Rind in einem Transporter

Faules Abkommen für Kälbertransporte nach Italien

VIER PFOTEN: Keine Ahnung, wo die Kälber hinkommen

7.11.2022

Wien - Eine am 31.10. von der Regierung beantwortete parlamentarische Anfrage der NEOS zum Thema Kälbertransporte lenkt erneut die Aufmerksamkeit auf ein bereits 2019 still und heimlich ausgehandeltes Abkommen zwischen Österreich und Italien, das erst vor kurzem an die Öffentlichkeit kam. Österreichische Kälber werden regelmäßig nach Italien verbracht, wobei Bozen dann nur als „vorläufiger Bestimmungsort“ der Reise gilt; die Tiere können nach nur einer kurzen Rast weiter transportiert werden. 

VIER PFOTEN sieht hier vor allem ein gravierendes Problem: Österreichische VeterinärInnen, die Kälbertransporte im Vorfeld abfertigen müssen, haben durch diese Regelung keine Ahnung, was das eigentliche Endziel der Reise ist.

„Das EU-Recht schreibt eine so genannte Plausibilitätsprüfung vor. Diese ist ohne Wissen um den eigentlichen Bestimmungsort nicht möglich. Auf diese Weise dürften eigentlich überhaupt keine Kälbertransporte abgefertigt werden. Mit diesem Abkommen geben die österreichischen Behörden die Verantwortung an der Grenze ab - und verstoßen gegen EU-Recht.“

Veronika Weissenböck, VIER PFOTEN Kampagnenleiterin

Im Jahr 2021 haben laut der Beantwortung der parlamentarischen Anfrage 76 von 163 Transporten  von Kälbern aus Vorarlberg die Sammelstelle Bozen als vorläufigen Bestimmungsort angegeben, insgesamt 1.430 von 2.934 Kälbern. Von Salzburg aus wurden 2021 2.712 Kälber ins Ungewisse geschickt und nach den Vorgaben des bilateralen Abkommens abgefertigt.

Nach wie vor enden viele Kälber in EU-Drittstaaten, die aus Tierschutzgründen hoch problematisch sind. Der Weg führt dabei nach wie vor häufig von Bozen aus über Spanien, wo die Kälber gemästet werden. Allerdings ist die Mast in vielen Fällen wieder nicht der endgültige Bestimmungsort. 2021 wurden ca. 9.000 österreichische Kälber über Bozen nach Spanien verbracht. Ein Teil der Kälber wird dann per Schiffstransport weiter in Hochrisikostaaten nach Nordafrika und den Nahen Osten verfrachtet, wo sie unter grausamsten Bedingungen und ohne Betäubung geschlachtet werden.

Veronika Weissenböck: „Österreichische Behörden dürfen keinen Transport genehmigen, der nur einen vorläufigen Bestimmungsort beinhaltet! Wir sprechen von wenigen Wochen alten Tieren, die schon allein auf dem Weg vom landwirtschaftlichen Betrieb bis hin zur österreichischen Sammelstelle und dann weiter nach Bozen eine wahre Tortur erleben. Wir müssen uns vor Augen halten: Die Kälber sind in der Regel nicht entwöhnt, das heißt, sie bräuchten noch Milchnahrung. Auch nach der aktuellen Novelle der Tiertransport-Gesetzgebung in Österreich dürfen Kälber schon mit drei Wochen transportiert werden. Es ist inakzeptabel, dass nicht-entwöhnte Kälber auf Langstreckentransporten leiden müssen; ja, mehr noch: Es wird alles dafür getan, dass diese Transporte auch weiterhin möglich sind. Wir fordern die Regierung auf, diese unsäglichen Kälbertransporte ein für alle Mal zu verbieten.“

Kühe in einem Transporter

Setzen wir grausamen Tiertransporten ein Ende


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