Kuhherde aus der Vogelperspektive

Gentechnik: Auch 25 Jahre nach Volksbegehren regelmäßig auf unseren Tellern

VIER PFOTEN: Futtermittel für Schweine aus genverändertem südamerikanischen Soja

5.4.2022

Wien -  Vor 25 Jahren war VIER PFOTEN einer der Initiatoren des Gentechnik-Volksbegehrens. Über 1,2 Millionen Österreicher:innen forderten damals ein Verbot der Freisetzung gentechnisch veränderter Organismen in Österreich. Umgesetzt wurde die Forderung aber nicht, denn nach wie vor kommt Gentechnik über das Tierfutter selbstverständlich und unbemerkt auf unsere Teller. Das betrifft auch das AMA Gütesiegel: Die Verwendung von Gentech-Soja für Schweine ist im Standard-Gütesiegel erlaubt. Allerdings ist das den wenigsten Konsument:innen bewusst. 

Denn die AMA-Werbung suggeriert, dass Fleisch nicht nur von glücklichen Schweinen, sondern auch zu 100 Prozent aus Österreich stammt. Das Futter wird dabei nie erwähnt.

„53% der befragten Österreicher:innen glauben, dass Schweine unter dem AMA-Gütesiegel gentechnikfreies Futter erhalten, wie eine Online-Befragung zum AMA-Gütesiegel von VIER PFOTEN gemeinsam mit dem Konsumentenschutz der AK Oberösterreich im November 2021 ergeben hat. Leider täuschen sie sich da. Es gibt seit kurzem lediglich ein freiwilliges AMA-Modul für gentechnikfreie Fütterung bei Schweinen. Wir können uns also nie sicher sein, ob wir mit dem Schnitzel am Teller indirekt gentechnisch verändertes Soja in Form von Futtermitteln aus Übersee konsumieren. Wo rot-weiß-rot drauf ist, sollte es schon zu 100 Prozent auch drin sein“, erklärt VIER PFOTEN Kampagnenleiterin Veronika Weissenböck.

Das AMA Gütesiegel ist für Weissenböck generell problematisch: „Mehr als die Hälfte derjenigen, die AMA-Produkte kaufen, glauben, dass das AMA-Gütesiegel für Tierwohl steht. Die Realität für Schweine, die mit dem Standard AMA-Gütesiegel „ausgezeichnet“ werden, hat allerdings nichts mit Tierwohl zu tun, im Gegenteil. Vollspaltenböden ohne Stroheinstreu, routinemäßiges Ringelschwanzkupieren, betäubungslose Ferkelkastration, Platzmangel, kein Auslauf oder ausreichendes Beschäftigungsmaterial sind ihr Alltag. Wenn man sich die Heile-Welt-Werbung der AMA aber ansieht, dann grenzt das schon an Konsumententäuschung“, kritisiert sie.

Wie hängt unsere Ernährung mit Tierschutz zusammen?

Anfang 2021 ist übrigens eine Meinungsumfrage zum Thema im Auftrag der Grünen/EFA-Fraktion im EU-Parlament durchgeführt worden: 88% der Österreicher:innen wollen demnach, dass Lebensmittel, die von mit gentechnisch veränderten Pflanzen gefütterten Tieren stammen, klar gekennzeichnet sind.

„Transparenz sollte selbstverständlich sein, auch bei der Haltungsform. Die Konsument:innen wären laut unserer Online-Befragung auch bereit, ihren Beitrag zu leisten: Bis zu 80% der Befragten, die das AMA-Gütesiegel kennen, würden eine Preiserhöhung bei Fleisch in Kauf nehmen, wenn dabei eine Tierhaltung mit hohen Tierwohlstandards garantiert würde.“

Veronika Weissenböck, VIER PFOTEN Kampagnenleiterin 

Für VIER PFOTEN ist klar: Nun muss die Politik handeln und den Anliegen der Konsument:innen nachkommen. „Lebensmittel aus tierischer Produktion müssen umfassend gekennzeichnet sein, sowohl nach Herkunft als auch nach Haltungsform. Und selbstverständlich sollten wir über eine gentechnisch veränderte Fütterung der Tiere informiert werden. Das Gentechnik-Volksbegehren vor 25 Jahren war eines der erfolgreichsten in der Geschichte der Volksbegehren, und die Meinung der Österreicher:innen dazu hat sich nicht wesentlich geändert. Die Politik hat das zu respektieren“, sagt VIER PFOTEN Kampagnenleiterin Weissenböck.

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VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freund:innen in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemäßer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA und Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen.

 

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