Huhn auf der Wiese

Das österreichische Tierschutzgesetz feiert am 1. Jänner 20jähriges Jubiläum

VIER PFOTEN: Ein Meilenstein – aber es bleibt noch viel zu tun

2.1.2025

Wien - Am 1. Jänner 2025 ist es genau 20 Jahre her, dass das österreichische Bundestierschutzgesetz in Kraft getreten ist. Es ist ein Meilenstein in der Gesetzgebung des Landes und hat Österreich in einigen Bereichen zu einem weltweiten Vorreiter im Tierschutz gemacht. VIER PFOTEN war an der Entstehung des Gesetzes, gemeinsam mit einigen anderen Tierschutzorganisationen, durch seine unermüdliche jahrelange Arbeit maßgeblich beteiligt. Das Fazit nach zwei Jahrzehnten lautet aber: Es gibt noch viel zu tun.

Mit dem Bundestierschutzgesetz wurden 2005 zehn unterschiedliche Landesgesetze (Salzburg hatte sogar zwei!) endlich in bundesweit einheitliche Richtlinien gegossen. Die drei größten Errungenschaften für die Tiere waren zunächst das Verbot der Pelztierhaltung sowie das Verbot von Wildtieren im Zirkus und etliche Jahre später das Verbot der Käfighaltung von Legehennen.

„Was viele Menschen nicht mehr wissen: Noch zu Beginn der Neunziger Jahre waren Hühner großteils in Legebatterien, mussten Wildtiere in Zirkussen absurde, völlig artfremde Kunststücke aufführen, und es gab noch etwa 60 Pelzfarmen in Österreich. Das Tierleid dahinter war den Menschen, anders als heute, nicht bewusst. VIER PFOTEN hat damals, nach der Gründung im Jahr 1988 durch Heli Dungler, den Finger in die offene Wunde gelegt: Wir haben Pelzfarmen besetzt und Demonstrationen organisiert, um die Öffentlichkeit auf das Tierleid aufmerksam zu machen“, sagt VIER PFOTEN Direktorin Eva Rosenberg.

Und dennoch: Es gibt nach wie vor eklatante Missstände in Österreich, was die Tierhaltung betrifft. Ein Großteil der Schweine und etwa die Hälfte der Mastrinder stehen auf Vollspaltenböden. Nachdem der Verfassungsgerichtshof die Übergangsfrist für ein Verbot in der Schweinehaltung als zu lang befunden hat, soll nun eine neue, kürzere Frist für den Ausstieg festgelegt werden. „Der Knackpunkt wird aber die Frage sein, wie die neuen gesetzlichen Standards aussehen werden. Das Risiko ist groß, dass das Ergebnis nur eine minimale Verbesserung für die Schweine sein wird – etwa durch weniger Spalten im Boden, die dann als Verbot der Vollspaltenböden verkauft werden“, warnt Rosenberg.

VIER PFOTEN verlangt außerdem strengere Bedingungen für die Zucht von Heimtieren. „Im Rahmen der so genannten „Hobbyzucht“ darf man jährlich zwei Würfe von Welpen verkaufen – und die Chance ist groß, dass man nie kontrolliert wird. Dabei muss man als Züchter:in weder Fachwissen nachweisen noch Mindestanforderungen an die Zuchtstätte erfüllen. Das muss sich ändern, denn das öffnet dem illegalen Welpenhandel natürlich Tür und Tor“, so Rosenberg.  

Worauf VIER PFOTEN ebenso beharrt, ist ein Verbot von Langstrecken-Lebendtiertransporten und Transporten von Jungtieren, die noch auf Milchnahrung angewiesen sind. Rosenberg: „Auf Langstreckentransporten kommt es regelmäßig zu eklatanten Tierschutzverstößen; die Tiere leiden unter Durst, Hunger, übermäßiger Hitze oder Kälte, Erschöpfung, Platzmangel und einem Mangel an Ruhezeiten. Die Einhaltung der ohnehin nicht ausreichenden EU-Tiertransportverordnung über die EU-Grenzen hinaus ist nahezu unmöglich; in Drittländern werden die Tiere oft systematisch gequält und grausam geschlachtet. Auch wenige Wochen alte Kälber, die noch auf Milchnahrung angewiesen sind, dürfen schon über weite Strecken transportiert werden.“ Zwar gibt es mit der neuen nationalen Tiertransportverordnung einige Verbesserungen für die Tiere, die jedoch für VIER PFOTEN unzureichend sind.

Daher ist die Bilanz nach 20 Jahren Bundestierschutzgesetz durchwachsen. Die Zielsetzung des Tierschutzgesetzes ist laut Gesetzestext „der Schutz des Lebens und des Wohlbefindens der Tiere aus der besonderen Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf“ (§1 TSchG). Daher ist es auch verboten, „einem Tier ungerechtfertigt Schmerzen, Leiden oder Schäden zuzufügen oder es in schwere Angst zu versetzen.“ (§5 TSchG).

„Hier klaffen Anspruch und Realität leider nach wie vor weit auseinander. Es bräuchte dafür einen völligen Paradigmenwechsel: Anstatt die Tiere an unsere Produktionssysteme anzupassen und alles der Wirtschaftlichkeit unterzuordnen, müssten wir diese Systeme an den eigentlichen Bedürfnissen der Tiere anpassen. Wir haben viel erreicht – aber es bleibt noch sehr viel zu tun. Die neue Regierung ist in der Pflicht, die notwendigen Verbesserungen in Angriff zu nehmen“ sagt VIER PFOTEN Direktorin Rosenberg.

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Mag. Elisabeth Penz

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Über VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freund:innen in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemäßer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA und Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen.

 

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