Bei Mastrindern handelt es sich um Stiere (unkastrierte männliche Tiere), seltener Ochsen (kastrierte männliche Tiere), Kalbinnen (weibliche Rinder, die noch kein Kalb geboren haben) oder “unproduktive” Milchkühe, die zur Fleischproduktion gemästet werden.
Die männlichen Tiere der in Österreich am häufigsten vorkommenden Rasse Fleckvieh, aber auch anderer Rassen und weibliche Tiere, die nicht in der Milchproduktion gebraucht werden, landen in der Mast. Es gibt auch Rinderrassen, die rein für die Fleischproduktion eingesetzt werden. Von diesen Rassen werden weibliche und männliche Tiere gemästet.
Da die Rasse Fleckvieh in Österreich ca. 74 % aller Rinder ausmacht, kommen Fleckvieh-Stiere besonders häufig in der Rindermast vor. Die Stiere dieser Zweinutzungsrasse sind außerdem für die Fleischproduktion besonders interessant, da sie sehr gute Futterverwerter sind und rasch und gut an Gewicht zunehmen. Um möglichst schnell ihr Endgewicht von im Durschnitt 710 kg zu erreichen (durchschnittliches Lebendgewicht der österreichischen Rinder bei der Schlachtung)4, werden die meisten von ihnen ihr ganzes Leben in Ställen ohne Auslauf gehalten, kommen nie auf die Weide und werden intensiv mit einem hohen Getreideanteil gefüttert.
In Österreich stehen einem Mastrind mit 650 kg Lebendgewicht oder mehr laut 1. Tierhaltungsverordnung gerade einmal 3 m2 zum Leben zur Verfügung. Mehr als 50 % der Mastrinder (männlich und weiblich) werden auf sogenannten Beton-Vollspaltenböden ohne Einstreu und ohne separaten Liegebereich gehalten5. Expertinnen und Experten schätzen, dass 70 % der Maststiere (also nur die männlichen unkastrierten Tiere) auf Vollspaltenböden gehalten werden6. Auf engstem Raum und ohne Zugang zu Außenklima, ist ihre einzige Beschäftigung das Fressen und das Wiederkäuen. Einige Mastrinder werden auch noch in Anbindehaltung gehalten.
Wer Rinder näher kennen gelernt hat, weiß, dass sie eine ausgeprägte und sehr individuelle Persönlichkeit haben. Sie leben in Herden, in denen klare Hierarchien gelten. Aufgrund ihrer Ernährungsweise verbringen sie unter natürlichen Bedingungen die meiste Zeit ihres aktiven Tages mit Grasen und legen dabei bis zu 13 Kilometer am Tag zurück7,8. Ihre Klauen sind an das Gehen auf weichem Grasland angepasst9. Als soziale Wesen schließen sie Freundschaften, also engere Beziehungen mit einzelnen Tieren in der Herde, die ihr ganzes Leben lang bestehen können. Diese Tiere können dabei beobachtet werden, wie sie wiederholt nah zusammen liegen oder gegenseitige Körperpflege betreiben. Als Kälber spielen sie gerne indem sie miteinander laufen, sich gegenseitig jagen und sich gegenseitig anstoßen. Auch erwachsene Rinder lieben es zu laufen.
Die natürliche Lebenserwartung von Rindern liegt bei 20 Jahren10. In der kommerziellen Rindermast werden sie im Durchschnitt mit nur 18 Monaten geschlachtet.
Ein Leben auf Vollspaltenböden und unter beengten Verhältnissen
Ein Mastrind hat in Österreich laut Tierschutzgesetz (1. Tierhaltungsverordnung) mit einem Gewicht ab 650 kg gerade einmal 3 m2 zum Leben zur Verfügung11. Auf dieser geringen Fläche muss es fressen und wiederkäuen, ausruhen, schlafen, Körperpflege sowie soziale Interaktionen durchführen. Das ist in keinster Weise ausreichend Platz für all diese Verhaltensweisen. Zugang zu einer Weide gibt es vor allem für die klassischen Maststiere auf Vollspaltenboden nie. Ins Freie, zum Beispiel in einen Auslauf, kommen sie ebenfalls nicht.
Der Großteil vor allem der männlichen Rinder, die als Masttiere gehalten werden, leben in kleinen Gruppen in geschlossenen Ställen mit Beton-Vollspaltenböden. Das Leben auf den harten Vollspaltenböden hat schwerwiegende Auswirkungen auf die sensiblen Tiere. Neben körperlichen Erkrankungen treten auch psychische Beschwerden auf, die sich durch Verhaltensstörungen und Stereotypien zeigen. Betroffen sind nicht nur Einzeltiere; die negativen Auswirkungen sind bei einem Großteil der Tiere zu finden12.