Ende Februar 2025 erhielt VIER PFOTEN einen dringenden Anruf vom Islamabad Wildlife Management Board (IWMB), um bei der Rettung und Behandlung eines siebenjährigen männlichen Asiatischen Schwarzbären zu helfen.

Der beschlagnahmte Bär blutete aus der Nase, den Ohren, den Augen und dem Rücken, da er Teil der grausamen Praxis des Bärenkampfes war. Sein siebenjähriges Leben bestand aus einem erbärmlichen Dasein, gefesselt an Seilen und Ketten, mit abgerichteten Hunden, die ihn angreifen sollten, während die Menge brüllend diese Misshandlungen zur Unterhaltung beobachtete. Der arme Bär war gezwungen, sich zu verteidigen und anzugreifen, um bei diesem bösartigen und unmenschlichen Blutsport zu überleben.

Bis heute ist die Bärenhetze, obwohl sie illegal ist, eine erschreckende Realität, bei der Bären zu ihrer Unterhaltung grausame Kämpfe gegen abgerichtete Hunde austragen müssen. Bei dieser Praxis werden den Bären schwere physische und psychische Traumata zugefügt, einschließlich des Entfernens oder Abschneidens der Zähne der Bären, um schwere Verletzungen der Hunde und Menschen zu vermeiden. Dies geschieht in der Regel in jungem Alter ohne Betäubung, und wir finden oft alte Kieferbrüche, die zeigen, wie gewaltsam die Zähne entfernt wurden. Andere Misshandlungen bestehen darin, dass die Krallen der Bären abgeschliffen oder ganz entfernt werden, um ihnen bei einem Kampf weniger Vorteile zu verschaffen. Es werden auch heiße Metallringe durch die empfindlichen Nasen und Kiefer gestochen, um einen Ring durchzuhaken, an dem ein Seil befestigt werden kann, um den Bären noch besser kontrollieren zu können.

In Pakistan sind Bärentanz und Bärenhetze eine uralte Tradition, die von den Briten als Sport in die lokale Gesellschaft eingeführt wurde. Die zuständigen pakistanischen Behörden gehen energisch gegen diese grausame Praxis vor und sorgen dafür, dass jeder, der daran beteiligt ist, verhaftet und bestraft wird und dass der gequälte Bär beschlagnahmt wird. Leider werden in der Provinz Punjab immer mehr Vorfälle gemeldet, und obwohl die genaue Zahl der illegal gehaltenen Bären in Punjab schwer zu bestimmen ist, schätzt man sie auf mehrere Dutzend bis über hundert.

Im April 2024 reisten VIER PFOTEN Expert:innen zum IWMB Rettungs- und Rehabilitationszentrum in Islamabad, um bei der Behandlung von acht dort lebenden ehemaligen Tanz- und Kampfbären zu helfen, die gerettet worden waren. Darüber hinaus unterstützte das Team die örtlichen Behörden bei der Rettung und Umsiedlung der Bären Laila und Boogie, die ebenfalls in Ketten gehalten und als Köder missbraucht worden waren - beide Bären befanden sich zum Zeitpunkt ihrer Rettung in einem schlechten Zustand, haben sich aber inzwischen erholt.

Rocky wurde in sehr schlechtem Zustand gerettet, schwer verletzt, mit Blutungen aus Augen, Nase und Ohren. Er hatte schwere Wunden am Rücken und stand unter Schock, was sich in seinem ständigen Zittern zeigte. Das Team erfuhr, dass er bereits 35 Kämpfe hinter sich hatte und taufte ihn in Anerkennung seiner Widerstandsfähigkeit auf den Namen „Rocky“.

Das VIER PFOTEN Team narkotisierte Rocky und führte eine tierärztliche Untersuchung und dringende Behandlung durch. Alle Zähne von Rocky waren zuvor entfernt worden, um die Hunde während der Kämpfe nicht schwer zu verletzen - ein grausamer Akt, der ohne jegliche Betäubung durchgeführt wird. Das Team behandelte die Wunden in seinem Mund, seiner Zunge und seinen Ohren, die durch Hundebisse verursacht worden waren, und entfernte den Nasenring und die Ketten um seinen Hals - ein ergreifender Moment, der seine Freiheit und seinen Ruhestand als Kampfbär für immer markierte.

Rocky erholte sich sehr gut von der Operation und erhielt die richtigen Schmerzmittel und Antibiotika, um seine Genesung bestmöglich zu unterstützen. Außerdem wurde ein spezieller Ernährungsplan für das IWMB-Team erstellt, um sicherzustellen, dass er eine angemessene Ernährung erhält, da er aufgrund der grausamen Entfernung seiner Zähne nicht mehr kauen kann.

Rocky hat sich in seinem neuen Gehege gut eingelebt und wird vom Team genau beobachtet, um sicherzustellen, dass er zufrieden ist. Als es Zeit für ihn war, seine Transportbox zu verlassen, zögerte er zunächst, aber diesmal warteten keine Hunde auf ihn. Mit viel Geduld und Rücksicht haben die Pfleger:innen ihm Futter angeboten und ihm erlaubt, sich in seinem eigenen Tempo zu akklimatisieren.

Am nächsten Tag fraß er bereits gut, rieb sich mit dem Rücken an einem Baum und erkundete seine neue Umgebung. Zwar zieht er sich nachts immer noch in sein Nachtquartier zurück, aber wir sind zuversichtlich, dass er sich mit der Zeit an sein neues Leben gewöhnen wird. Außerdem ist Rockys Gehege so gestaltet, dass es auch für künftige Neuankömmlinge geeignet ist.