Baum stürzt um: Vier kleine Waldohreulen gerettet
Ammen-Eule der EGS Haringsee zieht Junge bis zur Auswilderung auf
Haringsee - Sie wissen noch nicht recht, wie ihnen geschieht, die vier kleinen Waldohreulen, die gerade in der von VIER PFOTEN geführten Eulen- und Greifvogelstation Haringsee (EGS) angekommen sind. Die Jungtiere hatten durch den Umsturz eines Baumes im niederösterreichischen Breitensee im Bezirk Gänserndorf ihr Zuhause verloren. Gemeindearbeiter haben sie gefunden, als sie den umgestürzten Baum zusammenschneiden wollten, und brachten sie in die EGS. Weil ihre Mutter nicht in der Nähe war, wurden die Kleinen praktisch zu Waisenkindern. Glücklicherweise sind alle Eulenkinder unverletzt. Sie werden nun in der EGS durch ein Ammentier der gleichen Art aufgezogen, bis sie ausgewildert werden können.
„Die jüngste Eule hatte ihre Augen noch geschlossen, als sie bei uns ankam. Sie war auch sehr ausgekühlt. Erfreulicherweise hat sie sich aber schnell erholt“, berichtet Dr. Hans Frey, der wissenschaftliche Leiter der EGS. Sobald sie in die Obhut der erwachsenen Waldohreule, eines Dauerpatienten in der EGS, kommen, wird den kleinen Eulen alles beigebracht, was sie für ein Leben in Freiheit brauchen.
Das älteste Eulenkind ist übrigens deutlich größer als das jüngste. Dr. Frey erklärt: „Bei Eulen ist es normal, dass die Jungen eines Nestes verschieden alt sind. Die Eulenmutter legt für ein Gelege jeden Tag ein Ei und brütet ab dem ersten gelegten Ei. Deshalb schlüpfen die Jungen dann auch im Tagesabstand. Das älteste ist also immer um einige Tage älter als das jüngste Eulenkind. Da die kleinen Eulen so schnell wachsen, entsteht da schnell ein ausgeprägter Größenunterschied.“
„Ästlinge“ sollten nicht gerettet werden
Ältere Eulenkinder, die als so genannte Ästlinge schon aktiv das Nest verlassen, sollten übrigens auf keinen Fall gerettet werden. „Man erkennt sie daran, dass sie neben ihren Flaumfedern an den Flügeln auch schon bleibende Federn besitzen. Außerdem können sie schon sehr gut auf ihren Beinchen stehen und klettern“, sagt Dr. Frey und ergänzt: „Im Zweifelsfall sollte man bitte immer vor der Bergung eine Wildtierstation wie die EGS kontaktieren.“
In der von VIER PFOTEN geführten Eulen- und Greifvogelstation Haringsee konnte im Jahr 2021 2.091 Tieren geholfen werden. Alle jungen Eulen und Greifvögel wurden, wenn möglich, durch Ammeneltern der gleichen Art großgezogen und zu 90% wieder freigelassen. Die EGS ist die einzige Pflegestation, in der Jungvogelfindlinge durch Ammen derselben Vogelart, also in einem natürlichen Familienverband, großgezogen werden können. Dadurch werden die schädlichen Folgen einer Handaufzucht vermieden. Auch Sumpfschildkröten, Igel, Eichhörnchen, Feldhasen und andere Kleinsäuger wurden fachmännisch versorgt und, wenn möglich, wieder in die Natur entlassen.
Mehr Informationen zur EGS finden Sie auf www.eulen-greifvogelstation.at oder jeweils aktuell auf Facebook.
Mag. Elisabeth Penz
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