VIER PFOTEN deckt grausamen Tigerhandel in Litauen auf
Zugespieltes Videomaterial zeigt, wie Händler vier Tigerwelpen verkaufen wollen
Litauen – Neuer schockierender Fall von Tigerhandel in Europa: VIER PFOTEN deckt einen litauischen Tiger-Händlerring auf. Auf dem Gelände der Händler, die legal und offiziell einen Zoo betreiben, wurden Tigerwelpen isoliert in finsteren Boxen vorgefunden. Die Welpen im Alter von sechs Wochen wurden für jeweils 6.000 Euro zum Verkauf angeboten. Zudem zeigten sich die Händler bereit, notwendige Dokumente zu fälschen. Beworben wurden die jungen Großkatzen öffentlich auf Internetseiten für exotische Haustiere.
Ioana Dungler, Leiterin des Wildtier-Bereichs bei VIER PFOTEN, weiß, dass die Zuchtstation in Litauen kein Einzelfall ist: „Der kommerzielle Handel mit Tigern in Europa und der Export in den asiatischen Raum ist zu einem Multimillionen-Geschäft geworden. Es ist schockierend, wie einfach es in Europa ist, einen Tiger zu kaufen und unkontrolliert über die Grenzen zu bringen.“ Der Handel mit Tigern ist vor allem in Lettland, Belgien, Spanien, Deutschland, Frankreich, Polen und Tschechien verbreitet und Europa-weit zu einem grenzübergreifenden Problem geworden. Aus den Ermittlungen zu den litauischen Züchtern geht hervor, dass die Händler mehrmals pro Monat nach Tschechien reisen, um dort Tiger zu kaufen oder verkaufen. Da die derzeitigen Regelungen den freien Handel mit Tigern erlauben, ist es unmöglich, die genaue Anzahl der in Gefangenschaft lebenden Tiger, sei es in Zoos, Zirkussen oder Privatbesitz, festzumachen.
Geschätzt 1.800 in Gefangenschaft lebende Tiger in Europa
Die Zahl der wildlebenden Tiger ist in den letzten 100 Jahren um 90 Prozent gesunken – weltweit gibt es derzeit nur noch rund 3.900 Tiger. Schätzungen zufolge leben in Europa bereits bis zu 1.800 Tiger in Gefangenschaft. Sie werden für den lukrativen Handel gezüchtet und enden meist in der europäischen Unterhaltungsindustrie, als exotische Haustiere oder werden nach Asien exportiert und für die Herstellung traditioneller Medizin getötet. Die Preise, die der Handel mit Tigern oder Körperteilen von Tigern erzielt, sind dementsprechend hoch. Die sechs Wochen alten Welpen aus Litauen wurden beispielsweise um jeweils 6.000 Euro angeboten, tote Tiger können bis zu 15.000 Euro bringen.
Über 200.000 Unterschriften gegen den Handel mit Großkatzen
VIER PFOTEN arbeitet unermüdlich daran, Bewusstsein für den grausamen Handel mit den Großkatzen in Europa zu schaffen. „Nur wenn der Handel illegal wird und nicht mehr lukrativ ist, können die in Gefangenschaft lebenden Großkatzen genauso wie ihre Artgenossen in der Wildnis geschützt werden“, so Dungler. Seit den schockierenden Funden auf einer Tigerfarm in Tschechien im Sommer 2018 hat VIER PFOTEN bereits 200.000 Unterschriften für ein EU-weites Verbot des kommerziellen Handels mit Tigern und ihren Körperteilen gesammelt.
Arbeitsgruppe „Großkatzen“ des Washingtoner Artenschutzübereinkommen
Im August 2019 wurde bei einer Tagung zum Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) eine Arbeitsgruppe für Großkatzen ins Leben gerufen. Die Arbeitsgruppe soll den illegalen Handel mit Großkatzen bekämpfen und die Arterhaltung von Tigern, Löwen, Geparden, Jaguaren und Leoparden fördern. „Die Aufdeckung des litauischen Händlerrings zeigt, wie wichtig es ist, innerhalb der EU Gesetzeslücken zu schließen und eine EU-weite Gesetzgebung zu etablieren. Besonders der Export in Nicht-EU-Länder muss verboten werden. Außerdem sind einheitliche Regelungen zu den Haltungsbedingungen und Haltungsgenehmigungen unbedingt notwendig“, sagt Dungler.
Mag. Elisabeth Penz
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Über VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freund:innen in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemäßer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA und Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen.
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