Vorurteile über Tierheimtiere
Über Tiere aus dem Tierheim gibt es so einige falsche Annahmen und Vorurteile
Tierheime müssen sich ständig gegen Vorurteile und Irrglauben wehren. Diese haben starke Auswirkungen auf die Tiere in ihrer Verantwortung. Die meisten Irrtümer drehen sich um Alter und Gesundheit der Hunde, Katzen und Kleintiere. Die fatalen Folgen: Tierfreunde suchen erst gar nicht im Tierheim nach einem neuen Weggefährten - dabei kann wirklich jeder fündig werden! Wir klären über die verbreitesten Vorurteile über Tierheimtiere auf.
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Vorurteil 1: Die Tiere sind alle krank
Gut geführte Tierheime legen viel Wert auf die Gesundheit der Tiere und achten deshalb auf eine exzellente medizinische Versorgung ihrer Schützlinge. In den meisten Tierheimen befinden sich sogar Tierärzte direkt vor Ort. Die Tiere sind zum Abgabezeitpunkt geimpft, gechippt, entwurmt und gegen Parasiten behandelt – das medizinische Starterpaket ist somit immer vollständig. Je nach Alter werden sie auch bereits kastriert.
Bei Tieren, die tatsächlich unter bestimmten medizinischen Auffälligkeiten leiden und bei denen eine fortlaufende Behandlung notwendig ist, wird transparent kommuniziert – dies liegt natürlich auch immer im Interesse des Tierheims, um keine Rückgabe des Tieres zu riskieren. Dass Tiere im Laufe ihres Lebens erkranken können, ist leider nicht immer vermeidbar – eine lebenslange Gesundheit ist aber auch bei einem Zuchtwelpen keine Garantie.
Vorurteil 2: Tierheimtiere sind schlecht sozialisiert und haben Verhaltensprobleme
Es gibt viele verschiedene Umstände, warum ein Tier im Tierheim landet. Das kann eine veränderte finanzielle Situation des früheren Halters sein, ein Todesfall, oder eine veränderte Wohnsituation. Nicht alle Tiere, die in Tierheimen landen, haben daher dieselbe Vorgeschichte!
Das heißt, viele von ihnen haben bereits eine gute Sozialisierung genossen und zeigen keine besonderen Verhaltensauffälligkeiten. Tierheime achten grundsätzlich sehr auf eine gute Erziehung und Sozialisierung aller Tiere im Laufe ihres Aufenthalts – denn das erhöht ihre Adoptionschancen und erleichtert ihnen den Übergang in eine neue Familie. Und ein großer Vorteil: Auch nach der Übernahme eines Tieres wird man vor allem in der Anfangsphase von den Trainern des Tierheims unterstützt!
Vorurteil 3: Alle Tiere im Tierheim sind alt
Es werden in Tierheimen Tiere unterschiedlichsten Alters aufgenommen - denn nicht das Alter bestimmt, wann ein Tier in ein Tierheim gegeben werden muss, sondern lediglich die Umstände. Auch ausgesetzte trächtige Muttertiere, ausgesetzte Welpenwürfe ohne Muttertier oder ungeplante Würfe landen regelmäßig in Tierheimen. Sucht man speziell nach einem Welpen, muss man nur manchmal ein wenig Geduld üben - wie auch bei einem seriösen Züchter, der oft Wartelisten für einen Wurf hat.
Vorurteil 4: Tierheimtiere haben alle Verhaltensprobleme
Fakt ist: Die meisten Tiere zeigen keine groben Verhaltensauffälligkeiten - man muss immer bedenken, dass viele Tiere nicht abgegeben werden, weil sie verhaltensauffällig sind, sondern weil besondere Umstände dazu beitragen. Dass bedeutet, dass nicht jede “Vorgeschichte” eine schwierige sein muss – auch wenn dieses Wort sehr negativ behaftet ist! Manche Tiere entwickeln Verhaltensauffälligkeiten lediglich auf Grund des oft stressigen Tierheim-Umfeldes, die sich im neuen Zuhause wieder legen. Andere Tiere mit Verhaltensauffälligkeiten werden nur an erfahrene Besitzer mit Trainings-Vorkenntnissen vermittelt. Auch diesen Tieren kann jedoch mit einem Verhaltenstrainer, der mit einer gewaltfreien Methode arbeitet, geholfen werden. Man muss bedenken, dass Tiere solche negativen Verhaltensweisen möglicherweise auf Grund einer vorherigen schlechten Haltung entwickelt haben und daher eine geduldige, einfühlsame Hand benötigen.
Vorurteil 5: Im Tierheim gibt es keine Rassehunde und -katzen
Selbst reinrassige Tiere werden in Tierheime abgegeben, weil es beispielsweise die Lebensumstände der früheren Halter so erfordern. Aufgrund des illegalen Welpenhandels sind in jüngerer Vergangenheit viele Jungtiere, ausgesetzte Welpen oder sogar ganze Würfe reinrassiger Hunde und Katzen in Tierheimen abgegeben worden.
Vorurteil 6: Die Adoptionsanforderungen sind in Tierheimen zu hoch
Tierheime müssen sich an die gesetzlichen Mindestanforderungen der Tierhaltung bestimmter Arten halten, und haben überdies hinaus oft noch weitere Voraussetzungen, um das Wohlbefinden des Tieres in seinem zukünftigen Zuhause gewährleisten zu können. Je ausführlicher man sich vorab über die Wunschtierart, die Rasse und die allgemeinen Anforderungen informiert, desto höher sind die Adoptionschancen. Es sollte dann auch selbstverständlich sein, dass beispielsweise Katzenwelpen oder Kaninchen nicht in eine Einzelhaltung, ängstliche Hunde nicht in die Stadt, und generell jegliche Tiere nicht als Geschenk für Kinder vermittelt werden.
Vorurteil 7: Mit einem Tierheim-Tier holt man sich ein “Überraschungsei” ins Haus
Natürlich entfaltet sich die Persönlichkeit eines Tieres mit steigendem Selbstbewusstsein noch im Laufe der Eingewöhnungsphase im neuen Zuhause, aber dennoch: Ein Vorteil der Adoption aus dem Tierheim ist, dass qualifiziertes Personal die Charaktergrundzüge der Tiere bereits gut kennt.
Hierzu zählen nicht nur Tierpfleger, Tiertrainer und das Vergabeteam, sondern oft auch Ehrenamtliche, die sich regelmäßig mit den Tieren beschäftigen. Gerade bei erwachsenen Tieren erhält man somit bereits vorab eine ausführliche Charakterbeschreibung.
Weiters hat man die Möglichkeit, ein Tier dank mehrmaligen Besuchen wirklich gut kennenzulernen und zu testen, ob die Chemie passt. Es liegt immer im Interesse des Tierheim-Teams, perfekte Matches zu finden – schlussendlich möchte man, dass das Tier nicht wieder im Tierheim landet, sondern bis zu seinem Lebensende ein tolles Zuhause hat!
Vorurteil 8: Mit einem erwachsenen Tier kann ich nicht dieselbe Verbindung aufbauen wie mit einem Welpen/Jungtier
Auch mit erwachsenen Tieren kann man eine ebenso enge Bindung aufbauen wie mit Welpen bzw. Jungtieren – hierfür ist lediglich ein Beziehungsaufbau notwendig, der auf einem positiven, nicht-aversiven Umgang mit schönen gemeinsamen Erlebnissen basiert.
Sind Grundbedürfnisse gedeckt und dürfen Hobbys ausgelebt werden, steht einer engen Beziehung nichts mehr im Wege. Hierfür sollte man sich, wie es das Tierheim auch verlangt, schon vorab ausreichend Wissen über die jeweilige Tierart aneignen. Bitte beachten Sie: Nicht nur verschiedene Tierarten haben unterschiedliche Bedürfnisse, sondern auch einzelne Tiere mögen oft unterschiedliche Dinge auf Grund ihrer Vorgeschichte. Sprich: Nicht alle sind beispielsweise fürs stundenlange Schmusen geeignet!