Rettung Bärin Jambolina
Nach vielen Jahren in der Manege, beginnt für die Braunbärin endlich ein neues Leben.
Nach einer viertägigen Fahrt über eine Strecke von 2‘400 Kilometern ist die aus der Ukraine stammende ehemalige Zirkusbärin Jambolina am 11. Dezember 2020 endlich in ihrem neuen Zuhause, dem Arosa Bärenland, angekommen. Am Ende der langen Reise mit einem speziellen Wildtiertransporter wurde die elfjährige Bärin unter Einsatz von Pistenbully und per Seilbahn in das auf über 2‘000 Meter gelegene Bärenschutzzentrum transportiert. Hier erhält sie nun die Chance auf ein artgemäßes Leben.
Ein Leben zwischen Käfig und Manege
Jambolinas Leben begann ähnlich wie das vieler Zirkusbären: Im Januar 2009 in einem Zoo auf der Krim geboren, wurde sie nur wenige Wochen nach ihrer Geburt der Mutter entrissen, verkauft und als Zirkusbärin trainiert. Jambolina trat bis zum März 2020 als «Attraktion» in Zirkussen auf, überwiegend in der Ukraine, aber auch im Ausland.
Bedingt durch die COVID-19 Restriktionen und die Absage vieler öffentlicher Veranstaltungen konnte der Halter mit der Braunbärin ab März 2020 nicht mehr auftreten. Seitdem wurde das Wildtier in einer nur wenige Quadratmeter großen Transportkiste in der Garage ihres Besitzers gehalten. In der Kiste konnte sich die Bärin kaum bewegen und auch nicht aufrecht stehen.
Rettung in der Not
Jambolinas Besitzer suchte dringend nach einer Lösung für das Tier, denn auch er empfand die Haltung des Tieres als nicht bärengerecht, und wollte dem Tier einen schönen Lebensabend ermöglichen. VIER PFOTEN wurde auf Jambolinas Fall aufmerksam und suchte nach einer alternativen Unterbringung für das Tier; leider war im BÄRENWALD Domazhyr, dem ukrainischen Bärenschutzzentrum, kein Platz mehr frei für die Bärin. Aufgrund der Notlage wurde daher beschlossen, Jambolina in einem Bärenschutzzentrum im Ausland unterzubringen – im Arosa Bärenland in der Schweiz!
Jambolinas Reise nach Arosa
Hinweis: Bei Ansicht dieses Videos eventuell auftauchende Werbeeinblendungen stehen in keinem Zusammenhang mit VIER PFOTEN. Wir übernehmen für diese Inhalte keinerlei Haftung.
Jambolinas erste Tage im Arosa Bärenland
In Arosa angekommen, brachten die Seilbahn und ein Pistenbully Jambolina schlussendlich sicher durch die Schneemassen in ihr neues Zuhause. Hier bekommt sie nun ausreichend Zeit und Möglichkeiten, um sich an ihr neues, artgemäßes Leben zu gewöhnen. Nach nur wenigen Tagen zeigt sich, dass die Bärin sehr aktiv ist, gerne mit Holzstämmen spielt und es liebt, durch den Schnee zu tollen. Gelegentlich zeigt die Bärin ein stereotypes Verhalten, welches sich auf die vielen Jahre in Gefangenschaft zurückführen lässt. Wir hoffen, dass Jambolina diese Verhaltensstörung ablegen und ihre natürlichen Instinkte bald neu entdecken kann! Das Team vom Arosa Bärenland setzt alles daran, Jambolina einen möglichst naturnahen Lebensraum zu bieten, damit sie den langwierigen Prozess der Regenerierung bestmöglichst bewältigen kann.
Update Jänner 2021
Bärin Jambolina ist nach einem Monat im Arosa Bärenland bereits der Start hin zu einem natürlichen Verhalten gelungen.
Seit Ende Dezember zeigt die Bärin keine Verhaltensstörungen mehr und seit Mitte Januar befindet sie sich nun offiziell in der Winterruhe. Sie frisst und trinkt nicht mehr und setzt keinen Kot ab. Sie beschäftigt sich lediglich wenige Minuten pro Tag mit dem Einrichten der Höhle und ruht weitgehend. Instinktiv spart sie Energie, damit ihre angefressenen Fettreserven bis in den Frühling ausreichen.
Update Juni 2021
Der Moment, auf den wir alle gewartet haben - zum allerersten Mal konnte Jambolina die Natur in den Schweizer Alpen erkunden.
Ende Mai richteten sich alle Augen auf Jambolina im Arosa Bärenland, wo das Team vor Ort erfreut war, sie endlich das geräumige Gehege genießen zu sehen.
Sie brauchte einige Zeit, um sich an ihre neue Umgebung zu gewöhnen, aber das ist völlig normal, wenn man ihre schwierige Vergangenheit bedenkt. Nach ein paar Minuten war sie jedoch ganz aufgeregt, zu sehen, was sie vor sich hatte. Das erste, was sie entdeckte, war ihr Teich, und sie rannte schnell dorthin, um ein schönes erfrischendes Bad zu nehmen. Trotz ihrer Nervosität ging Jambolina auf eine große Entdeckungstour im Außenbereich, gefolgt von einem zweiten Bad.
Bald darauf beschloss sie, in ihr vertrautes Innengehege zurückzukehren. Überwältigt von ihrem ersten abenteuerlichen Tag draußen, machte sie schnell ein entspannendes Nickerchen. Wir geben ihr nun Zeit, sich in ihrem eigenen Tempo mit dem Außengehege vertraut zu machen.
Update 25. Juni 2021
Jambolina und Meimo sind die neuen Freunde des Arosa Bärenlands!
Anfang dieser Woche spielten sich einige aufregende Szenen in den Schweizer Alpen ab: Jambolina traf ihren Bären-Kollegen Meimo zum ersten Mal, ohne dass ein Gitter sie trennte! Nachdem sie sich gegenseitig beschnüffelt, im Gras herumgewälzt und gerungen hatten, genossen die beiden Bären sogar ein gemeinsames Bad im frischen Wasser.
Sehen Sie sich das Video an, um einige erstaunliche Einblicke von unserem wissenschaftlichen Leiter Dr. Hans Schmid zu erhalten!
Hinweis: Bei Ansicht dieses Videos eventuell auftauchende Werbeeinblendungen stehen in keinem Zusammenhang mit VIER PFOTEN. Wir übernehmen für diese Inhalte keinerlei Haftung.
Update 5. August 2021
Schweren Herzens und zutiefst bestürzt müssen wir Ihnen mitteilen, dass Bärin Jambolina kurz vor einem operativen Eingriff im Arosa Bärenland plötzlich und unerwartet verstorben ist. Kurz nachdem Jambolina ihre Narkoseinjektion erhalten hatte, setzte ihre Atmung aus bisher ungeklärten Gründen aus, und sie konnte trotz aller Wiederbelebungsmaßnahmen nicht gerettet werden. Wir untersuchen derzeit, was die Ursache für Jambolinas Tod ist. Wir halten Sie auf dem Laufenden.
Update 25. August 2021
Gemäss dem Obduktionsbericht des Instituts für Veterinärpathologie der Universität Zürich ist Jambolina leider an akutem Herz-Kreislauf-Versagen gestorben. Jambolina ist einer der tragischen Ausnahmefälle, bei denen es während der Narkose zu einer lebensbedrohlichen Komplikation kam. Eine Anästhesie ist ein Eingriff in die normale Funktionsweise des Körpers und birgt daher in der Regel gewisse Risiken für den Patienten. Eine Kombination verschiedener Medikamente schaltet das Bewusstsein und das Schmerzempfinden im gesamten Körper aus. Unter diesem Einfluss kann es in seltenen Ausnahmen zu einer Beeinträchtigung der lebenswichtigen Systeme kommen, die im schlimmsten Fall, wie im Fall von Jambolina, zum Tod führen.
Jambolina benötigte die Operation dringend. Sie hatte schwere Zahnprobleme, die immer wieder Schmerzen verursachten und einen gefährlichen Infektionsherd darstellten. Leider gibt es in unserer Arbeit für den Tierschutz nicht nur schöne Momente, sondern auch sehr traurige Ereignisse. Wir sind dankbar für die glücklichen Monate, die Jambolina im Arosa Bärenland verbringen durfte und sehr traurig, dass ihr nicht mehr Zeit vergönnt war.