Was Eierpecken zu Ostern mit Osteoporose beim Huhn zu tun hat
VIER PFOTEN: Mehr Wertschätzung und bewusster Konsum tierischer Produkte notwendig
In Österreich ist Eierpecken zu Ostern eine Tradition. Die einfache Regel lautet: Das Ei mit der härteren Schale gewinnt. VIER PFOTEN weist auf eine bisher kaum bekannte Tatsache hin: Für diese Schalenfestigkeit müssen Hennen sehr viel leisten.Damit die Eierschale hart wird, lagern die Tiere Kalzium aus ihrem Skelett in den Eiern ab. Dass sie das auch möglichst effizient tun, dafür sorgt die Industrie: Denn Hennen wurden auf diese Schalenfestigkeit hin gezüchtet – was allerdings besonders bei Hennen mit hoher Legeleistung auf Kosten der Tiergesundheit geht, da sie die hohen Kalziumverluste nicht mehr übers Futter ausgleichen können. „Turbohennen“, die mehr als 300 Eier pro Jahr legen, leiden unter Brustbeinveränderungen und Knochenbrüchen, also unter osteoporoseähnlichen Erscheinungen.
VIER PFOTEN plädiert daher vor Ostern für mehr Wertschätzung für tierische Produkte. „Bedenken wir doch, wie viele Ostereier in diesen Wochen achtlos produziert, verschenkt und leider letztendlich auch weggeworfen werden. Dafür müssen Lebewesen mit ihrer Gesundheit bezahlen. Mehr Respekt unseren tierischen Produzenten gegenüber ist wirklich angebracht“, sagt VIER PFOTEN Kampagnenleiterin Martina Pluda.
Hennen aus Käfig- und Bodenhaltung haben schon aufgrund der mangelnden Bewegung und dem fehlenden Sonnenlicht schwache Knochenstrukturen. Pluda: „Die hohe Legeleistung macht Hennen, die eigentlich mit knapp zwei Jahren noch Jungtiere sind, physisch endgültig zu Greisen.“ In der Intensivtierhaltung leiden die Tiere mehrfach: keine Bewegung, hohe Leistung, kein Tageslicht, keine Möglichkeiten, natürliches Verhalten auszuleben und Ermüdungsbrüche, die dazu führen, dass sie sich am Ende ihrer „Nutzungsdauer“ nicht einmal mehr bewegen können.
„Nachdem Hennen allerdings nach einer Legeperiode ohnehin ausgetauscht werden, ist es der Industrie leider kein Anliegen, solche Knochenbrüche zu verhindern. Das ist die traurige Wahrheit“, sagt Pluda.
Allerdings sind nicht nur Hennen aus Intensivtierhaltung Opfer der „Hühner-Osteoporose“. Auch Hennen aus Freiland- und Biohaltung können Knochenprobleme bekommen, wenn sie eine hohe Leistung bringen müssen. „Man kann zwar mit guter Fütterung gegensteuern, aber letztendlich kommt der Körper der Hennen der hohen Legeleistung nicht nach“, erklärt Pluda.
Der Konsument hat die Lösung in der Hand: Weniger ist mehr
Allerdings hat nach Ansicht von VIER PFOTEN der Konsument die Lösung ohnehin in der Hand: Sie lässt sich mit dem „Prinzip der 3 R’s“ zusammenfassen: Reduce, Refine, Replace. „Das bedeutet, tierische Produkte wie Eier zu reduzieren bzw. wirklich bewusst zu konsumieren – und sie auch mal wegzulassen und lieber auf pflanzliche Lebensmittel zurückzugreifen“, erläutert Martina Pluda.
Auf Ostern umgelegt, hieße das beispielsweise zu überlegen, ob man wirklich die Großpackung mit den gefärbten Ostereiern kaufen muss oder ob vielleicht eine kleinere Menge auch reicht. Auch ob wirklich in allen Osternestern Eier drin sein müssen, egal ob der Empfänger Eier mag oder nicht, ist eine Frage, die man sich stellen könnte. Viele freuen sich vielleicht tatsächlich über alternative Geschenke. Wer Eier kauft, sollte auf jeden Fall zu Produkten aus österreichischer Freilandhaltung oder Bio-Freilandhaltung greifen und auf verbessertes Tierwohl achten.
VIER PFOTEN sieht darüber hinaus aber natürlich die Politik und die Industrie in der Pflicht: „Der Trend zu immer größerer Leistung unserer Tiere muss gestoppt werden. Es kann nicht sein, dass der Gewinn mehr als das Wohl von Lebewesen, letztlich auch der Konsumenten zählt. Wir fordern ganz konkrete Maßnahmen, um langfristig die Legeleistungen wieder zu verringern und Rahmenbedingungen für tierfreundliche Produktion zu schaffen“, so Martina Pluda.
VIER PFOTEN arbeitet beim Thema alternative Geflügelzucht mit der Gesellschaft „Ökologische Tierzucht“ (ÖTZ) zusammen. Diese Initiative forscht an robusten, ökologischen und zukunftsträchtigen Züchtungen, die auf der einen Seite ein entsprechendes wirtschaftliches Potenzial haben (240 Eier im Jahr), andererseits trotzdem auch den Knochenaufbau und damit auch die Tiergesundheit berücksichtigen.
Informationen dazu: www.oekotierzucht.de
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Über VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freund:innen in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemäßer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA und Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen.
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