Österreich und der illegale Welpenhandel: Jährlich über 50.000 Hunde unbekannter Herkunft nachgefragt
Neuer VIER PFOTEN Bericht schätzt Marktwert des lukrativen Geschäfts auf mindestens 1,1 Millionen Euro, europaweit auf 4,6 Milliarden Euro
Wien – Die Nachfrage nach Hunden ist in Europa in den letzten Jahren rasant gestiegen, wie ein neuer Bericht von VIER PFOTEN zeigt. Den Berechnungen der Tierschutzorganisation zufolge liegt die Zahl allein in Österreich bei über 72.000 Tieren jährlich. Bei über 50.000 davon, also rund 70 Prozent, ist die genaue Herkunft unbekannt. Kriminelle Netzwerke profitieren von diesem Trend und erzielen hohe Gewinne durch die intensive Zucht beliebter Hunderassen unter schrecklichen Bedingungen und dem Onlineverkauf illegal importierter und oftmals viel zu junger Welpen. Der durchschnittliche Preis pro Welpe liegt hierzulande bei etwa 1.600 Euro, was zu den höchsten in Europa gehört. Für Österreich wird der Marktwert des Welpenhandels laut der VIER PFOTEN Studie auf mindestens 1,1 Millionen Euro geschätzt, für ganz Europa auf unglaubliche 4,6 Milliarden Euro.1
Zwar dürfen in Österreich nur behördlich gemeldete Züchter:innen online Tiere inserieren, es gibt aber seitens der Kleinanzeigenplattformen keine Verpflichtung, diese Zuchtmeldung zu prüfen. Darüber hinaus gilt freilich: Solange es EU-weit keine einheitliche Gesetzgebung gibt, ist die Kontrolle des illegalen Welpenhandels praktisch unmöglich. VIER PFOTEN fordert daher von der EU strengere Maßnahmen. Dazu gehören eine verpflichtende Kennzeichnung und Registrierung (K&R) aller Hunde und Haustiere sowie Verifizierungssysteme für Kleinanzeigenseiten, die die Registrierung von Tieren überprüfen, bevor Anzeigen geschaltet werden.
Von einer Zucht kann man in den meisten Fällen gar nicht sprechen, denn die Welpen werden unter den schlimmsten Bedingungen regelrecht produziert und vermehrt – oft in völlig verdreckten alten Gebäuden in Osteuropa. Die Muttertiere fungieren als reine Gebärmaschinen und vegetieren vor sich hin, um ihre Gesundheit kümmert sich niemand.
Die Dringlichkeit des Problems zeigt sich auch an der Tatsache, dass Europas Kleinanzeigen-Plattformen mit Tieranzeigen geradezu überschwemmt werden: In einigen Ländern werden täglich über 2.000 neue Hundeanzeigen auf Webseiten hochgeladen; Spitzenreiter ist übrigens Polen, wo es täglich sogar über 4.000 sind. Angesichts der hohen Gewinne, fehlender Verifizierungstools auf den meisten Kleinanzeigeseiten und des geringen Risikos einer strafrechtlichen Verfolgung sind die Anreize für den illegalen Welpenhandel derzeit natürlich groß.
Dem kann allerdings Einhalt geboten werden: Dazu müssten die EU-Abgeordneten eine entsprechende EU-Verordnung verschärfen. Der zuständige Ausschuss für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (AGRI) wird demnächst Vorschläge erarbeiten. Das ist laut Weissenböck auch bitter nötig: „Wir haben mit unserem Bericht Lösungen gezeigt, die auf bereits bestehenden Gesetzen aufbauen und auf die gesamte EU ausgeweitet werden können, was einen vollständig regulierten, rückverfolgbaren Handel möglich macht. Davon würden nicht nur Millionen Tiere, sondern auch Millionen europäische Verbraucher:innen profitieren.“
Die europäischen Bürger:innen sprechen sich in sämtlichen Umfragen regelmäßig für eine Verbesserung des Tierschutzes in der EU aus. „Wir fordern die EU-Abgeordneten auf, das Vertrauen ihrer Wähler:innen nicht zu enttäuschen. Sie müssen ihr Mandat nutzen, um das Leid der Tiere endlich zu beenden“, appelliert VIER PFOTEN Kampagnenleiterin Veronika Weissenböck.
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Mag. Elisabeth Penz
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VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freund:innen in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemäßer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA und Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen.
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