Tierschutzgesetz: Ein Schritt ist getan, viele weitere müssen folgen
VIER PFOTEN: Blockadehaltung der ÖVP verhindert wichtige Verbesserungen für die Tiere
Wien - Die heute im Nationalrat mit den Stimmen von ÖVP und Grünen beschlossene Novelle zum Tierschutzgesetz bringt für VIER PFOTEN einige begrüßenswerte Maßnahmen, allerdings auch große Enttäuschungen und sogar Verschlechterungen.
Die Einrichtung einer wissenschaftlichen Kommission zur Beurteilung von Qualzucht begrüßt VIER PFOTEN.
Ebenso positiv ist für die Tierschutzorganisation die Einführung eines bundesweiten Sachkundenachweises für die Haltung von Hunden, Reptilien, Amphibien und Papageienvögel in Privathaltung. „Wir sehen immer wieder, dass schlechte Haltung oder Vorfälle mit Tieren, bei denen auch Menschen gefährdet werden, auf Unwissenheit zurückzuführen sind. Daher ist ein verpflichtender Sachkundenachweis eine echte Errungenschaft. Allerdings bleibt hier noch abzuwarten, wie die konkreten Verordnungen ausgestaltet werden“, erklärt Rosenberg. Ein großer Wermutstropfen: Obwohl im Rahmen eines Entschließungsantrags durch ÖVP und Grüne im Jahr 2021 eingebracht, wurde wieder keine Positivliste für Wildtiere in Privathaltung beschlossen. „Die Gelegenheit ist somit vertan, den illegalen und legalen Wildtierhandel in Österreich nachhaltig und proaktiv zu regulieren“, so Rosenberg.
Leider bringen einige Neuerungen Verschlechterungen für die Tiere. So wurde die Einteilung in Hobby- und gewerbsmäßige Zucht von Hunden und Katzen etwa völlig verwässert.
„Mit dieser Maßnahme wird unseriösen Welpenhändlern, die nun skandalöserweise vermehrt unter dem Deckmantel einer Hobbyzucht agieren können, Tür und Tor geöffnet, da behördliche Kontrollen immens erschwert werden“, kritisiert Rosenberg1. Für VIER PFOTEN hat vor allem die Blockadehaltung seitens der ÖVP umfassende Fortschritte verhindert. Das zeigt sich auch im Bereich der Qualzucht: „Das Importverbot qualzuchtbetroffener Tiere soll auf lediglich „äußerlich erkennbare” Merkmale beschränkt werden, wie etwa besonders kurze Nasen. Auch das ist tatsächlich eine Verschlechterung der aktuellen Gesetzeslage, da es zahlreiche schwerwiegende Qualzuchtmerkmale gibt, die man nicht von außen sieht - wie z.B. Herzfehler oder Hüftgelenksprobleme", sagt Rosenberg.
Dass landwirtschaftlich genutzte Tiere von dem Qualzuchtverbot ausgenommen sind, ist eine weitere Enttäuschung. Rosenberg: „Dabei leiden die so genannten Nutztiere genauso unter den Auswirkungen von Qualzucht durch z.B. zu große Euter bei Milchkühen, Sauen mit mehr Ferkel als Zitzen und zu vielen lebensschwachen Ferkeln, viel zu schnellen Gewichtszunahmen bei Masttieren bis hin zu physiologischer Überforderung und Gehunfähigkeit.“
Das Fazit von VIER PFOTEN
Es gibt zwar einige erfreuliche Fortschritte, aber leider auch viele negative Punkte. „Da wurde wirklich eine Gelegenheit versäumt, die Inhalte des erwähnten Entschließungsantrags vollumfänglich umzusetzen. Dieser enthielt tatsächlich weitreichende Verbesserungen für die Tiere. Für die nächste Regierung bleibt also auf jeden Fall noch viel zu tun“, so VIER PFOTEN Direktorin Rosenberg.
1 Bislang wurde der Unterschied zwischen einer Hobbyzucht (die keine verpflichtenden behördlichen Kontrollen erfordert) und einer gewerbsmäßigen Zucht (die kontrolliert werden muss), sowohl an der Anzahl der jährlichen Würfe als auch an der Anzahl der gehaltenen fortpflanzungsfähigen Hündinnen und Kätzinnen festgemacht. Letzteres Kriterium soll nun wegfallen, was die Unterscheidung und Kontrollen künftig erheblich erschweren wird. Zumal Hobbyzüchter:innen nicht verpflichtet sind, die Anzahl ihrer verkauften Welpen und Würfe zu dokumentieren.
Mag. Elisabeth Penz
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VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freund:innen in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemäßer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA und Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen.
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