VIER PFOTEN: Hundehaltegesetz in Niederösterreich würde Gesellschaft unnötig spalten

Kritik: Wissenschaftliche Studien werden bewusst ignoriert

5.12.2019

Wien/St. Pölten - Heute endet die Einspruchsfrist für die viel diskutierte Novelle des niederösterreichischen Hundehaltegesetzes. VIER PFOTEN gibt dazu eine Stellungnahme ab. Darin fordert die Tierschutzorganisation umfassende Änderungen des Gesetzes. 

„Dieses Hundehaltegesetz hätte eine echte Spaltung der Gesellschaft zur Folge. Es wird damit, vereinfacht ausgedrückt, vermittelt, dass man nur für die Sicherheit der Bevölkerung sein kann, wenn man gegen Hunde ist. Eine schlechtere Wirkung kann ein Gesetz nicht haben. Politik muss die Menschen einen und nicht auseinanderdividieren“, kritisiert Eva Rosenberg, Direktorin von VIER PFOTEN Österreich.

Neben dem verheerenden Signal sind aber auch die Inhalte schlicht falsch bzw. halten weder einer wissenschaftlichen noch einer rechtlichen Betrachtung stand. So wird etwa von 3.500 Hunden mit so genanntem „erhöhtem Gefährdungspotenzial“ aufgrund ihrer Rasse ausgegangen. Eva Rosenberg: „Diese Ansicht ist ganz klar widerlegt durch eine aktuelle Studie der Veterinärmedizinische Universität Wien. So genannte Listenhunde gibt es nicht. Ob ein Hund gefährlich ist oder nicht, hängt davon ab, wie er aufwächst, sozialisiert und erzogen wird. Diese Erkenntnis wird von den Antragstellern des Gesetzes ganz bewusst ignoriert.“

Eine fast permanente Maulkorb- und Leinenpflicht, wie gefordert, widerspricht laut VIER PFOTEN außerdem § 13 des Tierschutzgesetzes, wonach Tiere so zu halten sind, dass weder Körperfunktionen noch Verhalten gestört werden und ihre Anpassungsfähigkeit nicht überfordert wird.

„Das permanente Tragen von Maulkorb und Leine ist völlig kontraproduktiv - es kann verhaltensauffällige Hunde hervorbringen, weil soziale Kontakte dann nur sehr eingeschränkt möglich sind“, erklärt Rosenberg. Zu den umstrittenen „Sicherungszonen“ meint sie: „Man kommt zwangsläufig zu der Frage, wie viel Platz einem Hund letztendlich noch zur Verfügung steht, in dem er sich frei bewegen kann. Es kann nicht Sinn der Sache sein, Hunde aus dem öffentlichen Raum zu drängen. Denn das bedeutet konsequenterweise auch die Hundehalter zu verdrängen. Gegen eine solche Spaltung müssen wir uns wehren!“

Auch VIER PFOTEN ist das Thema Sicherheit ein großes Anliegen. „Jeder Hundebiss und jeder tragische Zwischenfall sind einer zu viel“, so Rosenberg. „Aber wir müssen bei den Ursachen ansetzen und nicht bei den Symptomen.“

VIER PFOTEN spricht sich für eine bundesweit einheitliche Bestimmung statt einzelner Landesgesetze bei der Hundehaltung aus. Die Tierschutzorganisation fordert einen standardisierten Sachkundenachweise für die Hundehalter aller Rassen.

„Ein großer Teil der Bevölkerung weiß einfach zu wenig über Hunde, ihre Sprache, wie man sie richtig führt bzw. über das richtige Verhalten in der Öffentlichkeit. Darauf müssen wir unser Augenmerk legen“, betont Rosenberg. Außerdem müssen die Tierschutzkontrollen verstärkt werden, fordert sie. „Die Verantwortung der Tierbesitzer kann nicht nur ein leeres Wort sein. Wir möchten auch die Bevölkerung bitten, den Behörden zu melden, wenn sie Zeuge eines Missstands werden. Schlechte Haltung und Misshandlung gehen sehr oft mit unberechenbaren Reaktionen und Aggressionen von Hunden einher.“

VIER PFOTEN fordert das Land Niederösterreich auf, das Gesetz abzuändern und bringt in seiner Stellungnahme konkrete Vorschläge ein. „Wissenschaftliche Erkenntnisse in die Gesetzgebung einfließen zu lassen sollte eine Selbstverständlichkeit sein“, sagt Direktorin Rosenberg. „Eine Landesregierung muss das Zusammenleben der Gesellschaft so regeln, dass die Menschen nicht gegeneinander ausgespielt, sondern im Gegenteil geeint werden.“

Mag. Elisabeth Penz

Mag. Elisabeth Penz

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