögen.

Die Menschen reagieren oft anders auf einen Hund, der einen Maulkorb trägt und Sie können dadurch manchmal auf Vorurteile stoßen. Das ist etwas, das Sie überwinden müssen. Konzentrieren Sie sich stattdessen auf die Vorteile des Maulkorbes für Ihren vierbeinigen Freund. Wenn Sie einen Maulkorb gewählt haben, der richtig sitzt und wenn Sie sich die Zeit genommen und Mühe gemacht haben, Ihren Hund langsam an das Tragen eines Maulkorbes zu gewöhnen, dann können Sie sicher sein, dass Sie als Hundehalter:in verantwortungsbewusst handeln, ganz gleich, was andere sagen mögen.