Silvester: Unsere Tiere werden von der Politik im Stich gelassen
VIER PFOTEN fordert ein bundesweites Böllerverbot mit konsequentem Vollzug
Wien - Auch heuer wird die Knallerei in der Silvesternacht Tiere wieder in Todesangst versetzen. Das Innenministerium will seine Kontrollen besonders an der Grenze zu Tschechien verschärfen, um den Import von illegaler Pyrotechnik zu verhindern. In mehreren Gemeinden, darunter Wien, gilt ein Verbot von Feuerwerkskörpern ab der Kategorie F2. Jedes Jahr gewinnt man dennoch aufs Neue den Eindruck, dass diese Verbote nichts nutzen und trotzdem hemmungslos geböllert wird. VIER PFOTEN fordert daher erneut ein konsequentes bundesweites Verbot von Verkauf und Verwendung von pyrotechnischen Artikeln ohne die Möglichkeit einer Ausnahmeregelung, die derzeit von vielen Gemeinden genutzt wird. Darüber hinaus appelliert die Tierschutzorganisation an alle Halter:innen, ihre Tiere in dieser Ausnahmesituation nicht alleine zu lassen.
„Unsere Tiere werden von der Politik im Stich gelassen. Es ist alle Jahre wieder herzzerreißend zu erleben, wie sie in Panik geraten. Wie kann es sein, dass man etwa in Wien die gesamte Silvesternacht durch laute Böller hört, obwohl sie doch eigentlich verboten sind? Warum ist die Politik nicht mutig genug, um ein bundesweites Verbot ohne Wenn und Aber durchzusetzen und auch konsequent zu vollziehen?“, fragt VIER PFOTEN Kampagnenleiterin Veronika Weissenböck.
Diese Ausnahmesituation für Tiere ist noch dazu völlig unnötig. „Im restlichen Jahr schaffen wir es doch auch zu feiern, ohne Tiere in Angst und Schrecken zu versetzen. Außerdem schaden die Feuerwerkskörper der Umwelt, verursachen extrem viel Müll und sind durch den Feinstaub eine echte Gesundheitsbelastung“, sagt Weissenböck.
Aufgrund des mangelnden Mutes und Willens der Politik liegt es wieder allein an den Halter:innen, ihre Tiere zu schützen. Das Wichtigste ist dabei, einfach für sie da zu sein, sie nicht alleine zu Hause zu lassen und ihnen dennoch eine Rückzugsmöglichkeit zu bieten. Hunde versuchen oft, bei Herrchen oder Frauchen Schutz zu suchen, manche Hunde verkriechen sich aber auch beispielsweise unter einem Tisch oder dem Bett. Eine eigene „Sicherheitszone“ in Wohnung oder Haus, die dem vierbeinigen Freund vertraut ist und in der er sich ausgiebig mit Kauartikeln und Futterspielzeug beschäftigt, kann sehr beruhigend wirken. „Früher glaubte man, Tiere in der Silvesternacht möglichst ignorieren zu müssen, um ihre Angst nicht zu verstärken. Heute weiß man jedoch, dass es äußerst wichtig ist, ihnen die Unterstützung und Zuneigung zu schenken, die sie benötigen. Ob hier zum Beispiel ausgiebige Streicheleinheiten oder einfach nur die Körpernähe helfen, hängt individuell vom Tier ab“, erklärt Weissenböck. „Gut ist es auch, die gewohnte Geräuschkulisse in Wohnung oder Haus herzustellen, also z.B. Radio oder den Fernseher einzuschalten.“ Beruhigende Musik in angepasster Lautstärke dämpft zusätzlich die Geräuschkulisse des Feuerwerks und wirkt den Anspannungen des Vierbeiners entgegen. Außerdem empfiehlt es sich, die Fenster zu verdunkeln, damit eventuelle Lichteffekte nicht in die Räume dringen können.
VIER PFOTEN rät zudem, Hunde schon lange vor dem nächsten Jahreswechsel auf den Ausnahmezustand vorzubereiten. „Sinnvoll ist es, schon einige Tage davor den Hund beim Gassigehen nicht von der Leine zu lassen. Denn manche Tiere laufen in Panik weg, wenn sie Böller hören, und sind dann zu verstört, um wieder nach Hause zu finden“, so Veronika Weissenböck. „Was das Gassigehen am 31. Dezember betrifft, so sollte man die letzte Runde früh genug erledigen, damit man nicht in der lautesten Zeit rund um Mitternacht mit dem Hund hinaus muss.“
Freigänger-Katzen nicht nach draußen lassen!
Auch viele Katzen leiden unter der Knallerei. Daher sollten ihnen auch alle Unterschlupfmöglichkeiten zur Verfügung stehen, auch in Räumen, zu denen sie sonst keinen Zutritt haben. Weissenböck: „Ein geöffneter Kleiderschrank im Schlafzimmer kann da schon viel Schutz bieten – auch wenn wir das den Samtpfoten normalerweise nicht durchgehen ließen. Schließlich ist Silvester immer eine Ausnahmesituation für Tiere.“
Freigänger-Katzen sollten an diesem Tag keinesfalls nach draußen gelassen werden. Zu groß ist die Gefahr, dass sie - aufgeschreckt von dem Lärm - in Panik weit weglaufen. Als vorbeugende Maßnahme rät VIER PFOTEN Katzenhalter:innen, ihr Tier auf jeden Fall chippen und registrieren zu lassen. Gelingt es der Katze trotz aller Vorsichtsmaßnahmen, nach draußen zu entwischen und wegzulaufen, besteht so dennoch die Chance auf eine Wiedervereinigung.
Auch Meerschweinchen, Kaninchen und Co. können sehr gestresst auf Feuerwerke reagieren. Es ist daher ratsam, die Tiere in einem ruhigen Raum zu halten und für ausreichend Versteckmöglichkeiten, etwa durch eine extra Schicht Stroh, zu sorgen. Die Geräuschkulisse in den Gehegen kann zusätzlich durch Decken gedämpft werden. Geschlossene Vorhänge tragen zudem dazu bei, dass die Kleinsäuger die beängstigenden Lichtbilder nicht sehen können.
Mag. Elisabeth Penz
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VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freund:innen in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemäßer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA und Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen.
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