Christkindlmarkt-Recherche in vier Städten findet verbotene Pelzprodukte
Pelze teilweise mit krebserregenden Schadstoffen belastet - VIER PFOTEN und Konsumentenschutz der AK Oberösterreich präsentieren Ergebnisse
Wien/Linz - VIER PFOTEN und der Konsumentenschutz der AK Oberösterreich haben eine gemeinsame Recherche zu Pelzprodukten auf Christkindlmärkten in Wien, Graz, Linz und Salzburg durchgeführt. Fazit: In allen Städten gibt es Märkte, die Pelzwaren anbieten. Besonders problematisch ist das in Wien, da in der Bundeshauptstadt der Verkauf von Pelz auf Märkten seit Oktober 2018 verboten ist. In anderen Städten gibt es kein Verkaufsverbot. Zudem ergaben Labortests in einzelnen Produkten eine gesundheitsgefährdende Konzentration von Formaldehyd sowie andere Schadstoffe. Positiv ist laut VIER PFOTEN allerdings der deutliche Rückgang beim Angebot von Echtpelz im Vergleich zu den Vorjahren.
„Konkret haben wir in Wien bei Stichproben an vier von zehn überprüften Wiener Märkten Echtpelz gefunden“, sagt VIER PFOTEN Kampagnenleiterin Martina Pluda. „Das waren die Christkindlmärkte am Rathausplatz, am Spittelberg, am Campus im Alten AKH und im Türkenschanzpark.“ Es handelt sich um Hauben mit Pelzbommel, Schlüsselanhänger aus Pelz und Handschuhe mit Pelzbesatz.
Gesundheitsgefährdende Konzentration von Formaldehyd
Im Labortest wurde im Bommel der Haube, die in Salzburg gekauft wurde eine sehr hohe Konzentration Formaldehyd festgestellt. Der ab nächstem Jahr gültige Grenzwert wird um mehr als das 2,5-fache überschritten. Dieses gilt als krebserregend, hautreizend und verursacht Allergien. Zusätzlich wurden hohe Konzentrationen der Umweltgifte Nonylphenolethoxylate in drei Produkten gefunden.
Wie schon in den Jahren zuvor war vor allem die Kennzeichnung an sämtlichen Märkten in allen Städten absolut mangelhaft. Denn laut EU-Vorgabe müssten nicht-textile Bestandteile tierischen Ursprungs, die weniger als 20% ausmachen, gekennzeichnet werden. „Das war nirgendwo der Fall“, kritisiert Pluda. „Die Kunden haben also keine Möglichkeit zu erfahren, ob es nun wirklich Echt- oder Kunstpelz ist. Wenn 100 % Acryl auf dem Etikett einer Haube steht, denken sie natürlich, auch der Bommel ist aus Kunststoff.“
Der Preis ist auch kein Unterscheidungskriterium, denn echter Pelz ist häufig sogar billiger als Fake Fur. Kunstpelz ist außerdem schon so gut gemacht, dass er immer schwerer von echtem Pelz zu unterscheiden ist. Martina Pluda. „Oft liegen Hauben mit Echtpelzbommeln inmitten von Fake Fur-Produkten. Wie soll der Konsument sich hier ohne Kennzeichnung orientieren können? Daher fordern wir seit Jahren eine transparente gesetzliche Kennzeichnungspflicht nach Herkunft, Tierart und Gewinnungsart nach Schweizer Vorbild.“
VIER PFOTEN hat bereits im Vorjahr in Wien Echtpelz auf Christkindlmärkten gefunden und das zuständige Marktamt (MA 59) informiert. „Leider ist die Umsetzung des Verbots nach wie vor mangelhaft. Es muss strengere Kontrollen geben. Denn wozu gibt es eine Marktordnung, wenn deren Einhaltung nicht kontrolliert wird?“, so Pluda.
Die restlichen Städte fordert VIER PFOTEN auf, ebenfalls den Verkauf von Pelz auf Märkten zu verbieten und auch für einen konsequenten Vollzug des Verbots zu sorgen. „In Graz erklärte der Generalveranstalter der Christkindlmärkte vergangenes Jahr, dass seines Wissens kein Echtpelz auf den Marktständen verkauft wird und er dies auch ablehnt. Wir haben leider auch in Graz auf einem Stand Handschuhe mit Pelzbesatz gefunden. Es ist also absolut Zeit für ein Gesetz“, fordert Pluda.
Abseits von Märkten wird Pelz im Einzelhandel nach wie vor massenweise verkauft. Auch dort ist die mangelhafte Kennzeichnung leider laut VIER PFOTEN Realität.
Die Konsumenten können allerdings viel zur besseren Kontrolle beitragen, betont Pluda: „Wir appellieren an die Wiener Marktbesucher, offene Augen zu haben. Sollten sie Echtpelz entdecken, können sie dies ans dafür zuständige Wiener Marktamt melden. Am besten ist es, ein Beweisfoto zu machen und sich die Standnummer zu notieren.“
Pelzprodukte basieren immer auf Tierleid
Mehr als 100 Millionen Tiere sterben jährlich für die Pelzmode. 95 Prozent aller weltweit gehandelten Pelze stammen aus Zuchtfarmen vor allem aus China und Europa, in denen Pelztiere wie Nerze, Marderhunde oder Füchse in winzigen Drahtgitterkäfigen gehalten werden. Die Käfighaltung führt zu Dauerstress, schweren Verhaltensstörungen und Selbstverstümmelungen. Nach wenigen Monaten werden die Jungtiere in den Pelzfarmen zur sogenannten „Pelzernte“ getötet. Der Tod durch Vergasen, Stromschlag oder Giftinjektion ist äußerst qualvoll.
Tipps, wie man Echt- und Kunstpelz voneinander unterscheidet, finden Interessierte hier und unseren Ratgeber zu "Pelzfrei einkaufen: Modemarken, die auf Echtpelz verzichten" hier.
Mag. Elisabeth Penz
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