Freigängerkatze

Grober Missstand: Die Kastrationspflicht für Katzen besteht nur auf dem Papier

Weltkatzentag am 8. August: VIER PFOTEN und PFOTENHILFE fordern mehr Kontrollen

6.8.2021

Wien/Lochen - Theoretisch gilt in Österreich die gesetzliche Pflicht, Freigängerkatzen kastrieren zu lassen. Praktisch jedoch besteht diese Pflicht nur auf dem Papier. Immer noch lassen viele Katzenhalter:innen ihre Tiere unkastriert, ohne dass es irgendwelche Konsequenzen gäbe. Zum Weltkatzentag fordern VIER PFOTEN und der Tierschutzhof PFOTENHILFE einen verschärften Vollzug des Gesetzes durch die Behörden in den dafür zuständigen Bundesländern.

„Eine Verordnung, die nicht vollzogen wird, ist sinnlos! Es geht nicht um ein Kavaliersdelikt, sondern um echtes Tierleid. Denn Katzen sind mit wenigen Monaten geschlechtsreif und können bis zu drei Mal jährlich Junge bekommen.  Ein einziges Katzenpaar kann so rein theoretisch nach fünf Jahren bereits 12.680 Nachkommen zeugen. Mit einer wachsenden Größe von Streunerkatzen-Kolonien steigt aber natürlich auch die Gefahr der Ausbreitung von Krankheiten, Parasiten und Seuchen. Auch Verletzungen durch vermehrte Revierkämpfe sind die Folge“, sagt VIER PFOTEN Kampagnenleiterin Veronika Weissenböck.

Der Tierschutzhof PFOTENHILFE in Lochen ist direkt von der laxen Handhabung der Verordnung betroffen. „In diesem Jahr haben wir extrem viele Fundkatzen. Es sind oft Waisenkinder, die dann von uns mit dem Fläschchen aufgezogen werden, aber auch schwangere Katzenmütter. Gerade vor wenigen Tagen haben wir eine Mutter mit ihren fünf Kindern übernommen. Beinahe jede Katze, die bei uns Zuflucht sucht, ist von Krankheiten, Verletzungen und Parasiten gequält. Katzenschnupfen ist genauso an der Tagesordnung wie schwere Durchfälle. Besonders traurig ist es, wenn gerade erst geborene Tiere an schweren Viruserkrankungen leiden, die teilweise unheilbar bis tödlich sind oder mit den Folgen von Inzucht zu kämpfen haben.“ berichtet PFOTENHILFE-Geschäftsführerin Johanna Stadler.

Ein Teil des Problems sind Bauernhofkatzen, die seit 2016 nicht mehr von der Kastrationspflicht ausgenommen sind. Seither gibt es allerdings auch Diskussionen und Proteste der Landwirt:innen, die in Folge zu einer unbefriedigenden Regelung geführt haben: Reine Zuchtkatzen bleiben seither weiterhin von der Kastrationspflicht befreit.

„Diese Ausnahmeregelung für Zuchtkatzen bietet nach wie vor ein perfektes Schlupfloch, um das Gesetz zu umgehen, denn auch eine „unverhinderte Anpaarung“ gilt laut Gesetz schon als Zucht“, kritisiert VIER PFOTEN Kampagnenleiterin Weissenböck. „Was natürlich ein perfektes Alibi bietet , um sich der Kastration und damit der Verantwortung entziehen zu können.“ PFOTENHILFE-Geschäftsführerin Stadler ergänzt: „Wer schon einmal ein sterbendes Kätzchen am Arm gehalten hat, wird diesen traurigen Anblick nicht mehr vergessen, und dem wird das Leid der unkastrierten Katzen nicht mehr egal sein.“

Um mehr Krankheiten und Elend der Katzen zu verhindern, muss Tierschutzminister Mückstein schärfere Kontrollvorgaben für die Behörden auf Länderebene machen und gesetzliche Schlupflöcher schließen, so das Fazit von VIER PFOTEN und PFOTENHILFE. „Seit Jahren ist die Katze das beliebteste Haustier der Österreicher:innen. Dass die Tiere dennoch so viel Leid erfahren müssen, ist ein Missstand, der mit der nötigen Konsequenz rasch behoben werden könnte“, sind sich Weissenböck und Stadler einig.

Kuh auf Weide

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