Schweine in Massentierhaltung

Fleischatlas 2021: 
Daten und Fakten über Tiere als Lebensmittel

Global 2000 und VIER PFOTEN fordern gemeinsam eine nachhaltige Strategie zur Reduzierung von Fleischkonsum und -produktion 

19.1.2021

Fleisch ist das Lebensmittel mit der größten Klimabelastung. Ursachen dafür sind die Vernichtung von Landflächen für den Futtermittelanbau, der Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln, die direkten Emissionen der Tiere, die Transporte und der hohe Wasserverbrauch bei der Produktion. 

Der aktuelle Fleischatlas 2021 für Österreich, der von GLOBAL 2000 gemeinsam mit VIER PFOTEN herausgegeben wird, warnt nun: Weltweit gibt es kein einziges Land mit einer nachhaltigen Strategie zur Reduktion von Fleischkonsum und -produktion. Österreich ist da leider keine Ausnahme.

Fleischatlas 2021

Fleischatlas 2021

Die österreichische Ausgabe des Fleischatlas 2021 ist ein Kooperationsprojekt der Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin, der Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 und VIER PFOTEN. Hier geht's zum Download:

Politik muss Rahmenbedingungen schaffen

Die österreichische Politik schiebt die Verantwortung in dieser Frage auf die Verbraucher ab. Um den Fleischkonsum nachhaltig zu verringern, müssen in erster Linie entsprechende staatliche Rahmenbedingungen geschaffen werden. 

  • Ein Verbot von Rabattaktionen bei Fleisch
  • Die Förderung pflanzlicher Alternativen, vor allem in der Gemeinschaftsverpflegung
  • Eine Gesetzgebung, die Umweltschutz, Tierwohl und eine faire Entlohnung für Landwirtinnen und Landwirte fördert
  • Eine verpflichtende Herkunfts- und Haltungs-Kennzeichnung für tierische Produkte

Weniger Nutztiere, aber in besserer Haltung

Im europäischen Vergleich liegt Österreich beim Fleischkonsum im Spitzenfeld. 2019 lag der Verzehr pro Kopf im Durchschnitt bei 62,6 Kilogramm. Erst in den letzten fünf Jahren ist ein leichter Rückgang zu verzeichnen, aber kein eindeutiger Trend. Problematisch ist, dass in keinem westlichen Industrieland der Fleischkonsum wesentlich zurückgeht. Es braucht stärkere Interventionen der Politik, um eine weitreichende Umstellung bei der Ernährung in der breiten Bevölkerung zu garantieren.

„Wir wissen aus Umfragen, dass für Österreicherinnen und Österreicher Tierschutz einen hohen Stellenwert hat. Die Politik trägt dem aber nicht Rechnung. Vor allem die gesetzlichen Standards in der Schweinehaltung sind eine Schande. Das System Fleischindustrie stützt sich vor allem auf Massenproduktion und Preisdruck."

Eva Rosenberg, Leitung VIER PFOTEN Österreich

Beispiel: Mastschweine (S. 18 & 19 im Fleischatlas)

Das meiste in Österreich verzehrte Fleisch stammt vom Schwein. Massenproduktion und Preisdruck sorgen für vielerlei Mängel bei der Stallhaltung und der Schweinemast insgesamt.

Probleme in der konventionellen Haltung sind:

  • Vollspaltenböden
  • Ferkelkastration ohne Betäubung
  • Kupieren der Ringelschwänze (trotz Verbot) und weitere Eingriffe
  • Zuchtsauen im Kastenstand
  • Einstreu ist nicht verpflichtend, ebenso wenig ein Außenbereich
  • Beschäftigungsmaterial wird nicht oder nicht ausreichend bereitgestellt

Die biologische Haltung garantiert dem Schwein ein etwas artgemäßeres Leben. Allerdings kommen in Österreich nur 2,7 Prozent der Tiere in diesen Genuss.

Der Grund für die weitgehend konventionelle und damit intensive Schweinehaltung in Österreich liegt im System Fleischindustrie, das sich vor allem auf Massenproduktion und Preisdruck stützt. Der Lebensmitteleinzelhandel und die Gastronomie befeuern dies zusätzlich mit zahlreichen Lockangeboten und Sonderaktionen für Fleisch. Der Preiskampf zerstört nicht nur die Wertigkeit von Fleisch und erhöht den Druck auf Umwelt und Landwirtschaft, er zementiert auch schlechte Standards bei der Haltung der Tiere.

VIER PFOTEN fordert:

  • Förderung artgerechterer Haltungssysteme
  • Kennzeichnung nach Herkunft und Haltung

Petition: Das Leiden der Schweine in Österreich

Beispiel: Kälbertransporte (S. 20 & 21 im Fleischatlas)

Zehntausende lebende Kälber verlassen jedes Jahr Österreich, um bei niedrigeren Tierschutzstandards gemästet zu werden. Eine Mangelernährung führt zum begehrten hellen Fleisch – das dann vielleicht wieder nach Österreich importiert wird.

Das Problem:

  • Länder mit großer Milchwirtschaft verursachen eine "Überproduktion" an Kälbern - die Aufzucht im eigenen Land lohnt sich aber für die Betriebe nicht
  • Die Kälber (nocht nicht entwöhnt - Saugkälber!) werden daher im Alter von nur wenigen Wochen über lange Strecken und viele Stunden transportiert - ohne Fütterung, und auch die Versorgung mit Wasser ist nicht immer sichergestellt (die Kälber können die Tränken in den Transportern oft noch nicht bedienen)
  • Kälber werden in Ländern mit „günstigen“ Bedingungen für die Mast – oft einhergehend mit niedrigen Tierschutzstandards – aufgezogen
  • Oft werden Kälber über den Zwischenstopp Italien oder Spanien in Drittstaaten wie Ägypten, Algerien oder Armenien weitertransportiert, wo es wahrscheinlich ist, dass die Tiere tierquälerischer Weise behandelt und geschlachtet werden

Die billige Produktion im EU-Ausland ist möglich, weil dort Kälber mit einer Mischung aus Wasser, Milchpulver und Palmöl gefüttert werden dürfen, obwohl dies eine qualvolle Mangelernährung für die Tiere bedeutet. Ihr Ziel ist möglichst helles Fleisch. Das Gesetz in Österreich hingegen schreibt vor, dass Kälbern ab einem gewissen Alter nicht nur Milch, sondern auch eisenhaltiges Raufutter wie Gras oder Heu gegeben werden muss. Das Fleisch dieser natürlich gefütterten Tiere ist dann rosarot, da Eisen das Fleisch dunkler färbt.

VIER PFOTEN fordert:

  • Aufbau der Kälbermast in Österreich
  • Es sollte nur mehr dunkles Fleisch von gesunden Kälbern angeboten werden dürfen
  • Kennzeichnung der Herkunft und Haltung, sowohl im Lebensmitteleinzelhandel, als auch in der Gastronomie
  • Vorgaben für die öffentliche Beschaffung, hin zumehr Tierwohl und Regionalität

Petition: Stoppt grausame Lebendtiertransporte

Junges Kalb in Kälberiglu

Das große Ganze: Tierschutz, klimaschutz & Ernährung


Viele weitere Artikel im Fleischatlas 2021 beleuchten die globalen Zusammenhänge von Fleischkonsum und Klimakrise

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