Haltungsformen bei Legehennen
Wie lebt ein Huhn in Käfighaltung, Bodenhaltung, Freilandhaltung oder Biohaltung?
In der Eierindustrie gibt es verschiedene Haltungsformen für Legehennen. Die meisten davon bedeuten für die Hühner immensen Stress. VIER PFOTEN erklärt, wie Hennen in Käfighaltung, Bodenhaltung, Freilandhaltung und Bio-Haltung leben.
Käfighaltung und Kleingruppenhaltung
In den herkömmlichen Legebatterien leben die Legehennen in winzigen Käfigen. Einem Huhn steht eine Fläche von 550 Quadratzentimeter zur Verfügung – weniger als ein DIN-A4-Blatt. Vier bis fünf Hennen leben in einem Käfig. Diese Käfige stehen in Doppelreihen und bis zu acht Etagen übereinander.
Zusammengedrängt leben die Legenennen auf Drahtgitterboden, ohne Tageslicht. Sie können weder scharren, flattern noch sandbaden. Synthetische Vitamine, Medikamente und Farbstoffe werden dem Futter zugesetzt, die täglichen Tierverluste sind hoch.
Mangelnde Bewegungsmöglichkeiten und fehlendes Sonnenlicht verursachen brüchige Knochen und Osteoporose. Schwere Verletzungen wie Knochen- und Flügelbrüche sind an der Tagesordnung. Das Stehen auf dem Drahtgitter führt zu Verletzungen an den Zehenballen. Da die Tiere nicht Scharren können, nutzen die Krallen nicht ab und die Hühner können sich leicht gegenseitig verletzen.
Zu den offensichtlichen Krankheiten und Verletzungen kommt permanenter Stress. In den Legebatterien können die Hennen ihr artgemäßes Verhalten nicht ausleben: Sie können weder Picken oder Sandbaden noch die Flügel strecken. Auch Ruhen, Gehen, Springen oder Fliegen ist nicht möglich.
Etwa 12 bis 14 Monate dauert das Martyrium der Hühner in den Legebatterien. Fünf bis zehn Prozent der Tiere überstehen diese Zeit jedoch nicht und verenden vorzeitig im Käfig. Vom Personal unentdeckt, werden sie von den anderen Hennen durch das Gitter getrampelt.
Diese konventionellen Käfige wurden 2012 in der EU verboten. Nun sind nur noch sogenannte „ausgestaltete Käfige“ erlaubt. Hier hat jedes Huhn 750 Quadratzentimeter Platz. In dem Käfig gibt es „Legenester“, „Sitzstangen“ und eine „Scharrfläche“, die jedoch diese Namen nicht verdienen. Den Bedürfnissen der Tiere entsprechen sie nicht einmal ansatzweise.
Ob Käfighaltung, die sogenannten ausgestalteten Käfige oder Kleingruppenhaltung – hinter all diesen Bezeichnungen verbergen sich also Käfige, in denen Hühner nicht artgerecht leben können! Auch die Kleingruppenhaltung wurde in Österreich 2020 beendet. Die Käfighaltung ist somit ein Auslaufmodell, wird aber immer noch in einigen Ländern und Formen praktiziert.
Achten Sie deshalb auf die erste Ziffer auf dem Ei-Stempel: 3 steht für Käfig!
Bodenhaltung
Die meisten Hühner in der Eierproduktion leben heute in Bodenhaltung. Bei der Bodenhaltung leben neun Hennen pro Quadratmeter in riesigen Hallen. Sind Sitzstangen und Legenester in mehreren Etagen angebracht (sogenannte Volierenhaltung), dürfen es sogar 18 Hennen pro Quadratmeter Stallgrundfläche sein.
Bis zu 24.000 Tiere drängen sich in einem solchen Stall. Die Tiere müssen lediglich durch eine Abtrennung, z.B. aus einem Gitter, in Gruppen von 6.000 Tieren aufgeteilt sein. Das überfordert die Tiere bei der Bildung von Hierarchien und Hackordnung – dieser und weitere Faktoren führen zu Verhaltensstörungen wie Federpicken und Kannibalismus. Durch das Gedränge ausgelöster Stress ist eine häufige Todesursache für Hühner in der Bodenhaltung.
Wie in der Käfighaltung mangelt es den Hennen auch in der Bodenhaltung an Beschäftigung, da es keinen Grünauslauf gibt. Verhaltensweisen wie Futtersuche, Scharren, Kratzen und Picken können nur bedingt ausgeübt werden, zumal die Tiere hier weniger Platz haben als in der Freilandhaltung. Das regelmäßige Einbringen frischer Einstreu und ähnlicher Beschäftigungsmaterialien ist hier besonders wichtig.
Achten Sie auf den Ei-Stempel: 2 steht für Bodenhaltung.
Freilandhaltung
Bei der Freilandhaltung steht den Hühnern tagsüber ein Auslauf von mindestens acht Quadratmetern pro Tier zur Verfügung. (Ausnahme: 4qm bei einer sogenannten Biodiversitätsweide). Die Bedingungen im Stall entsprechen denen der Bodenhaltung. Es stehen Sitzstangen, Legenester und eingestreute Scharrräume zur Verfügung. Bei dieser Haltungsform können die Grundbedürfnisse der Hennen wesentlich besser umgesetzt werden als im Käfig.
Es gibt in der Freilandhaltung zusätzlich die Möglichkeit, nur vier Quadratmeter Auslauf pro Tier anzubieten – nämlich dann, wenn es eine Biodiversitätsweide gibt.
Aber auch in großen Freilandhaltungen kann es zu Problemen kommen, zum Beispiel zu einer Übernutzung des stallnahen Auslaufbereiches und der Grünfläche. In Pfützen und schlammigen Bereichen können sich Parasiten ansammeln, welche die Gesundheit der Legehennen beeinträchtigen. Um dies zu verhindern, ist es notwendig, den stallnahen Boden regelmäßig abzutragen und auszutauschen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, ihn trocken und hygienisch sauber zu halten, zum Beispiel durch Aufschütten von grob strukturiertem, wasserdurchlässigem Material.
Ebenso kann es passieren, dass die Tiere durch einen mangelhaft strukturierten Weide-Auslauf diesen nicht vollständig nutzen. Durch Unterschlupfmöglichkeiten, Sträucher und stallnahe Weiden wird den Hennen das Hinausgehen erleichtert, da sie sich geschützt fühlen und bei Gefahr (zum Beispiel durch Greifvögel) sofort Unterschlupf finden. Ein regelmäßiger Wechsel der Weiden ist außerdem notwendig, um die Grasnarbe zu erhalten. Leider werden diese Anforderungen an das Management häufig nicht bedacht, und es wird behauptet, die Tiere wollten gar nicht ins Freie.
Achten Sie auf den Ei-Stempel: 1 steht für Freilandhaltung.
Biohaltung
Bei der Biohaltung hat jedes Huhn mindestens acht Quadratmeter Auslauf. Im Stall dürfen maximal sechs Tiere pro Quadratmeter gehalten werden. Mindestens ein Drittel der Stallfläche ist ein eingestreuter Scharrraum, Legenester und Sitzstangen stehen zur Verfügung. In einem Stall dürfen maximal 3.000 Hennen untergebracht sein. Prophylaktischer Medikamenteneinsatz ist verboten.
Das größte Plus gegenüber allen anderen Haltungsformen ist hier die biologische Wirtschaftsweise der Betriebe. Das heißt zum Beispiel, dass die Tierhaltung flächengebunden ist: Es werden nur so viele Tiere gehalten wie von der Fläche ernährt werden können. Demzufolge wird nur so viel Kot erzeugt wie der Boden an Nährstoffen aufnehmen kann. Das Futter wird ohne Pestizide, chemisch-synthetische Dünger und Gentechnik hergestellt.
Von allen Haltungsformen ist die Biohaltung sicherlich die tierfreundlichste. Doch nicht immer werden die Haltungsvorschriften in der Praxis auch eingehalten. Zudem kann es durch die großen Gruppen ebenfalls zu Verhaltensstörungen bei den Tieren kommen. Die Überzüchtung der Legehennen ist eine weitere Ursache für Tierleid auch in Bio-Betrieben.
Achten Sie auf den Ei-Stempel: 0 steht für Biohaltung.
Probleme in der Haltung von Legehennen
Zu Problemen kann es in jeder Form der Haltung von Legehennen kommen. Verhaltensstörungen wie Federpicken und Kannibalismus treten besonders in großen Anlagen mit vielen tausend Tieren pro Gruppe auf. Deshalb wird dem Großteil der Legehennen in vielen Ländern die Schnabelspitze gestutzt (kupiert), in Österreich ist diese grausame Maßnahme zum Glück eher eine Ausnahme. Der Eingriff wird bei den Küken in den ersten Lebenstagen durchgeführt und ist äußerst schmerzhaft. Es kommt regelmäßig vor, dass die Tiere hierdurch verenden. Auf Bio-Betrieben und Betrieben, die speziellen Tierschutzanforderungen entsprechen, dürfen grundsätzlich keine Hennen mit kupierten Schnäbeln gehalten werden.
In gut geführten Betrieben mit kleineren Beständen werden derartige Probleme allerdings selten beobachtet. Entscheidend ist letzten Endes die Einstellung und Wachsamkeit der Betriebsleiter. Eine der tiergerechtesten Haltungsformen für Legehennen ist der mobile Hühnerstall. Aber auch ein festes Haltungssystem mit gut geführtem Auslauf- und Weidemanagement kann als sehr tiergerecht bezeichnet werden.
Kükentötung für alle Haltungsformen
Eines der größten Tierschutzprobleme in der Eierindustrie ist das sogenannte Kükentöten. Es bedeutet, dass die männlichen Küken selektiert, der Großteil von ihnen getötet und als Futterküken verwendet werden. Eine Ausnahme stellt der Bio-Bereich dar. Dort ist das Kükentöten verboten und die männlichen Nachkommen werden als Bruderhähne aufgezogen.