Erneute Tragödie bei Schiffstransport: 1.776 Rinder seit drei Monaten eingesperrt
Auch aus Österreich Tierexporte in EU-Drittstaaten
Kalamata/Wien – Doppelt so viele Rinder, die gleiche Tortur: Wie zuvor der „Karim Allah“ wird auch der „Elbeik“ bereits seit beinahe drei Monaten die Entladung der Tiere an Bord verweigert. Dieses Mal sind es 1.776 Jungbullen, die derzeit vor Kalamata in Griechenland stehen und nach einer fast dreimonatigen Irrfahrt auf dem Weg zurück in den Heimathafen Tarragona in Spanien sind. Auch sie sind angeblich mit der Blauzungenkrankheit infiziert. Bestätigt wurde das nicht, da bis dato keine medizinische Untersuchung ermöglicht wurde. Der Gesundheitszustand der Tiere wird aber aufgrund der extremen Belastung als sehr schlecht angenommen. VIER PFOTEN fordert nach Ankunft im Hafen eine sofortige veterinärmedizinische Untersuchung und Versorgung der Tiere.
VIER PFOTEN sieht dabei auch Österreich in der Pflicht, denn auch hierzulande werden unzählige Tiere in Drittstaaten exportiert: „2019 sind 20.310 Tiere aus Österreich in EU-Drittstaaten transportiert worden, wobei rund eine Million Geflügel nicht miteinberechnet ist. Besonders lukrativ ist der Export von Zuchtrindern in Drittstaaten wie die Türkei, Aserbaidschan oder Usbekistan. Immer wieder enden diese Tiere jedoch vor Ort erst recht nach kurzer Zeit als Schlachtvieh. Abgesehen davon, dass sowohl Haltungs- als auch Schlachtungsbedingungen dort wesentlich niedriger sind, haben wir keine Kontrollmöglichkeit darüber, was mit ihnen vor Ort geschieht“, erklärt Rosenberg.
Seit knapp drei Monaten machen den 1.776 Jungbullen an Bord der „Elbeik“ neben Wasser- und Futterknappheit auch die schlechte Belüftung unter Deck zu schaffen. Das unter togolesischer Flagge fahrende Transportschiff ist Mitte Dezember des Vorjahres in Tarragona von Land gegangen und war auf dem Weg nach Libyen. Am Zielhafen angekommen, verwehrten die lokalen Behörden die Entladung der Tiere: Sie mutmaßten, dass sich mit der Blauzungenkrankheit infizierte Tiere an Bord befanden.
Währenddessen ist das Schicksal der über 850 Jungbullen der „Karim Allah“ entschieden: Sie wurden am vergangenen Samstag notgeschlachtet. Ob wegen einer vermeintlichen Blauzungenkrankheit, war bis zuletzt ungewiss, da die Hafenbehörde die Testergebnisse zurückhielt. Die Tiere waren laut den spanischen Veterinären aufgrund des monatelangen Transports zu geschwächt, um weitertransportiert zu werden. Geltendes EU-Recht besagt, dass bereits exportierte Lebendtiere nicht mehr in die EU (re-)importiert werden dürfen. Die Tatsache, dass die Tiere nie Boden in einem Drittland betreten haben, wird dabei jedoch außer Acht gelassen.
Für VIER PFOTEN ist die industrialisierte Produktion tierischer Produkte in den letzten Jahrzehnten völlig außer Kontrolle geraten. Direktorin Eva Rosenberg: „Wir müssen uns fragen: Wohin führt ein System, das Tiere als reine Ware betrachtet? Endet unsere Verantwortung für sie an der EU-Außengrenze? Tierquälerei darf einfach nicht zur Normalität werden. Die Politik hat hier sofortigen Handlungsbedarf!“
Mag. Elisabeth Penz
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VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freund:innen in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemäßer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA und Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen.
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