Großkatzen zu Unterhaltungszwecken in französischem „Tierschutzzentrum" gequält: Behörden beschlagnahmen 14 Löwen und Tiger bei Paris
VIER PFOTEN und Partnerorganisation legen Beweise für Netzwerk zur kommerziellen Ausbeutung vor
Paris/Wien – Französische Behörden haben am 24. November in der Nähe von Paris 14 Großkatzen, unter anderem zwei Löwen- und einen Tigerwelpen, von der selbsternannten Rettungsorganisation „Caresse de Tigre" beschlagnahmt. VIER PFOTEN hat den französischen Behörden angeboten, die drei beschlagnahmten Jungtiere in ihrer artgemäßen Großkatzenstation FELIDA in den Niederlanden unterzubringen.
VIER PFOTEN fordert die EU Kommission auf, den kommerziellen Handel mit Großkatzen ein für allemal zu beenden, denn die kommerzielle Ausbeutung von Großkatzen ist ein europaweites Problem. Bereits im Dezember 2019 hatten die Tierschutzorganisation und ihr lokaler Partner AVES France den Behörden Beweise für ein existierendes Netzwerk von Züchtern und Einrichtungen vorgelegt, das Wildtiere für kommerzielle Zwecke ausbeutet. So bot „Caresse de Tigre" Löwen- und Tigerwelpen für bezahlte Interaktionen wie Selfies, Streicheln oder Flaschenfütterung an – ohne die erforderlichen Genehmigungen.
„Caresse de Tigre" hatte sich als gemeinnützig ausgegeben, ohne über eine entsprechende Lizenz zu verfügen. Das ganze Jahr über wurden auf dem Gelände Großkatzen für Profit ausgebeutet. Besucher durften die Jungtiere gegen Bezahlung in ihren Gehegen streicheln und füttern – ein Verstoß gegen das französische Gesetz. Nachdem die französischen Behörden „Caresse de Tigre" untersucht hatten, beschlagnahmten sie die 14 Großkatzen, die auf dem Gelände nahe Paris gehalten werden.
Besucher fütterten Tiere mit Käse und Schlagobers
„Gegen eine Spende von 50 Euro konnten die Besucher zehn Minuten lang mit einem Löwenjungen spielen. Mehrere Besucher durften gleichzeitig das Gehege betreten und die Tiere mit Käse und Schlagobers füttern. Der Besitzer behauptet, Tiere aus Zirkussen und skrupellosen Zoos zu retten, aber in Wirklichkeit züchtet Caresse de Tigre Großkatzen, um sie gewinnbringend auszubeuten. Sobald die Raubkatzen älter und damit zu gefährlich für Interaktionen mit Menschen werden, werden sie an Zirkusse verkauft. Wir fordern die Behörden auf, artgemäße Lösungen für alle 14 Großkatzen zu finden. Leider können wir nicht allen von ihnen ein neues Zuhause bieten, aber wir haben angeboten, die drei Welpen bei uns aufzunehmen“, sagt Kieran Harkin, Internationaler Kampagnenleiter für Wildtierhandel bei VIER PFOTEN.
Nach Schließung von Zoos weiter Ausbeutung von Wildtieren
Viele Zirkusse mussten aufgrund der COVID-19 Pandemie schließen. Einige Betreiber fanden aber alternative Einnahmequellen in bezahlten Interaktionen mit Wildtieren oder mit deren Verleih für Fernsehproduktionen und Werbung. Frankreich kündigte erst kürzlich ein Verbot von Wildtieren in Wanderzirkussen an – ein Meilenstein für den Tierschutz, der aber nur dann effektiv ist, wenn auch ausbeuterischen Einrichtungen ein Riegel vorgeschoben wird.
„Wir befürchten, dass Einrichtungen wie „Caresse de Tigre" vermehrt auf bezahlte Interaktionen setzen und die Tiere, die sonst in der Manege auftreten müssen, weiter ausbeuten, sobald das Wildtierverbot in Zirkussen in Kraft tritt. Diese Einrichtungen haben weder eine Bildungsfunktion, noch setzen sie sich für den Artenschutz ein. Alles, was zählt, ist Profit aus den Tieren zu schlagen. Sie züchten und handeln Tiere lediglich zu Unterhaltungszwecken und dürfen deshalb keinesfalls als Zoos oder Tierschutzzentren anerkannt werden. Die Behörden müssen kommerzielle Unternehmen, die Geld mit Tierquälerei machen, stoppen“, sagt Christophe Coret, Gründer von AVES France.
Tiger in der EU und über ihre grenzen hinaus als Ware behandelt
Die Privathaltung sowie der kommerzielle Handel mit Großkatzen, vor allem mit Tigern, ist nach wie vor EU-weit außer Kontrolle. Die meisten EU-Mitgliedsstaaten haben keine zentralen Register, offizielle Papiere können problemlos gefälscht werden und Jungtiere werden oft erst gar nicht aufgezeichnet. „Tiger werden als Ware angesehen und für Zucht, Handel und Ausbeutung herumgereicht. Viele europäische Tiger landen im illegalen Handel, wo sie für ihre Körperteile getötet werden. Einige von ihnen werden auch nach Asien exportiert, weil Käufer dort glauben, dass in Europa gezüchtete Tiger größer und kräftiger seien. Das macht sie besonders attraktiv für Züchter. Wir können nur dann eine bedeutende Rolle im Kampf gegen den illegalen Tigerhandel einnehmen, wenn Länder wie Frankreich Teil der Lösung und nicht des Problems sind. Der kommerzielle Handel mit Tigern muss verboten werden. Wir erwarten, dass Frankreich aktiv wird und unsere Forderung nach einem EU-weiten Verbot unterstützt“, so Kieran Harkin, Internationaler Kampagnenleiter für Wildtierhandel bei VIER PFOTEN.
Mag. Elisabeth Penz
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VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freund:innen in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemäßer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA und Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen.
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