Schwein

VIER PFOTEN Recherche: Supermärkte bieten Fleisch zu extremen Schleuderpreisen

Start der Grillsaison: Rabattwahnsinn und oft fehlende Kennzeichnung

3.5.2021

Wien - Fleisch ist nicht viel wert – zumindest in österreichischen Supermärkten. VIER PFOTEN hat sich in einer umfassenden Recherche die Preispolitik und die Kennzeichnung von Fleisch bei Billa, Billa Plus, Penny, Spar, Lidl und Hofer angesehen. Sie alle bewerben zum Start der Grillsaison verstärkt Billigfleisch und unterbieten einander mit „Extremaktionen“ und „Superrabatten“. Bei Billa und Billa Plus gibt es derzeit Preisnachlässe auf Fleisch von bis zu 56 Prozent: Eine Packung Beef Burger war beispielsweise bis vor kurzem um ein Drittel verbilligt und kostete 1,99 Euro. Hühnerfleisch mit AMA Gütesiegel wird nach wie vor mit Kampfpreisen von 2,99 Euro pro Kilo (Hofer, Lidl und Penny) oder gleich mit 3,50 Euro für ein halbes fertiges Grillhuhn mit Erdäpfelsalat (Billa) beworben. Bei Spar kosteten Schweinskoteletts eine Zeitlang 5,24 Euro pro Kilo. Dazu kommt, dass vor allem verarbeitete Produkte wie Würste oft nicht nach Herkunft gekennzeichnet werden. Wenngleich einige Supermärkte schon viel Frischfleisch aus Österreich anbieten, bleibt bei verarbeiteten Produkten die Herkunft oft ungewiss.

Herkunft unbekannt?

Herkunft unbekannt?

Verarbeitete Produkte ohne Herkunftskennzeichnung

„Lebensmittel sind keine Ramschwaren! Dieser Rabattwahnsinn ist gleich mehrfach unanständig: Er bedeutet meist Tierquälerei, weil er letztendlich niedrige Standards in der Tierhaltung  auf Dauer zementiert. Die Billigpreise sind außerdem eine Verhöhnung der Landwirtinnen und Landwirte: Der Wettbewerb wird nicht nur völlig verzerrt, sondern auch die Arbeit der Bäuerinnen und Bauern herabgewürdigt. Wer tier- und umweltfreundlich produziert, hat das Nachsehen. Die Schleuderpreise täuschen aber auch die Konsumentinnen und Konsumenten, denn ihnen wird suggeriert, dass Fleisch nichts wert ist. Die Botschaft ist verheerend und lässt außer Acht, dass hinter Schweinskotelett und Co. immer ein fühlendes Lebewesen steht, das für unseren Konsum getötet wurde. Wir fordern daher ein generelles Verbot von Billigfleisch-Rabatten“, sagt VIER PFOTEN Kampagnenleiterin Veronika Weissenböck.

Keine Kennzeichnung bei verarbeiteten Produkten

Ein weiteres Problem, das die VIER PFOTEN Recherche wieder einmal bestätigt, ist die mangelnde Transparenz: Während Frischfleisch in Österreich nach Herkunft gekennzeichnet werden muss, gibt es bei verarbeiteten Produkten wie Grillwürsten oder mariniertem Fleisch keine verpflichtende Herkunftsangabe. VIER PFOTEN hat daher auch bei allen Supermärkten Würste und andere Artikel ohne Herkunftsangaben gefunden. Eine Ausnahme ist Hofer, der seit neuestem verarbeitete und marinierte Produkte aus Österreich bezieht und auch fast lückenlos kennzeichnet.

Bei Hofer, Lidl, Spar und Penny fand VIER PFOTEN auch Geflügel aus Deutschland, Italien, Slowenien, Ungarn oder Polen. „Österreich bietet Mastgeflügel deutlich mehr Platz als andere EU-Länder. Bei der Pute gibt es überhaupt keine von der EU vorgegebenen Mindeststandards. Deshalb ist der Bezug aus dem Ausland, wo die Haltungsstandards horrend sind, natürlich um einiges günstiger“, erklärt Weissenböck.

VIER PFOTEN Recherche

VIER PFOTEN Recherche

Überblick Flugblätter: Preise und Rabatte

Rabattaktionen bringen LandwirtInnen unter Druck

Die absurden Rabattaktionen werden den tatsächlichen Preisen für die Fleischproduktion jedenfalls nicht gerecht, weder bei ausländischen noch bei heimischen Produkten. Veronika Weissenböck: „Ein Kilo Schweinskarree wird derzeit bei Billa um 4,79 Euro und damit um 56 Prozent verbilligt angeboten! Zum Vergleich: Ein Liter Red Bull kostet 5,96 Euro. Zigaretten kosten mehr als 5 Euro. Auch wenn das Fleisch aus Österreich stammt: Kein österreichischer Landwirt kann bei solchen Preisen kostendeckend produzieren. Damit wird die gesamte Branche aber unter Druck gebracht, billiger anzubieten. Und das führt natürlich in einen Teufelskreis. Damit werden sich die Bedingungen in der Intensivtierhaltung sicher nicht verbessern, im Gegenteil: Ein bereits krankes System wird so immer weiter geführt.“

Gerade deshalb ist für VIER PFOTEN eine Kennzeichnung nicht nur nach Herkunft, sondern auch nach der Haltungsform der Tiere ein absolutes Muss, um wahre Transparenz für die Konsumenten zu schaffen. Die Herkunft aus Österreich und Produktion unter gesetzlichen Mindeststandards bedeutet nämlich keinesfalls automatisch Tierwohl, besonders in der Schweinehaltung. „Es muss uns bewusst sein, dass Billigfleisch am Ende immer mit Tierleid einher geht. Als Konsument ist es daher immer sinnvoll zu überlegen, ob man nicht lieber ein paar Euro mehr ausgibt – im Wissen, dass man die Produzenten unterstützt, denen das Wohl der Tiere am Herzen liegt. Es braucht endlich ein Verbot von Rabatten bei Fleisch“, so Weissenböck. 

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Mag. Elisabeth Penz

Mag. Elisabeth Penz

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VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
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Über VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freund:innen in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemäßer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA und Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen.

 

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