WWF und VIER PFOTEN starten Petition gegen Massentötung von Fischottern
Abschuss-Verordnungen in Niederösterreich und Kärnten torpedieren Erholung streng geschützter Art – Hausgemachte Gründe für Fischsterben werden ignoriert – Tier- und Naturschutz werden mit Füßen getreten
St. Pölten/ Klagenfurt - Dank des strengen europaweiten Schutzes wird der einst nahezu ausgestorbene Fischotter in Österreich langsam wieder heimisch. Doch kaum ist die Population vereinzelt auf dem Weg der Besserung, tritt die Politik den Tier- und Naturschutz erneut mit Füßen. Hunderte Tiere stehen auf der Abschussliste. In Kärnten gilt eine umstrittene Verordnung, die alljährlich bis zu 43 Fischotter das Leben kostet. Die niederösterreichische Landesregierung plant sogar den Abschuss von bis zu 180 Tieren in den nächsten drei Jahren. Um die Massentötungen zu stoppen, starten die Naturschutzorganisation WWF Österreich und die Tierschutzorganisation VIER PFOTEN eine gemeinsame Petition: „Ein großer Naturschutzerfolg ist in Gefahr. Niederösterreich und Kärnten handeln willkürlich und ignorieren europäisches Naturschutzrecht. Aus kurzsichtigem Profitstreben wird der Fischotter abgeschossen anstatt endlich unsere heimischen Flüsse und Fische besser zu schützen. Dieses Vorgehen ist rücksichtslos, löst kein einziges Problem und verursacht nur unnötiges Tierleid“, begründen die beiden Organisationen ihren Appell, der sich an die Spitzen der verantwortlichen Landesregierungen richtet – konkret an Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Landeshauptmann Peter Kaiser.
Wie ein WWF-Report auf Basis von Berichtsdaten Österreichs an die EU-Kommission belegt, liegt der Rückgang der Fischpopulationen hauptsächlich an der starken Verbauung, Regulierung und Verschmutzung unserer Flüsse und Seen. Dazu kommen ökologisch falsche Fisch-Besatzmethoden. „Fischotter-Abschüsse sollen offensichtlich von den eigenen Versäumnissen ablenken. Denn wer heimische Wildfische schützen will, muss zuerst ihre Lebensräume bewahren und sanieren. Das untermauern selbst die eigenen Untersuchungen der Bundesländer. Dennoch passiert hier immer noch viel zu wenig“, kritisiert WWF-Artenschutzexpertin Christina Wolf-Petre. Sie verweist auf die wichtige Rolle der Fischotter im Ökosystem. Als „Gesundheitspolizei“ innerhalb der Nahrungskette halten sie heimische Wildfischbestände gesund und drängen gefährliche invasive Arten zurück. Tötungen einzelner Individuen einer Tierart, die sich über das Angebot an Lebensraum und Nahrung selbst reguliert, sind strikt abzulehnen. Auch die Teichwirtschaft muss sich innerhalb des europarechtlichen Rahmens bewegen. Vorbeugende Maßnahmen zum Schutz von Zuchtfischen wie beispielsweise Zäunungen sind unumgänglich. Wenn nachweißlich doch etwas passieren sollte, müssen Schäden ausreichend kompensiert werden.
Die Fischotter-Tötungen sind auch ein grausamer Angriff auf den Tierschutz: „Paarungen sind bei Ottern ganzjährig möglich. Wird eine säugende Fischotter-Mutter getötet, bleiben ihre Jungtiere zurück und verenden elendiglich. Abschüsse und sogar der Einsatz von Totschlagfallen sind bereits jetzt traurige Realität. Dass derart skrupellos Tierleid in Kauf genommen wird, muss entschieden bekämpft werden“, sagt Martina Pluda, Kampagnenleiterin von VIER PFOTEN. Sie betont: „Die Tötung von Tieren ist in Österreich nach §6 Tierschutzgesetz ganz klar geregelt. Im Fall der Fischotter liegt absolut kein plausibler Grund für eine solche Tötung vor.“ Vielmehr bedrohen Entnahmen die Erholung des Fischotter-Bestands, die nur langsam voranschreitet, weil die Aufzucht von Jungtieren mit großem Aufwand verbunden ist. Deshalb bekommen Weibchen im Schnitt lediglich zwei Mal in ihrem Leben Nachwuchs. „Nehmen Niederösterreich und Kärnten ihr Bekenntnis zum Tier- und Artenschutz ernst, muss die Rücknahme der Abschuss-Verordnungen erfolgen“, schließen WWF und VIER PFOTEN.
Mag. Elisabeth Penz
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