Quälende Halsbänder
Warum Würgehalsbänder und Co sinnlos sind und der Hund darunter leidet
Gerade online werden von selbsternannten Hundetrainern oft Halsbänder angepriesen, die durch „Korrekturen“ bei der Erziehung von Hunden helfen sollen. Diese Halsbänder sind allerdings nicht nur strengstens verboten, sondern verursachen auch Schmerz, Stress und Angst. Sie sollen so den Hund dazu zwingen, gewisse Verhaltensweisen zu ändern.
Ganz klar sei gesagt: Es ist in Österreich verboten, einem Tier ungerechtfertigt Schmerzen, Leiden oder Schäden zuzufügen oder es in schwere Angst zu versetzen (Tierschutzgesetz § 5 Abs.1). Darunter fallen unterschiedliche Hilfsmittel und Trainingstools, aber vor allem auch „Qual-Halsbänder”, auf die wir weiter unten eingehen werden.
Das österreichische Tierschutzgesetz besagt:
- Das In-Verkehr-Bringen, der Erwerb, der Besitz und die Verwendung von Stachelhalsbändern, Korallenhalsbändern oder elektrisierenden oder chemischen Dressurgeräten ist, mit der Ausnahme von Diensthunden, verboten (§ 5 Abs. 2 Z 3a und Abs. 4).
- Die Verwendung von technischen Geräten, Hilfsmitteln oder Vorrichtungen, die darauf abzielen, das Verhalten eines Tieres durch Härte oder durch Strafreize zu beeinflussen, ist verboten (§ 5 Abs. 2 Z 3b)
- Die Verwendung von Halsbändern mit einem Zugmechanismus, der durch Zusammenziehen das Atmen des Hundes erschweren kann, ist verboten (§ 5 Abs. 2 Z 3c).
Beispiele für verbotene Gegenstände
Zeigt der Hund ein bestimmtes Verhalten, gibt es für dieses immer einen Grund – ein Hund ist nicht einfach nur „ungehorsam”, auch wenn die Gründe für uns oft nicht sofort erkennbar sind. Gründe, warum ein Hund z.B. an der Leine zieht, könnten sein: Stress, Unsicherheit, Mangel an Alternativen, Aggressionsverhalten bis hin zu massiver Angst. Arbeite ich nun mit Strafreizen (wie etwa bestimmten Hilfsmitteln), wird der Hund in einer für ihn ohnehin schon unangenehmen Situation auch noch mit Schmerzen bestraft. Achtung: Schmerzen können Angstverhalten und Aggressionsverhalten verursachen bzw. verstärken. Auch die Gefahr von Fehlverknüpfungen (beispielsweise: Menschen sind böse!) oder Traumata ist hoch.
Die Verwendung folgender Halsbänder ist für Privatpersonen illegal:
- Stachel-/Korallenhalsband: Die Metallstacheln an der Innenseite dieser Halsbänder bohren sich in den Hals des Hundes, sobald er an der Leine zieht. Dies verursacht dem Hund Schmerzen und kann über längere Zeit zu Wunden und Verletzungen im Halsbereich führen.
- Elektrisierendes Dressurgerät: Auch Schock- und Elektrohalsband oder Teletak genannt. Dabei handelt es sich um Halsbänder mit eingebauten Elektroimpulsgeräten. Mit einem Handsender kann dem Tier per Knopfdruck ein Stromschlag versetzt werden, sobald Fehlverhalten des Hundes auftritt.
- Chemisches Dressurgerät: Es gibt einerseits Handsprays, mit denen man bei unerwünschtem Verhalten auf das Tier zielt, andererseits auch Halsbänder, die solch eine Sprühkatusche bereits beinhalten (Sprühhalsbänder). Auch hier kann dann, wie beim Schockhalsband, per Knopfdrucks ein Sprühimpuls freigesetzt werden. Der Duft (zB. Zitrone oder Senf) ist für den Hund äußerst unangenehm. Außerdem bleibt der Geruch im Fell möglicherweise haften, was dazu führt, dass der Hund den Zusammenhang zwischen störendem Geruch und unerwünschtem Verhalten nicht mehr herstellen kann. Damit besteht kein Lerneffekt.
- Anti-Bell-Halsband: Ebenfalls in der Regel elektrische Halsbänder, bei denen der Hund – sobald er zu bellen beginnt – per Knopfdruck einem unangenehmen, lauten Ton oder Luftstoß ausgesetzt wird.
- Würgehalsband, Anti-Zieh-Halsband, Retrieverleine: Halsbänder (aus unterschiedlichstem Material), die sich auf Zug zusammenziehen. Verwendet man diese Halsbänder bzw. Retrieverleinen missbräuchlich, wie man es im Alltag bei vielen Hundetrainern beobachten kann, wird dem Hund regelrecht die Luft abgeschnürt. Per Gesetz ist die Verwendung von solchen Halsbändern nur mit sogenanntem Zugstopp erlaubt. Dieser muss so eingestellt sein, dass das Halsband nicht enger als der Halsumfang des Hundes werden kann. Während des Tragens darf der Zugstopp nicht verrutschen.
Es gibt Hundetrainer, die propagieren, das Würgehalsband direkt hinter den Ohren anzusetzen. An der obersten Stelle des Halses benötigt man nur wenig Kraft, um den Hund zu korrigieren. Warum? Weil sich hier der empfindlichste Teil des Halses befindet. Jeder Ruck und jeglicher Druck sind dort somit noch schmerzhafter für das Tier und die Verletzungsgefahr enorm. Dies ist tierschutzwidrig!
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Gesundheitliche Schäden
Der Halsbereich ist sehr schmerzempfindlich und besteht nicht nur aus Muskeln. Hier befinden sich wichtige Körperstrukturen und Organe wie der Kehlkopf, die Halswirbelsäule, die Schilddrüse und auch die Luft- und Speiseröhre.
Die inkorrekte Verwendung von Halsbändern, insbesondere aber auch die Verwendung von quälenden Halsbändern, kann somit zu gravierenden gesundheitlichen Schäden führen. Während ständiges Leinenziehen beispielsweise Halswirbelschäden, chronische Kehlkopfentzündungen, Bandscheibenvorfälle und Sehstörungen verursachen kann, gehen auch von kurzen, heftigen Zügen und Leinenrucken ein hohes Risiko aus.
In diesem Instagram-Live-Event Hilfsmittel für die Hundeerziehung vorgestellt, die von unseriösen Trainer:innen verwendet werden, großes Tierleid verursachen und in Österreich größtenteils verboten sind!
Fazit
Die Verwendung von illegalen Hilfsmitteln und strafbasierten Methoden hat absolut nichts mit einem fairem Hundetraining zu tun. Wählen Sie einen Weg, der die Bindung zu Ihrem Vierbeiner und das gegenseitige Vertrauen stärkt, nicht schädigt. Mehr zu einem positiven Hundetraining, das bindungsfördernd und bedürfnisorientiert ist, finden Sie hier.
Bereiten Ihnen bestimmte Verhaltensweisen Ihres Hundes Probleme im Alltag, suchen Sie sich Hilfe von wissenschaftlich arbeitenden Hundetrainern und informieren Sie sich bei seriösen Quellen, die sich nicht auf antiquiertes Wissen, wie etwa Alpha- und Rudelführertheorien, beziehen. Mehr dazu, wie Sie eine seriöse Hundeschule oder kompetente Hundetrainer finden, gibt es hier.