Faschingskrapfen

Krapfen Check in Supermärkten: Käfighaltung ist leider nicht ausgeschlossen

VIER PFOTEN: Knapp die Hälfte ohne Kennzeichnung, großteils Eier aus Bodenhaltung   

1.2.2024

Wien - Faschingszeit ist Krapfenzeit. Aber welche Eier werden eigentlich für das beliebte Gebäck verwendet? VIER PFOTEN hat sich das Sortiment von neun österreichischen Supermarktketten angeschaut. Das Ergebnis kann als durchwachsen bezeichnet werden.

Krapfen-Check 2024

Krapfen-Check 2024

Von 57 verschiedenen Krapfen waren 25 gar nicht gekennzeichnet. Das bedeutet, dass auch importierte Käfigeier in den Krapfen stecken könnten. 23 trugen eine Kennzeichnung nach Herkunft und Haltungsform, fünf lediglich nach Herkunft und einer nur nach Haltungsform. Der überwiegende Anteil der nach Haltungsform gekennzeichneten Krapfen kommt aus Bodenhaltung.

VIER PFOTEN hat für die Recherche Filialen von Billa, Billa Plus, Penny, Lidl, Hofer, Spar, Adeg, Unimarkt und MPreis besucht. Adeg hatte als einziger für alle seine drei Krapfensorten gar keine Kennzeichnung, der Rest zumindest für Teile des Sortiments. Positiv hervorzuheben sind MPreis (die drei Krapfensorten sind allesamt gekennzeichnet mit Eiern aus österreichischer Freilandhaltung) und Lidl (von insgesamt sechs Sorten waren fünf gekennzeichnet, zwei davon mit Eiern aus Freilandhaltung). Spar, Billa und Billa Plus hatten überdies vegane Krapfen im Angebot. Kein einziger Krapfen im Recherchezeitraum enthielt Bio-Freilandeier.  

„Es sollte selbstverständlich sein, dass sich die Konsument:innen über Herkunft und Haltungsform der Legehennen von verarbeiteten Eiern informieren können. Schließlich liegt einem großen Teil der Österreicher:innen Tierschutz am Herzen; sie wollen keine Eier aus grausamer Käfighaltung, die nicht umsonst in Österreich verboten ist. Leider haben wir für Mehlspeisen, Backwaren, Nudeln, Mayonnaise, Kekse etc. noch immer keine gesetzlich verpflichtende Kennzeichnung, wie sie beim Frischei schon lange vorgeschrieben und bestens etabliert ist. Daher kann es sein, dass man, ohne es zu wissen, Käfigeier aus dem Ausland konsumiert, wenn man nicht klar gekennzeichnete Krapfen in Supermärkten kauft. Man darf nicht vergessen: In der EU leben fast 40 Prozent der Legehennen in Käfigen, im  EU-Ausland sind es sogar häufig über 90 Prozent“, sagt VIER PFOTEN Kampagnenleiterin Veronika Weissenböck.  

Gewisse Kennzeichnungen sind leider auch irreführend für die Konsument:innen. So steht auf sechs Krapfen bei SPAR „Hergestellt in AT“, ohne dass jedoch das Herkunftsland oder die Haltungsform der Eier angegeben werden. „Das ist natürlich schon problematisch, da viele annehmen, dass das Land der Herstellung mit dem Herkunftsland der Eier ident ist. Hier würden wir uns genaue Angaben statt geschickter Vernebelungstaktiken wünschen“, so Weissenböck.  

Dass so viele verarbeitete Eier nach wie vor aus Bodenhaltung stammen, sieht VIER PFOTEN ebenso kritisch. Weissenböck: „Bei der Bodenhaltung dürfen bis zu neun Hennen pro Quadratmeter gehalten werden. Durch das Gedränge ausgelöster Stress ist eine häufige Todesursache für Hühner in der Bodenhaltung. Es mangelt ihnen auch an Beschäftigung, da es keinen Grünauslauf gibt. Verhaltensweisen wie Futtersuche, Scharren und Picken können nur bedingt ausgeübt werden.“  

Eine konsequente Kennzeichnung auch der verarbeiteten Eier nach Haltungsform und Herkunftsland wäre wichtig, damit Konsument:innen bewusst Produkte wählen können, hinter denen bessere Tierwohlstandards stehen. 

„Auch in Österreich ist Bodenhaltung nach wie vor die verbreitetste Haltungsform. Deshalb braucht es vorrangig die Information, wie die Tiere gehalten werden. Die Politik redet sich seit langem darauf aus, dass dies zu aufwändig ist. Wir sehen aber beim Frischei, dass es ganz problemlos funktioniert – es fehlt also offensichtlich am politischen Willen. Niemand will Tierqual am Teller, daher muss endlich ein entsprechendes Gesetz her.“

Veronika Weissenböck, VIER PFOTEN Kampagnenleiterin 

Haltungsformen von Legehennen

Information zu Haltungsformen von Legehennen 

Konventionelle Käfighaltung (in der EU seit 2012 verboten, in zahlreichen EU-Drittstaaten nach wie vor erlaubt)

Einem Huhn steht eine Fläche von 550 cm³ zur Verfügung - das entspricht einer Fläche von weniger als einem A4 Blatt. 

Ausgestaltete Käfighaltung (in Österreich seit 2020 verboten)

Hier hat jedes Huhn 750 cm³ Platz, also knapp einen Bierdeckel mehr als in der konventionellen Käfighaltung. Es gibt Legenester, Sitzstangen und eine Scharrfläche; aufgrund der extremen Enge können die Tiere aber ihre Grundbedürfnisse kaum befriedigen. Es ist die vorrangige Haltungsform in der EU. 

Bodenhaltung

Bei der Bodenhaltung leben neun Hennen pro Quadratmeter in riesigen Hallen. Bis zu 24.000 Tiere drängen sich in einem solchen Stall. Die Tiere müssen lediglich durch eine Abtrennung, z.B. aus Gitter, in Gruppen von 6.000 Tieren aufgeteilt sein. 

Freilandhaltung

Bei der Freilandhaltung steht den Hühnern tagsüber ein Auslauf von mindestens 8 m² pro Tier zur Verfügung. Die Bedingungen im Stall entsprechen jenen der Bodenhaltung. 

BIO-Freilandhaltung

Bei der Biohaltung hat jedes Huhn mindestens 8 m² Auslauf und im Stall dürfen maximal sechs Tiere pro Quadratmeter leben. In einem Stall dürfen maximal 3.000 Hennen untergebracht sein. 

Legehennen in der Bio-Freilandhaltung

Legehennen


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Mag. Elisabeth Penz

Mag. Elisabeth Penz

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VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
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Über VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freund:innen in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemäßer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA und Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen.

 

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