VIER PFOTEN: Tierqual-Wolle in Sportkleidung hat Hochsaison
Größter Hersteller Nike ohne klaren Verzicht auf tierquälerische Methoden
Wien – Wolle wärmt und kühlt zugleich. Diese flexible Eigenschaft macht sich seit Jahren auch die Sportbekleidungsindustrie zunutze. Merinowolle findet sich in Yoga Pants genauso wie in Fahrradtrikots und Laufhosen. VIER FOTEN zieht nach Recherchen über die Verwendung von Merinowolle in Sportbekleidung ein eindeutiges Fazit:
Jede der zehn größten globalen Sportmarken – gemessen nach Jahresumsatz – verwendet Merinowolle in ihrem Sortiment.
Was viele Konsument:innen nicht wissen, ist, dass mit sehr großer Wahrscheinlichkeit aus tierquälerischer Produktion stammt. Die grausame Methode des Mulesing, bei der wenige Wochen alte Lämmer ohne Narkose brutal verstümmelt werden, wird immer noch angewandt, obwohl es längst schmerzfreie Alternativen gibt.
Den Lämmern werden die Hautlappen ohne Betäubung abgeschnitten
Nike, als weltweit größter Sportbekleidungshersteller, sticht unrühmlich hervor. Die berühmte Marke mit dem „Swoosh“ hinkt ihren beiden größten Konkurrenten Puma und Adidas in Sachen Tierschutz hinterher; letztere haben beide bereits Pläne zum Umstieg auf zertifiziert Mulesing-freie Wolle getroffen (2025 bzw. 2030). VIER PFOTEN fordert Nike auf, ebenfalls diesen wichtigen Schritt in Richtung mehr Tierwohl zu gehen und Millionen Lämmern jährlich immenses Leid und Schmerzen zu ersparen.
Rebecca Picallo Gil, Leiterin der Wollkampage bei VIER PFOTEN, sagt: „Nike behauptet, Mulesing-freie Wolle zu unterstützen, hat aber bis jetzt keine konkreten Maßnahmen ergriffen, um deren Verwendung auszuschließen. Wir haben mehrfach versucht, mit dem Unternehmen in Kontakt zu treten. Leider gab es bis heute keine Rückmeldung auf unsere Fragen zum Herkunftsland der Wolle und zu Maßnahmen zum Ausschluss von Mulesing. Wir fordern deshalb Nike auf, tierquälerische Methoden in der Lieferkette durch eine Verpflichtung zu zertifiziert Mulesing-freier Wolle verlässlich auszuschließen. Das hat großen Einfluss auf Millionen von Lämmern, um sie vor starken Schmerzen zu bewahren.“
Mulesing, ein systemisches Problem
VIER PFOTEN hat ein unabhängiges Labor in Großbritannien damit beauftragt, Wollproben einiger Unternehmen zu untersuchen. Die australische Woll-Industrie, der weltweit mit Abstand größte Produzent (80%) von feiner Merinowolle, gibt vor, dass die Woll-Fasern typischer australischer Merinowolle einen maximalen mittleren Durchmesser von 22 Mikrometern nicht überschreiten dürfen. Keine der Stichproben hat diesen Wert überschritten, was die Vermutung sehr nahe legt, dass es sich bei allen Proben um australische Wolle handelt. Wenn keine vollständige Rückverfolgbarkeit der Wolle gewährleistet wird und nachdem lediglich 14 Prozent der australischen Wolle ohne Mulesing auskommen, liegen die Risiken und das Tierschutz-Problem auf der Hand.
„Das Problem des Mulesing ist kein Einzelfall, sondern ein Problem der gesamten Branche. Nike als weltweiter Marktführer hat hier die Chance, eine starke Haltung in Sachen Tierschutz einzunehmen, und die Wollindustrie zu einem raschen Umdenken zu bewegen“, so Picallo Gil.
Hintergrund
Bereits seit Jahren setzt sich VIER PFOTEN für ein Ende der grausamen Mulesing-Prozedur ein. Mit einem offenen Brief wandten sich zuletzt 2021 mehr als 30 globale Modemarken an die australische Woll-Industrie, dem Verstümmeln von wenigen Wochen alten Lämmern ein Ende zu setzen. Australien ist weltweit das einzige Land, wo die Methode des Mulesing noch betrieben wird. Beim Mulesing werden zwei bis zehn Wochen alten Lämmern mittels einer scharfen Schere große Stücke Haut ohne Betäubung herausgeschnitten. Für die Lämmer bedeutet das neben Angst und Stress vor allem große Schmerzen, die tagelang andauern können. Dabei gibt es dazu längst Alternativen, wie der Wechsel auf Schafzüchtungen, die weniger anfällig für Parasiten sind. Es gibt auch Zertifikate, die Wolle zu den tierhaltenden Betrieben zurückverfolgen, um tierquälerische Methoden auszuschließen.
Mag. Elisabeth Penz
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Über VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freund:innen in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemäßer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA und Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen.
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