Aufregung in der Schweiz: Bund überlegt ein Verbot von Billigfleisch-Werbung
„Unanständig“: VIER PFOTEN fordert auch in Österreich ein Aus der Rabatte auf Lebensmittel
Wien/Bern - In der Schweiz wird derzeit eine hitzige öffentliche Debatte geführt: Das Schweizer Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) denkt nämlich darüber nach, Werbung für Billig-Fleisch zu verbieten. Als Grund nennt BLW-Vizedirektor Aebi in einem Interview mit der „NZZ am Sonntag“ die schlechte Klimabilanz von Fleisch. VIER PFOTEN fordert ein solches Verbot in Österreich seit langem, da Fleisch sowohl in Supermärkten als auch in der Gastronomie immer mehr zum Lockmittel wird. Die Folgen sind nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die Tiere und die Landwirtschaft verheerend.
„Die Diskussion in der Schweiz muss auch bei uns endlich ernsthaft geführt werden, zumal auch in Deutschland Landwirtschaftsministerin Klöckner schon ein Verbot von Fleischrabatten gefordert hat. Denn Fleisch wird regelmäßig verschleudert, als ob es wertlos sei. Dahinter steht aber ein Tier, das dafür sein Leben lassen musste. Wenn Lebensmittel so billig sind, sollten eigentlich bei den Konsumentinnen und Konsumenten alle Alarmglocken schrillen. Denn wir zahlen letztlich alle einen hohen Preis dafür“, sagt VIER PFOTEN Kampagnenleiterin Veronika Weissenböck.
Rabattwahnsinn: eine Verhöhnung
Auch aktuell gibt es zahlreiche Rabattaktionen mit Preisnachlässen bis zu 50 Prozent. Ein Schweinesteak wird in einem österreichischen Supermarkt zum Beispiel gerade um 3,72 Euro pro Kilogramm angeboten. Dieser Rabattwahnsinn ist in mehrerer Hinsicht unanständig, so Veronika Weissenböck: „Er bedeutet meistens Tierquälerei, weil er letztendlich niedrige Standards in der Tierhaltung auf Dauer zementiert. Die intensive Landwirtschaft, die eine möglichst billige Produktion garantiert, schadet aber natürlich der Umwelt massiv; immerhin verursacht die heimische Landwirtschaft insgesamt rund 10 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen in Österreich. Die Billigpreise sind außerdem eine Verhöhnung der Landwirtinnen und Landwirte: Wer kann von solchen Preisen leben? Der Wettbewerb wird nicht nur völlig verzerrt, sondern auch die Arbeit der Bäuerinnen und Bauern herabgewürdigt. Wer tier- und umweltfreundlich produziert, hat das Nachsehen. Und letztlich täuschen Schleuderpreise auch die Konsumentinnen und Konsumenten, denn ihnen wird suggeriert, dass Fleisch nichts wert ist und Dauertiefpreise normal sind.“
Selbst wenn das Fleisch aus Österreich stammt: Kein österreichischer Landwirt kann bei den derzeit üblichen Preisen kostendeckend produzieren. Damit wird die gesamte Branche aber unter Druck gebracht, billiger anzubieten. „Das führt natürlich in einen Teufelskreis. Damit werden sich die Bedingungen in der Intensivtierhaltung sicher nicht verbessern, im Gegenteil: Ein bereits krankes System wird so immer weitergeführt. Darüber hinaus fördern billige Preise den Konsum von Fleisch – und der ist in Österreich mit 63 Kilogramm pro Jahr pro Kopf im europäischen Vergleich ohnehin viel zu hoch bzw. drei Mal höher als die Empfehlungen der Ernährungsexpertinnen und -experten“, erklärt Weissenböck.
Die Politik ist laut VIER PFOTEN gefordert, in erster Linie Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger. Sie muss Rahmenbedingungen für einen fairen Wettbewerb einerseits und für eine lebenswerte Zukunft schaffen – und zwar für Mensch und Tier: „“Die hohen Tierschutz- und Lebensmittelstandards schützen“ – so lautete eine Überschrift im Regierungsabkommen von ÖVP und den Grünen. Billigfleisch bedeutet letztendlich immer Tierleid und schlechtere Qualität von Lebensmitteln. Die Landwirtschaftsministerin blockiert seit langem die längst überfällige Verbesserung der Tierhaltungsgesetze. Ein Verbot für Fleischrabatte wäre zumindest ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung“, so Weissenböck.
Mag. Elisabeth Penz
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