
Grausame Praktiken an Tieren in der Landwirtschaft
Intensive oder auch industrielle Tierhaltung verursacht oft schwere Tierquälerei und setzt die Tiere systemischen Leiden, Schmerzen und Ängsten aus.
Dem Großteil der Tiere in der Landwirtschaft geht es während ihres gesamten Lebens schlecht und sie können aufgrund der Gegebenheiten ihrer Haltungsbedingungen ihren natürlichen Bedürfnissen nicht nachgehen. In den meisten Haltungssystemen können Tiere in der Landwirtschaft weder die Sonne sehen noch Gras oder Erde unter den Klauen bzw. Krallen spüren - sie werden oft ohne jegliche außenklimatischen Reize gehalten. In Innenräumen müssen sie unter extremen Einschränkungen leben - sie leiden unter hoher Besatzdichte, unzureichendem Platzangebot, mangelndem Beschäftigungsmaterial, schlechter Luftqualität und Hitzestress. All dies führt zu schweren Leiden der Tiere und somit zu Verhaltensstörungen.
Viele Tiere erhalten nur das Nötigste an tierärztlicher Versorgung und werden häufig grausamen und schmerzhaften Verstümmelungen unterzogen, z.B. Enthornung oder Kastration, ohne Betäubung und ohne jegliche Schmerzlinderung. Anstelle eines artgerechten qualitativ hochwertigen Futters, das nicht nur für die Erhaltung ihrer körperlichen Gesundheit unerlässlich ist, sondern ihnen auch die Möglichkeit gibt, ihr natürliches Verhalten auszuleben, erhalten sie in der Regel ein nicht artgemäßes, hochkonzentriertes Futter. Die Tiere haben meist keinen Zugang zu Auslauf oder Weide, sondern werden in engen Ställen gehalten, denen es an den meisten Dingen fehlt, die sie brauchen, um sich wohlzufühlen. Bei Rindern, Schweinen, Schafen und Ziegen ist ein sauberer und weicher Liegeplatz entscheidend für die Erfüllung des artspezifischen Ruhe- und Komfortverhaltens und die Klauengesundheit sowie bei Wiederkäuern für die Verdauung. Bei Geflügel sind erhöhte Sitzgelegenheiten für die Erfüllung des artspezifischen Ruheverhaltens unerlässlich. Tiere, die im Freien gehalten werden, haben nicht immer einen notwendigen Unterstand, um sich vor widrigen Wetterbedingungen schützen zu können4.
Jungtiere werden in der Regel in sehr jungem Alter von ihren Müttern getrennt. Dabei werden manche von ihnen, wie z.B. Kälber, in den ersten Lebenswochen in Einzelhaltung aufgezogen und unnatürlich ernährt. Einzelhaltung ist äußerst schädlich für ihre Gesundheit1 2 da sie Herdentiere sind und in sozialen Gruppen gehalten werden sollten.
Bevor die Tiere geschlachtet werden, werden viele von ihnen stunden-, tage- oder sogar wochenlang transportiert, oft über mehrere Ländergrenzen hinweg, auf dem Land- oder Seeweg. Anschließend werden sie oft unter grausamen Bedingungen mit schlechten oder gar keinen Tierschutzbestimmungen geschlachtet, meist sogar ohne vorherige Betäubung. Sowohl der Transport als auch die Schlachtung verursachen enorme Schmerzen, Leiden und Ängste.
All diese grausamen Praktiken finden sich weltweit bei allen Arten von Tieren in der Landwirtschaft, mit leichten Unterschieden zwischen den Ländern und einzelnen Arten (siehe unten detailliertere Ausführungen für Österreich).

Schweine

Wassergeflügel

Kaninchen/Hasen
Schweine
- Vollspaltenböden (in Österreich ab 2040 verboten, seit 2023 für Neu- und Umbauten verboten)
- Lebendtiertransporte
- Brutale Schlachtmethoden
- Eingriffe/Verstümmelungen
- Trennung von Muttersau und Ferkeln
- Hochkonzentrierte Fütterung
- Qualzucht
- Sauen in Kastenstandhaltung (in Österreich ab 2033 verboten)
- Extreme Einschränkungen (in Ställen)


Rinder
- Qualzucht
- Vollspaltenböden
- Trennung von Mutterkuh und Kalb
- Lebendtiertransporte
- Eingriffe/Verstümmelungen
- Brutale Schlachtmethoden
- Hochkonzentrierte Fütterung
- Anbindehaltung (dauernde Anbindehaltung in Österreich ab 2030 verboten)
- Kälber in Einzelhaltung


Schafe
- Brutale Schlachtmethoden
- Lebendtiertransporte
- Eingriffe/Verstümmelungen
- Grober Umgang beim Scheren
- Hochkonzentrierte Fütterung
- Milchschafe: Trennung von Mutterschaf und Lämmern (in Österreich verboten)
- Qualzucht (in Österreich verboten)
- Lämmerverstümmelung (in Österreich verboten)


Ziegen
- Brutale Schlachtmethoden (in Ländern des globalen Südens)
- Lebendtiertransporte
- Eingriffe/Verstümmelungen
- Anbindehaltung
- Hochkonzentrierte Fütterung
- Bei Milchziegen: Trennung von Mutterziege und Kitzen (in Österreich verboten)
- Bei Wollziegen: grutaler Umgang beim Scheren und Kämmen (in Österreich verboten)


Hühner
- Hohe Besatzdichte
- Lebendtiertransporte
- Grausamer Umgang
- Brutale Schlachtmethoden
- Qualzucht
- Extreme Einschränkungen (in Ställen)
- Kükentöten in der Eierindustrie (in Österreich ist das "sinnlose Kükentöten" verboten, zur Futtergewinnung aber erlaubt)
- Eingriffe/Verstümmelungen (in Österreich verboten)
- Legehennen in Käfighaltung (in Österreich ist die Käfighaltung verboten, in vielen verarbeiteten Lebensmitteln und der Gastronomie sind jedoch immer noch Käfigeier aus dem Ausland enthalten)


Wassergeflügel
- Hohe Besatzdichte
- Haltung von Moschusenten (Einzelgänger)
- Lebendtiertransporte
- Brutale Schlachtmethoden
- Kein Wasserzugang (in Österreich verboten)
- Eingriffe/Verstümmelungen (in Österreich verboten)
- Stopfmast (Stopfleber), Töten weiblicher Küken (in Österreich verboten)
- Käfighaltung (in Österreich verboten)
- Lebendrupf (in Österreich verboten)


Puten
- Extreme Einschränkungen (in Ställen)
- Grausamer Umgang
- Eingriffe/Verstümmelungen
- Lebendtiertransporte
- Brutale Schlachtmethoden
- Qualzucht
- Hohe Besatzdichte


Kaninchen/Hasen
- Extreme Einschränkungen (in Ställen)
- Einzelhaltung der Zuchttiere
- Lebendtiertransporte
- Qualzucht
- Brutale Schlachtmethoden
- Käfighaltung (in Österreich verboten)
- Eingriffe/Verstümmelungen (in Österreich verboten)
- Grausamer Umgang im Allgemeinen sowie beim Scheren und Kämmen (Angorawolle) (in Österreich verboten)
- Drahtgitterböden (in Österreich verboten)


Quellenverweis
2. De Paula Vieira A, von Keyserlingk MAG, Weary DM. Effects of pair versus single housing on performance and behavior of dairy calves before and after weaning from milk. Journal of Dairy Science. 2010;93(7):3079–3085. https://doi.org/10.3168/jds.2009-2516
3. STATISTIK AUSTRIA. Agrarstrukturerhebung 2020. https://www.statistik.at/atlas/as2020/
4. Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft. Tabellen Tierische Produktion 2024. https://info.bml.gv.at/themen/landwirtschaft/landwirtschaft-in-oesterreich/tierische-produktion/tierische-produktion-2023.html
5. Fleckvieh Austria. Milchleistungsergebnisse. Leistungsabschluss 2024. https://www.fleckvieh.at/zucht/fleckvieh/leistungsabschluss/
6. Bundesanstalt für Agrarwirtschaft und Bergbauernfragen. Marktbericht Vieh und Fleisch - Rinder - Kälber - Schweine - Geflügel. 2024 Jul 11. https://bab.gv.at/index.php?option=com_rsfiles&folder=Prognosen_Marktberichte&Itemid=477&lang=de
7. Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz. Transportdialog 2021.
8. Maisack C, Rabitsch A. Transporte von Rindern und Schafen in Tierschutz-Hochrisikostaaten gehen weiter. Amtstierärztlicher Dienst und Lebensmittelkontrolle. 2020;27. Jahrgang–1 / 2020.
9. Lee C, Fisher AD. Welfare consequences of mulesing of sheep. Australian Veterinary Journal. 2007;85(3):89–93. https://doi.org/10.1111/j.1751-0813.2007.00114.x
10. Geflügelgesundheitsdienst QGV. Bericht Branchenvereinbarung “Futterküken” 2023. QGV; 2021. https://www.qgv.at/allgemein/2-futterkueken-report-2023/#:~:text=Die%20elektronische%20Dokumentation%20von%20Futterk%C3%BCken,Registrierung%20bei%20der%20QGV%20unterlaufen.
11. Gray H et al. Why Do Hens Pile? Hypothesizing the Causes and Consequences. Frontiers in Veterinary Science. 2020;7:616836. https://doi.org/10.3389/fvets.2020.616836
12. SNEG Servicestelle für nachhaltige Beschaffung von Ei & Geflügel. Eier mit dem AMA-Gütesiegel: Eine sichere Wahl! 2022 Jänner [accessed 2025 Feb 19]. https://gefluegelwirtschaft.at/wp-content/uploads/Broschuere_Ei_31.1.2022-1.pdf?_jtsuid=15497169409972765791208
13. VIER PFOTEN Österreich. VIER PFOTEN deckt Tierquälerei in der Mode auf. VIER PFOTEN in Österreich - Tierschutz. Weltweit. 2022 Feb 11. https://www.vier-pfoten.at/unsere-geschichten/news-und-blog/vier-pfoten-deckt-tierquaelerei-in-der-mode-auf