Orang-Utan-Baby sollte ausgesetzt werden: Besitzer zwängte es in Sack auf Motorrad
VIER PFOTEN nimmt traumatisiertes Affenkind in sichere Obhut
Borneo – Das Team der VIER PFOTEN ORANG-UTAN WALDSCHULE in Borneo hat ein weiteres wehrloses Orang-Utan-Baby in seine Obhut genommen und damit vor dem sicheren Tod bewahrt, nachdem es von der indonesischen Wildtierbehörde BKSDA beschlagnahmt worden war. Eingezwängt in einem Sack auf einem Motorrad, sollte der etwa zwei Jahre alte Orang-Utan-Bub ausgesetzt werden. Vermutlich wollte sein Besitzer ihn aus Angst vor COVID-19 loswerden. Der kriminelle Handel mit Menschenaffen bringt mehrere Millionen Dollar pro Jahr ein, und der illegale Markt für Baby-Orang-Utans floriert: Jährlich werden etwa 150 von ihnen meist an asiatische Käufer verkauft. Die Corona-Pandemie könnte die Situation weiter verschlimmern. Dieser kleine Orang-Utan hatte Glück. Er wurde genau am Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs in letzter Minute gerettet und erhielt daher den Namen Damai – was auf Indonesisch Friede bedeutet.
Orang-Utan-Baby musste sogar kurzzeitig ins Gefängnis
Der kleine Damai hat Schlimmes hinter sich. Ein Tankstellenbesitzer in Benggalon hatte während eines Gespräch mit einem Kunden bemerkt, wie sich plötzlich ein Sack auf dessen Motorrad bewegte. Der Kunde erzählte, dass sich darin ein kleiner Orang-Utan befände, den er gleich im Wald aussetzen wolle, wo es alleine gestorben wäre. Der mitfühlende Tankstellenbesitzer überredete ihn dazu, das Baby ihm zu überlassen und übergab es der örtlichen Polizei. In Ermangelung eines Käfigs steckte diese das Baby in eine freie Gefängniszelle neben mehrere Insassen, bis Mitarbeiter der indonesischen Wildtierbehörde BKSDA und der VIER PFOTEN Orang-Utan-Waldschule kamen, um es abzuholen.
„In Zeiten von COVID-19 ist unsere Arbeit eine echte Herausforderung", sagt Dr. Signe Preuschoft, Primatologin bei der globalen Tierschutzorganisation VIER PFOTEN. „Wir müssen sicherstellen, dass wir alle einen strengen Infektionsschutz einhalten. Als unser Team im Gefängnis ankam, hatte der kleine Orang-Utan-Junge schreckliche Angst und versuchte zu beißen und zu entkommen. Ein schneller Gesundheitscheck ergab keine offensichtlichen Gesundheitsprobleme - insbesondere keine Symptome einer Grippe und keine Verletzungen. Der Kleine trank gierig Milch aus einer Flasche, und seine Vertrautheit mit der Milchflasche lässt vermuten, dass er eine Zeit lang bei Menschen gelebt hat."
Als das Rettungsteam in der Quarantänestation der Waldschule eintraf, verkroch sich Damai gleich in einem extra für ihn vorbereiteten Hängekorb, der wie ein Orang-Utan-Nachtnest mit Blättern ausgestattet war. Am nächsten Morgen sah die Welt schon besser aus: Damai aß gekochte Süßkartoffeln, trank Milch und isotonisches Wasser und ließ eine Ganzkörperuntersuchung über sich ergehen. „Es ist gut möglich, dass seine illegalen Besitzer ihn aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus aussetzen wollten", sagt Dr. Preuschoft, „Wie wir wissen, sind viele Menschen jetzt besorgt, dass Tiere sie krank machen könnten, vor allem Wildtiere. Als Corona bekannt wurde, mussten wir die Ängste der Leute besänftigen und erklären, dass in unserer Waldschule die Orang-Utans gefährdet sind, von Menschen infiziert zu werden und nicht umgekehrt".
Damai muss sich einer Reihe von Gesundheitstests und einer Quarantäne von mindestens 60 Tagen unterziehen. Sicher ist, dass seine seelischen Wunden erst allmählich heilen werden. Das kleine Waisenkind entkam mit viel Glück dem qualvollen Leben, das vielen Menschenaffen droht: als Darsteller einer Thaibox-Show, als Requisite für Touristenfotos oder als Haustier in einer wohlhabenden Familie, bis sie wegen ihrer Unbezähmbarkeit für den Rest ihres Lebens eingesperrt werden. In der Waldschule hingegen taucht Damai wieder in eine für Orang-Utans natürliche Umgebung ein. Er wird die Schule mindestens bis zum Alter von sechs bis sieben Jahren besuchen. So lange würde es auch dauern, bis ihn seine Mutter entwöhnen würde. Während dieser Zeit wird er alles lernen, was er für ein erfolgreiches Leben in Freiheit benötigt.
VIER PFOTEN und das Orang-Utan-Projekt
VIER PFOTEN arbeitet seit über zehn Jahren daran, traumatisierte Orang-Utan-Waisen für eine spätere Wiedereingliederung in ihren natürlichen Lebensraum in Borneo zu rehabilitieren. Nach einer Neuorganisation der lokalen Aktivitäten ist die von VIER PFOTEN finanzierte Waldschule ein Kooperationsprojekt zwischen VIER PFOTEN, dem lokalen Partner Jejak Pulang und dem indonesischen Ministerium für Umwelt und Forstwirtschaft.
Mag. Elisabeth Penz
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Über VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freund:innen in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemäßer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA und Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen.
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