Neuer VIER PFOTEN Bericht: Tierschutz (noch) kein Trend in der Mode
Analyse von 100 internationalen Unternehmen deckt schwache Leistungen im Tierschutz auf
Wien - Die dritte Ausgabe des VIER PFOTEN Berichts „Tierschutz in der Mode" in Zusammenarbeit mit der Bewertungsplattform Good On You hat 100 internationale Mode-Unternehmen, die großteils auch in Österreich vertreten sind, auf ihr Tierschutz-Engagement hin untersucht. Besonderes Augenmerk galt dabei der Verringerung von tierischen Materialien in der Produktionskette.
Sport- und Fast Fashion-Größen wie Nike und Zara (beide: „Nicht gut genug“) sind in dem Ranking ebenso vertreten, wie Outdoor-Pionier Patagonia oder die Premiummarke Stella McCartney (beide: „Hervorragend“). Das Luxussegment zeigte insgesamt das größte Verbesserungspotenzial auf, mit Unternehmen wie Max Mara, Prada und Hermès als Schlusslichter des Rankings.
VIER PFOTEN begrüßt die Fortschritte mancher Unternehmen, kritisiert jedoch, dass die Mehrheit der Modeunternehmen bis jetzt keine sinnvollen Maßnahmen zu mehr Tierschutz ergriffen haben. In Anbetracht der Tatsache, dass jedes Jahr mehr als fünf Milliarden Tiere zu Modezwecken verstümmelt und geschlachtet werden, muss sich der Trend zu mehr Tierschutz deutlich durchsetzen.
Zwar verfügen 72 Prozent der ausgewählten Unternehmen über eine Tierschutzpolitik, bei vielen gehen damit aber keine konkreten Verbesserungen einher. Der Bericht hebt auch hervor, dass eine Politik, die nur auf die Verwendung zertifizierter Materialien abzielt, für Unternehmen nicht ausreicht, um gute Tierschutzstandards zu gewährleisten.
Gordon Renouf, CEO von Good On You, ergänzt: „Die wichtigste Erkenntnis ist, dass immer mehr Unternehmen einen Anreiz haben, Ethik und Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt ihres Geschäfts zu stellen. Unser Dank gilt allen Konsument:innen, die ihren Einfluss nutzen, um die Branche voranzutreiben."
Zertifizierungen gewährleisten Mindeststandards
Während der Anteil an zertifiziertem Mohair (27 Prozent) und Kaschmir (sieben Prozent) weltweit steigt, machen zertifizierte Wolle und Daunen weniger als fünf Prozent des weltweiten Angebots aus. Zwar können Tierschutzzertifizierungen dazu beitragen, die Risiken einer oder mehrerer grausamer Praktiken in zertifizierten Lieferketten zu mindern, z. B. Mulesing in der Wollproduktion und Lebendrupf in der Daunenproduktion, doch fehlt es den meisten Zertifizierungen derzeit an Anforderungen, die für ein insgesamt positives Wohlergehen der Tiere entscheidend sind.
„Die Verwendung von Tierschutzzertifizierungen ist ein wichtiges Mittel, um sicherzustellen, dass die Lieferkette für tierische Materialien angemessen zurückverfolgt werden kann, und in den meisten Fällen der beste Weg, um zu gewährleisten, dass die Mindeststandards für das Wohlergehen der Tiere eingehalten werden. Dies ist das absolute Minimum, das ein Unternehmen tun sollte. Während 61 Prozent der bewerteten Unternehmen mindestens eine Art von zertifiziertem tierischen Material verwenden, haben nur sehr wenige Unternehmen (neun Prozent) die Mehrheit ihrer Lieferketten zertifiziert", sagt Rustam.
Die kommerzielle Ausbeutung und der Handel mit Wildtieren bergen unkalkulierbare Risiken für die öffentliche Gesundheit. Dennoch wurde festgestellt, dass 18 Prozent der Modeunternehmen immer noch Materialien verwenden, die von Wildtieren stammen. Allerdings
Allerdings ist in den letzten Jahren ein deutlicher Rückgang der Pelzproduktion und des Pelzverbrauchs zu beobachten. Das zeigt sich auch im Bericht: Drei von sieben Unternehmen, die im Jahr 2021 noch Pelz verwendeten, sind inzwischen pelzfrei.
Darüber hinaus wurde in dem Bericht festgestellt, dass die Herstellung von Materialien tierischen Ursprungs für bis zu 70 Prozent der klimaschädlichen Emissionen in der Modeindustrie verantwortlich sind und damit erheblich zur Klimakrise beitragen.
Rustam: „Eine klare Vision, die durch messbare und zeitlich begrenzte Ziele gekennzeichnet ist, sollte Unternehmen bei ihrem Engagement zur Verbesserung, Reduzierung und dem Ersetzen von tierischen Materialien unterstützen. Dazu gehört die Zertifizierung von tierischen Materialien nach Recycling- oder Tierschutzstandards, die Verringerung der Abhängigkeit von solchen Materialien und die Investition in innovative Alternativen - für eine Zukunft mit mehr Mitgefühl und Umweltbewusstsein.“
Methodik
Good On You ist die weltweit führende Plattform für Nachhaltigkeitsbewertungen in der Modebranche und führend in der Bewegung für eine transparentere, ethischere und nachhaltigere Modeindustrie. Seit 2015 hat Good On You die Auswirkungen von Tausenden von Unternehmen auf das Klima, die Menschen und die Tiere anhand einer robusten Bewertungsmethodik bewertet.
Jedes Unternehmen erhält eine individuelle Bewertung für seine Leistung in jedem der drei Bereiche. Außerdem erhalten die Unternehmen eine Gesamtbewertung, die die aggregierten Daten der drei Schlüsselbereiche berücksichtigt.
Die Bewertungen von Good On You werden von Verbraucher:innen auf der ganzen Welt genutzt, um zu erfahren, wie ihre Lieblingsunternehmen zu den Themen stehen, die ihnen wichtig sind, und um neue nachhaltige Modeunternehmen und -produkte zu entdecken. In der Good On You-App werden Unternehmen einer von fünf leicht verständlichen Bewertungen zugeordnet.
In diesem Bericht befasste sich VIER PFOTEN ausschließlich mit der Leistung der Unternehmen in Bezug auf "Tiere" des Good On You-Bewertungssystems. Unternehmen, die nach ihrer Leistung im Bereich Tierschutz bewertet werden, verwenden eine oder mehrere von Tieren stammende Materialien, darunter "konventionelle" von Tieren stammende Materialien (Wolle, Leder, Daunen, Kaschmir, Alpaka und Mohair) und "risikoreichere" Materialien (Angorawolle und Materialien von Wildtieren wie Pelze, exotische Häute und Zierfedern).
In diesem Bericht beziehen wir uns auf die "Tier"-Bewertung als Prozentsatz von 100. Es ist jedoch zu beachten, dass die Bewertungen in der Good On You-App einer Punktezahl aus fünf Kategorien entsprechen.
Eine deutsche Zusammenfassung des Berichts können Sie hier downloaden.
Mag. Elisabeth Penz
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VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freund:innen in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemäßer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA und Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen.
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