Tierfreundliche Taubenabwehr
Ratgeber für Wildtierfreunde: Wie Sie Tauben vom Nisten abhalten
Tauben sind nicht immer willkommen, aber trotzdem oft Dauergäste auf dem Balkon, Fensterbrett oder Dach. Taubenkot kann jedoch Häuser verunreinigen. Deshalb ist es besonders wichtig zu wissen, was die Vögel davon abhalten kann, sich bei Ihnen niederzulassen. Das ist vor allem vor und während der Brutzeit im März wichtig, da sich die Tiere es gemütlich machen und einen dauerhaften Nistplatz finden wollen.
Bitte verwenden Sie keine Fangnetze, Nagelbretter oder gar Giftköder, um Tauben abzuwehren! Diese Maßnahmen sind tierquälerisch und fügen den Tauben großes Leid zu.
Wildtierexperte Christian Erdmann verrät, wie Sie die Vögel tierfreundlich abwehren.
Fangnetze und Nagelbretter
Halten Sie Tauben von Ihrem zu Hause fern
Sowohl optische-, als auch akustische Systeme sind wirksam und lassen sich einfach montieren.
- Windräder verschrecken Tauben nicht nur aufgrund ihrer Bewegung. Sie erzeugen auch ein Geräusch, welches die Vögel irritiert und von einem Anflug absehen lässt.
- Auch bunte Bänder oder ein selbstgemachtes Mobile aus Cds und Alufolie zeigen Wirkung.
- Raben aus Kunststoff haben sich ebenfalls bewährt. Da es sich bei Raben um einen natürlichen Feind der Taube handelt, sind die Attrappen meist sehr effektiv. Jedoch nur, wenn man den Kunstvogel ab und zu neu platziert.
- Sogenannte Birdslides sind effektiv zum Schutz von Häuserdächern und für die Tiere ungefährlich. Diese vorgefertigten Acrylplatten sind glatt und werden von den Vögeln gemieden.
- Haben die Tauben schon mit dem Nestbau begonnen, sollte man die bereits abgelegten Zweige und Stöckchen entfernen, bevor man mit dem Abwehrschutz des Platzes beginnt.
NEIN zu Fangnetzen und Nagelbrettern
Von den meisten handelsüblichen Abwehrmechanismen wie Nagelbretter und Fangnetzen rät Christian Erdmann ab: “Verzichten Sie auf Hilfsmittel, die den Tieren schaden können. Tauben, aber auch andere Vögel, können sich an den spitzen Nägeln lebensgefährlich verletzen oder sich in den Netzen so verfangen, sodass sie elendig verhungern.“
Auch Gemeinden sind gefragt
In zahlreichen Städten werden seit Jahren sogenannte Taubenhäuser sehr erfolgreich eingesetzt. „Sie sind tierschutzgerecht und langfristig hochwirksam“, bestätigt Christian Erdmann. Die Anflugstellen ermöglichen den Tieren Nistmöglichkeiten und halten artgerechtetes Futter bereit. „Dadurch ist der Kot nicht mehr so feucht und verschmutzt bei weitem nicht so schlimm.“ Besonders tierfreundlich sind die Taubenhäuser auch, weil hier kranke Vögel tierärztlich versorgt und ihre Behausungen regelmäßig gereinigt werden. „Auch der Taubenbestand einer Stadt kann durch mehrere Taubenhäuser auf schonende Art innerhalb weniger Monate deutlich verringert werden. Denn ein Teil des Geleges wird durch Attrappen wie zum Beispiel Kalkeier ausgetauscht. Im Vergleich zu anderen Methoden der Geburtenkontrolle hat sich dieses System sehr gut bewährt,“ so der Experte.
Bitte verwenden Sie keine Fangnetze, Nagelbretter oder gar Giftköder, um Tauben abzuwehren! Diese Maßnahmen sind tierquälerisch und fügen den Tauben großes Leid zu.
Optische und akustische Systeme zur Taubenabwehr
Sowohl optische-, als auch akustische Systeme lassen sich zwar einfach montieren, sind allerdings nur kurzweilig wirksam. Unserer Erfahrung nach sind Windräder, bunte Bänder, CDs, Alufolien oder Raben- bzw. Greifvogelimitate keine langfristige Lösung zur Taubenabwehr. Die Tauben erschrecken sich vielleicht ein paar Tage daran, bis sie erkannt haben, dass ihnen von den angebrachte Dingen keine Gefahr droht und sie wieder unbesorgt ihre Nistplätze anfliegen.
Sogenannte Birdslides sind effektiv zum Schutz von Simsen, Fensterbrettern und Nischen und für die Tiere ungefährlich. Diese vorgefertigten Acrylplatten sind glatt und werden von den Vögeln gemieden.
Vorsorgemaßnahmen, um Tauben vom Nisten abzuhalten
Wir empfehlen Privatpersonen mögliche Nistplätze zu verschließen oder zuzustellen, damit die Tiere keine Nester bauen können. Haben die Tauben schon mit dem Nestbau begonnen, sollte man die bereits abgelegten Zweige und Stöckchen entfernen, bevor man mit dem Abwehrschutz des Platzes beginnt.
Haben die Tauben einmal ein Nest auf einem Balkon errichtet, sind sie sehr schwer von dort wieder zu vertreiben. Sie sind sehr standorttreu und kommen immer wieder in ihr „Zuhause“ zurück.
Wenn die Tiere bereits brüten, bitten wir euch abzuwarten, bis die Jungtiere flügge geworden sind und erst dann die Nistplätze zu verschließen.
Kontrolle der Taubenpopulation
Eine wichtige Möglichkeit, die Vermehrung von Tauben in Großstädten unter Kontrolle zu halten, ist vor allem bei Neubauten drauf zu achten, keine Strukturen einzubauen, die von Tauben als Nistplätze genützt werden können. Ein späteres Nachrüsten solcher Nischen und Gesimse mit Taubenabwehrmaßnahmen ist aufwendig, kostspielig und oft auch tierschutzrechtlich bedenklich. Deshalb sollte schon in der Planungsphase auf "taubensicheres" Bauen geachtet werden.
Aufgrund der Abnahme von Brutmöglichkeiten hat sich im Übrigen die Zahl der Tauben z.B. in Wien in den letzten Jahrzehnten bereits erheblich reduziert. Vor allem in der Nachkriegszeit fanden Taube in Häuserruinen unendlich viele Brutmöglichkeiten, weshalb damals laut Schätzungen ca. 300.000 Tauben Wien bevölkerten. Laut Brutvogelatlas von Birdlife wurden 2019 nur mehr 23.000 Brutpaare in der Stadt gezählt.
Tierfreundliche Möglichkeiten die Anzahl der Tauben zu begrenzen, wurden schon in verschiedenen Städten ausprobiert. Vielerorts haben sich kontrollierte Taubenschläge bewährt. Dort kann die Fortpflanzung der Tiere beschränkt werden, und sie erhalten außerdem artgerechtes Futter. Eine dauerhafte Senkung der Taubenpopulation kann man sich mit dieser Methode allerdings nur in kleineren Städten mit überschaubarer Taubenpopulation erwarten.
Fütterung von Tauben
Tauben sind eigentlich Körnerfresser, ernähren sich aber in Städten, mangels natürlich vorhandenen artgerechten Futters, meist von Resten menschlicher Nahrung. Dies führt zu Mangelerscheinungen und häufigen Durchfällen bei den Tieren, was in Bezug auf die Verschmutzung von Gebäuden besonders störend ist.
Eine mit Augenmaß durchgeführte Fütterung mit artgerechtem Körnerfutter an ausgewiesenen Futterplätzen ist deshalb begrüßenswert und hat eine große Auswirkung auf die Gesundheit der einzelnen Individuen.
In Anbetracht der Tatsache, dass Tauben in der Stadt auch von für sie nicht geeigneten Futterquellen nicht abzuhalten sind, halten wir ein generelles Fütterungsverbot für kontraproduktiv und sicher nicht geeignet, um die Anzahl an Tauben zu reduzieren. An Plätzen, an denen der Aufenthalt von Tauben nicht erwünscht ist, wie z.B. auf privaten Balkonen oder Terrassen, sollte natürlich keinesfalls gefüttert werden, da eine Fütterung Tiere dorthin lockt.
Tauben übertragen keine gefährlichen Krankheiten
Auch wenn Tauben im Stadtbereich oft krank aussehen, übertragen sie nicht mehr Krankheiten als andere Wildtiere. Die meisten Krankheitserreger, die Tauben befallen, sind nur für diese krankmachend und nicht auf Menschen - oft nicht einmal auf andere Vögel – übertragbar.
Grundlegende Hygienemaßnahmen wie Händewaschen sind aber prinzipiell nach jedem Kontakt mit einem kranken Tier anzuraten.