Baby-Tiger aus dem Großkatzenhandel

Welt-Tiger-Tag: Weiße Tiger sind besonders gefährdet

VIER PFOTEN ruft zum Ende des grausamen Handels und der Zucht von weißen Tigern in Gefangenschaft auf

26.7.2024

Wien – Sie werden für Unterhaltszwecke ausgebeutet, wegen ihres Fells getötet und ihre Knochen für dubiose traditionelle Medizin verwendet. Auf dem Schwarzmarkt kann ein ausgewachsener lebender Tiger für etwa 22.000 Euro gekauft werden, während für Tiger mit weißem Fell sogar ein Vielfaches verlangt wird. Anlässlich des Welt-Tiger-Tags am 29. Juli macht VIER PFOTEN darauf aufmerksam, dass der grausame Handel mit Großkatzen aufgrund fehlender Regulierungen in Europa und weltweit immer noch floriert. Besonders begehrt sind Tiger mit weißem Fell. Die hohe Nachfrage hat jedoch verheerende Folgen für die Tiere, da die meisten durch Inzucht geboren werden. Die Tiger leiden ihr Leben lang an chronischen Krankheiten wie schlechtem Sehvermögen, Deformationen und Herz- bzw. Nierenproblemen.   

„Tiger sind keine Haustiere. Die grausame Misshandlung von Großkatzen muss endlich aufhören. Im Gegensatz zu den strengen Maßnahmen zum Schutz wilder Tiger kommen Tiger in Gefangenschaft zu kurz. Der kommerzielle Handel mit Tigern und ihren Körperteilen ist weltweit noch immer in vollem Gange. VIER PFOTEN fordert von Regierungen, Gesetze zum Schutz von Tigern und anderen Großkatzen zu implementieren und effektiv umzusetzen, um den grausamen Handel zu beenden. Angesichts der hohen Anzahl leidender Tiger ist es mehr als dringend, dass wir auf dieses Problem reagieren”, sagt Barbara van Genne, Leiterin der Abteilung für Wildtiere bei VIER PFOTEN. Zum Leiden von weißen Tigern ergänzt van Genne: „Wir retten immer mehr weiße Tiger und Löwen aus schlechter Haltung; sie gehörenzu den größten Opfern des grausamen Handels. Weiße Großkatzen zahlen einen hohen Preis für ihre besonderes Aussehen. Sie leiden ihr gesamtes Leben unter den Folgen der Inzucht und benötigen intensive Pflege”.

Die traurige Vergangenheit der weißen Tigerdame Charlota

VIER PFOTEN hat bereits mehr als 50 Tiger aus schlechter Haltung gerettet und bietet aktuell 26 Tigern ein artgemäßes Zuhause in ihren spezialisierten Schutzzentren und Partnerprojekten. Zu ihnen zählt auch die zweijährige weiße Tigerin Charlota. Sie wurde aus illegaler Privathaltung in Tschechien gerettet und in die TIERART Wildtierstation nach Deutschland gebracht. Bevor sie nach TIERART kam, war sie 2023 vorübergehend im Zoo Hodonin untergebracht. Wie üblich in der grausamen Industrie der Großkatzenzucht, wurde Charlota kurz nach der Geburt von ihrer Mutter getrennt, um mit der Hand aufgezogen zu werden. Ihr vorheriger Besitzer hat sie als Haustier ausgebeutet und Videos von ihr in den sozialen Medien hochgeladen. Die lokalen Behörden konnten Charlota konfiszieren und baten VIER PFOTEN, die Tigerin bei sich aufzunehmen. Charlota zeigt klare Anzeichen von Inzucht und benötigt intensive Pflege. Die zweijährige Tigerin leidet unter schielenden Augen, chronischen Nierenproblemen sowie deformierten Wirbelsäulen- und Vorderbeinknochen.

„Charlota ist ein sehr froher und neugieriger Tiger und hat sich dank der professionellen Pflege unseres erfahrenen Teams sehr schnell von ihrer schrecklichen Vergangenheit erholt. In TIERART hat sie ein neues Zuhause mit einer besseren Zukunft gefunden. Im Sommer liebt sie es, Kartonboxen in ihrem Pool zu versenken”, sagt Lara Steinbrunn, Tierpflegerin in TIERART. Aufgrund von Charlotas Gesundheitszustand und traumatischer Vergangenheit, benötigt sie eine intensive, auf sie abgestimmte Pflege durch unser erfahrenes Team von Tierpfleger:innen. Basierend auf ihren speziellen Bedürfnissen wurde ein eigener Trainings- und Aktivitätenplan für sie erstellt, um sie bei ihrer körperlichen und psychischen Genesung zu unterstützen. Beispielsweise erhält Charlota tägliche Beschäftigungen wie duftende Kartonboxen oder Heu, um stereotypen Verhaltensmustern entgegenzuwirken, natürliches Verhalten zu stärken und sie geistig aktiv zu halten.

Tigerin Charlota

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Weiße Tiger sind keine eigene Spezies

Entgegen einem weit verbreiteten Missverständnis sind weiße Tiger keine eigene (Sub)spezies, die erhalten werden muss, oder Albinos. Ihr weißes Fell ist das Ergebnis einer seltenen, rezessiven Genmutation, dem sogenannten Leuzismus, die von beiden Elternteilen getragen werden muss. Aus diesem Grund sind weiße Tiger eine Seltenheit in der Wildnis, und inzestuöse Zuchtpraktiken werden genutzt, um die weiße Fellfarbe in Gefangenschaft zu erzielen. Die meisten weißen Tiger in Gefangenschaft sind Nachfahren eines weißen männlichen Tigers, der in den 1950ern in Indien gehalten wurde.

Die Privathaltung von Tigern ist in vielen Teilen der Welt noch legal

Aktuell ist Südafrika der größte Exporteur von Großkatzen und ihren Körperteilen weltweit. In einigen europäischen Ländern sind die Haltung und Zucht von Tigern privat oder in Zirkussen noch erlaubt. VIER PFOTEN fordert die europäischen Mitgliedsstaaten auf, den EU-Tiger-Leitfaden zu implementieren. Zudem müssen Regierungen weltweit eine sogenannte “Positivliste” einführen, in der ersichtlich wird, welche Tiere legal als Haustiere gehalten und für ein Leben in Privathaltung gehandelt werden dürfen, ausgenommen Wildtiere wie Großkatzen.

Die TIERART Wildtierstation wird von VIER PFOTEN in Maßweiler, Deutschland, geführt und bietet ein artgemäßes Zuhause für Großkatzen, die aus schlechter Privathaltung, aus Zoos oder Zirkussen gerettet wurden. TIERART kümmert sich auch um zahlreiche heimische Wildtiere, wie Füchse, Dachse, Wildkatzen, Hasen und Igel, die artgemäß versorgt werden. Zusätzlich dazu fungiert TIERART in Zusammenarbeit mit dem EU-LIFE-LUCHS-Projekt seit 2017 als Auffangstation für Luchse. Viele der heimischen Tiere sind nur vorübergehende Gäste. Nachdem sie medizinisch versorgt wurden und wieder genesen sind, werden sie wieder in die Wildnis entlassen. Tiere, die nicht wieder in die freie Natur ausgewildert werden können, finden hier ein dauerhaftes, artgemäßes Zuhause. 

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Über VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freund:innen in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemäßer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA und Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen.

 

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