Die Trauer um ein geliebtes Tier bewältigen
VIER PFOTEN: Gedanken zur Trauerarbeit
Wien - Ein geliebtes Haustier zu verlieren ist für die meisten Menschen sehr schmerzhaft. Wie gehen wir damit um, wenn wir unsere tierischen Gefährten gehen lassen müssen, die uns vielleicht über Jahre begleitet haben, uns zur Seite standen und uns bedingungslos geliebt haben? Zu Allerheiligen möchte VIER PFOTEN einige Gedanken zum Tod unserer Tiere teilen.
„Trauerarbeit ist beim Tod von Tieren genauso wichtig wie beim Tod von Menschen. Er kann eine riesige Lücke hinterlassen: Plötzlich ist das Tier, das einen freudig begrüßt, auf Spaziergängen begleitet hat, zum Lachen brachte, sich enthusiastisch übers Futter freute und mit dem man kuscheln konnte, nicht mehr da. Vielleicht lauscht man noch lange auf das vertraute Getrappel seiner Pfoten, wirft immer wieder einen Blick auf das Hunde- oder Katzenbett, den Stall oder das Gehege des Tiers und wünscht sich, dass es noch da wäre. Der Trauer entsprechenden Raum zu geben, ist der erste Schritt zur Bewältigung dieser schweren Zeit“, sagt VIER PFOTEN Kampagnenleiterin Veronika Weissenböck.
Von der Verleugnung des Geschehenen über Wut und Schuldgefühle bis hin zur psychischen Krise und schließlich zur Akzeptanz – wie auch bei Verlust von geliebten Menschen können die Phasen der Trauer bei jedem Menschen anders verlaufen und unterschiedlich lange dauern.
Ein Tier gehen lassen
Manche Besitzer:innen mussten die schmerzhafte Entscheidung treffen, ihr Haustier einschläfern zu lassen und kämpfen vielleicht mit Schuldgefühlen. „In den meisten Fällen ist es aber eine Erlösung für das Tier, das vorher vielleicht sehr gelitten hat. Wenn ein Leben ohne Schmerzen und ohne Würde nicht mehr möglich ist, dann ist es die richtige Entscheidung, das Leiden des Tiers zu beenden“, so Weissenböck.
Den einen „richtigen Zeitpunkt" dafür gibt es nicht. Grundsätzlich besagt das österreichische Tierschutzgesetz, dass Tiere nur mit einem vernünftigen Grund eingeschläfert werden dürfen, weshalb die letztendliche Entscheidung bei den Tierärzt:innen liegt.
Dies kann der Fall sein, wenn alle Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft wurden, wenn die Prognose schlecht ist und wenn Behandlungen das körperliche oder geistige Leiden des Tieres nur verlängern würden. In anderen Situationen werden Tierärzt:innen die Entscheidung den Halter:innen überlassen, je nachdem, wie sehr sich die Lebensqualität des Tieres verschlechtert hat.
Das kann unter anderem der Fall sein, wenn das Tier:
- nicht mehr frisst und trinkt bzw. "zwangsernährt" werden muss
- offensichtlich aufgrund diverser Krankheiten oder Gebrechen keine Lebensfreude mehr hat bzw. depressiv wird
- unter chronischen Schmerzen leidet, die nicht mit Medikamenten gelindert werden können
- häufig erbricht und Durchfall hat, was zu erheblichem Gewichtsverlust und Dehydrierung führt
- nicht mehr selbständig stehen kann
- sich nicht mehr normal bewegen kann und Hilfe benötigt
- aufgrund von Schmerzen aggressiv geworden ist und nun eine Gefahr für andere Tiere oder für Menschen darstellt
- nicht normal Urin und Kot ausscheiden kann
Wenn man sich dafür entschieden hat, das Tier gehen zu lassen, spürt man vielleicht auch Erleichterung, was wiederum mit Schuldgefühlen einhergeht. Weissenböck sagt: „Erleichterung ist eine völlig normale Reaktion. Vielleicht brauchte der Hund oder die Katze gegen Ende viel Pflege und Aufmerksamkeit. Vielleicht musste man sie lange Zeit pflegen und leiden sehen. Das ist emotional extrem fordernd, daher sind Gefühle der Erleichterung durchaus verständlich. Niemand sollte sich dafür schämen.“
Ein neues Haustier?
VIER PFOTEN empfiehlt, sich in jedem Fall Zeit zu nehmen, um sich für ein neues Haustier zu entscheiden. „Eine übereilte Entscheidung wäre dem neuen Haustier gegenüber unfair, wenn es vielleicht nur Ersatz für das verstorbenes Haustier ist. Jedes Tier ist ein Individuum mit einer ganz eigenen Persönlichkeit, und in diesem Sinne kann kein Haustier jemals ein Ersatz für ein anderes sein“, so Weissenböck.
Es kann natürlich sein, dass ein zurückgelassenes Haustier unbedingt die Gesellschaft eines anderen Tiers der gleichen Art braucht, wie es z. B. ein Meerschweinchen oder Kaninchen der Fall ist. Weissenböck: „Man sollte hier selbstverständlich einen Gefährten aussuchen, der gut zum zurückgelassenen Haustier passt. Unsere Empfehlung ist, zuerst im Tierheim zu schauen, wo viele Tiere auf eine Adoption warten.“
Mag. Elisabeth Penz
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VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freund:innen in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemäßer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA und Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen.
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