Tiertransporte und Geflügel
Millionen Hühner und Puten leiden bei Transporten
Unglaubliche 28,2 Millionen Tiere wurden im Jahr 2019 aus Österreich in die EU und in Drittstaaten exportiert. Der Großteil davon - rund 95 % - ist Geflügel, das auf dem Land- und Luftweg transportiert wird. Dabei handelt es sich vor allem und Hühner- und Putenküken, die für die Mast in andere Länder verkauft werden.
Warum werden so viele Putenküken ins Ausland transportiert?
Da es in Österreich keine Elterntierbetriebe für Puten gibt, importiert Österreich jährlich Millionen Bruteier aus Ländern wie Deutschland, Frankreich, Ungarn und teilweise auch Kanada. Da es in Österreich aber auch nur wenige Putenmastbetriebe gibt, werden die geschlüpften Küken dann wieder ins Ausland verkauft und dort gemästet. Ein lukratives Geschäft.
Wie viel Platz haben Tiere in einem Transporter?
Die EU-Transportverordnung bestimmt für jede Tierart und jedes Tier Konditionen, unter denen es transportiert werden darf. Der Platz, der den Tieren dabei zugestanden wird, ist in allen Fällen viel zu wenig und ermöglicht meist nicht einmal ein Stehen oder Liegen in ihrer natürlichen Haltung. Die Tiere sind stundenlang zusammengepfercht und leiden unter enormem Stress.
Wenn man sich vor Augen führt, dass ein Masthuhn gerade einmal so viel Platz wie ein A5-Kuvert hat, bekommt man einen Eindruck, welche Qualen das für die Tiere bedeuten muss.
Wie hängen Tiertransporte und Fleischproduktion zusammen?
Nicht nur in Österreich sondern in der gesamten EU dominiert ein absurdes Spiel aus Import und Export die Landwirtschaft. Lebende Tiere werden sowohl nach Österreich importiert, als auch aus Österreich in die EU und in die ganze Welt exportiert, während paradoxerweise ebenso tonnenweise Fleisch jährlich sowohl importiert als auch exprtiert wird. Man könnte meinen, der Grund dafür ist, dass wir hier im Land zu wenig Fleisch produzieren und uns selbst nicht versorgen können.
Genau das Gegenteil ist jedoch der Fall - neben den Lebendtieren werden auch hunderttausende Tonnen Fleisch jährlich exportiert. Der Selbstversorgungsgrad (die Balance aus Inlandsverbrauch und Erzeugung) bei Rind und Schwein liegt über bzw. bei rund 100 %. Bei Geflügel, Schafen und Ziegen decken wir gut drei Viertel des Verbrauchs mit der Produktion im Inland.
- Das Beispiel Pute
Putenfleisch wird immer beliebter, wird als "gesundes" Fleisch angepriesen und scheint Fixbestandteil jedes Fitnesstellers. Doch bei der Haltung der intelligenten und sensiblen Tiere muss Vieles bedacht werden. Haben Puten nicht ausreichend Platz und kein ausreichendes Beschäftigungsmaterial, neigen sie zu Verhaltensstörungen wie Federpicken oder gar Kannibalismus.
Um dem entgegenzuwirken werden den Tieren die Schnäbel gekürzt. Das ist gesetzlich erlaubt und die Branche verteidigt sich mit dem Argument, dass die Tiere sich ansonsten während der Mast gegenseitig verletzten würden. Aus Tierschutzsicht ist das jedoch nur reine Symptombekämpfung der schlechten Haltung – die Tiere werden für die Haltungssysteme „zurechtgestutzt“, und nicht, so wie es sein sollte, die Haltungssysteme an die Bedürfnisse der Tiere angepasst.
In Österreichs Mastbetrieben haben Puten rund 70 % mehr Platz als irgendwo anders in Europa. Das ist gut, wenngleich bis zu einer wirklich artgemäßen Haltung auch in Österreich noch wesentlich höhere Tierschutzstandards notwendig sind.
Durch die höhere Besatzdichte (so nennt man die Vorgabe, wie viele Puten pro Quadratmeter gehalten werden dürfen) im Ausland kann jedoch dort mehr und billiger produziert werden. Die Putenbetriebe in Österreich klagen, dass Österreich seit der Einführung dieser strengeren Tierschutzvorgaben einen geringeren Selbstversorgungsgrad (das ist die Balance aus Inlandsverbrauch und Produktion) zu verbuchen hat. Dieser liegt aktuell bei ca. 40 %.
Putenfleisch wird in großen Mengen nach Österreich importiert, denn die Gastronomie, Kantinen und die Systemgastronomie verlangen nach dem billigen Fleisch aus dem Ausland. Auch weil die Konsumentinnen und Konsumenten über viele Jahre „gelernt“ haben, dass Putenfleisch, vor allem in der Gastronomie, günstig ist – eine Kreislauf, aus dem scheinbar nur schwer auszubrechen ist.
Doch Profit auf Kosten von Tierwohl kann nie die Antwort sein!
VIER PFOTEN ist davon überzeugt, dass durch eine transparente und verpflichtende Haltungs- und Herkunftskennzeichnung auch die Konsumentinnen und Konsumenten bewusstere Entscheidungen für mehr Tierwohl auf ihren Tellern treffen können - und werden. Und dass durch gezielte Förderungen für mehr Tierwohl in den Betrieben Anreize für eine bessere Haltung geschaffen werden. Letztlich muss aber der gesamte Konsum tierischer Produkte langfristig reduziert werden, um das System "Fleischproduktion" nachhaltig zu verändern.
Wie können wir das System verändern?
Jede und jeder kann durch sein tägliches Essens- und Kaufverhalten einen Beitrag zu mehr Tierwohl leisten.
Was können Sie gegen Tiertransporte tun?
- VIER PFOTEN Petition gegen Tiertransporte unterschreiben!
- Auf Herkunft UND Haltung achten! Gütesiegel mit hohen Tierschutzstandards bevorzugen
- Biologische, saisonale und regionale Produkte kaufen.
- Fleischkonsum außer Haus (Gastro, Kantinen, Imbiss) reduzieren, da die Herkunft des Fleisches dort oft gänzlich unbekannt ist.
- Besonders in der Gastro: Nachfragen, wo die tierischen Produkte herkommen und wie die Tiere gehalten wurden.
- Weniger Fleisch und Milchprodukte konsumieren, pflanzliche Alternativen ausprobieren. Das 3-R-Prinzip gibt hier einen praktischen Leitfaden.