Angeschossenes Orang-Utan-Waisenkind gedeiht trotz Kugel im Körper
Sensation in der VIER PFOTEN ORANG-UTAN WALDSCHULE in Borneo
Borneo – Für die VIER PFOTEN-Mitarbeiterin Dr. Signe Preuschoft und ihr Team grenzt es an ein Wunder, dass das heute zweijährige Orang-Utan-Waisenkind Gerhana noch lebt und putzmunter in der VIER PFOTEN ORANG-UTAN WALDSCHULE in Ost-Kalimantan auf Borneo von Ast zu Ast schwingt. Gerhana hat Furchtbares hinter sich, und die Spuren seiner traurigen Vergangenheit sind immer noch auf dem Röntgenbild sichtbar: In seinem Körper steckt eine Patronenhülse. Als kleines Baby wurde Gerhana allein in einem Hühnerkäfig gehalten und bekam statt Muttermilch schwarzen Tee. Als er im Januar 2018 von den lokalen Behörden konfisziert und an die von VIER PFOTEN geführte ORANG-UTAN WALDSCHULE übergeben wurde, war er in einem extrem kritischen Zustand. Er wog weniger als zwei Kilogramm, zeigte Grippesymptome und war völlig dehydriert. Beim Blick auf ein Lungen-Röntgenbild im Rahmen eines Gesundheitschecks stellten die behandelnde Tierärztin und Dr. Preuschoft schockiert fest, dass in seiner linken Schulter eine Patronenhülse aus einem Luftgewehr steckte.
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Dr. Signe Preuschoft: „Wir waren total überrascht, als wir die Kugel in seinem Körper auf dem Röntgenbild entdeckten, denn äußerlich war keine Verletzung zu sehen. Wir gehen davon aus, dass jemand auf ihn und seine Mutter gezielt geschossen hatte. Wahrscheinlich bekam seine Mutter sehr viel mehr ab und starb dann einen langsamen, qualvollen Tod. Wie Gerhana dann in Gefangenschaft geriet, wissen wir nicht genau.“
Nachdem Tierärzte und menschliche Ersatzmütter Gerhana in der WALDSCHULE mehrere Monate medizinisch versorgt und rund um die Uhr liebevoll betreut hatten, kam der kleine Orang-Utan-Waise allmählich zu Kräften. Da er keine Schmerzen an der Schulter zu haben schien und auch keine Beeinträchtigungen zeigte, entschieden die Tierärzte, die Kugel zunächst in seinem Körper zu belassen.
Dr. Signe Preuschoft: „Wenn er etwas älter ist, können wir die Kugel aus seinem Körper herausholen. Es wäre zwar nur ein kleiner Schnitt, aber es braucht leider eine Vollnarkose. Und im Moment ist Gerhana dafür einfach noch zu klein. Denn für ein kleines Affenkind ist selbst eine kleine Operation eine große Sache.“
Gerhanas Ausbildung in der WALDSCHULE
In der WALDSCHULE entwickelt sich Gerhana nun prächtig und macht von Tag zu Tag Fortschritte. Zusammen mit sieben weiteren Orang-Utan-Waisenkindern wird er dort wohl behütet, beschützt und von VIER PFOTEN-Mitarbeitern auf ein unabhängiges Leben in der freien Natur vorbereitet. Während seiner Rehabilitation durchläuft er mehrere Ausbildungsstufen: Als Baby lebte er zunächst in der liebevollen Obhut von menschlichen Ersatzmüttern und besuchte den Waldkindergarten, später dann die Waldschule. Dort lernt er lebenswichtige Dinge wie Nahrungssuche, Nestbau und Klettern. Ab einem Alter von sieben Jahren wird es dann allmählich Zeit für ihn werden, in die so genannte Waldakademie in der Auswilderungsregion umzusiedeln. Dort wird er unter Aufsicht und Schutz seinem Entdeckertrieb freien Lauf lassen können. Sobald dort alles reibungslos funktioniert, wird er die Waldakademie verlassen und ein Leben in Freiheit genießen können.
Dr. Signe Preuschoft: „Wir freuen uns sehr über Gerhanas Genesung. Er scheint psychisch robust und gesund, hat eine positive Lebenseinstellung und lernt gut in der WALDSCHULE. Einer normalen Entwicklung steht also nichts im Wege, und wenn er weiter Fortschritte macht, kann er in ein paar Jahren ausgewildert werden.“
Das traurige Schicksal der Orang-Utans
In den letzten vier Jahrzehnten wurde auf Borneo Regenwald in riesigem Ausmaß zerstört. Abertausende Orang-Utans wurden zu Opfern der Palmöl-, Tropenholz- und Kohleindustrie. Jährlich werden zwei- bis dreitausend Orang-Utans getötet, oft gezielt für ein Kopfgeld, weil man sie als Ernteräuber in Ölpalmplantagen betrachtet. Tierhändler verkaufen wehrlose Waisen, deren Mütter gezielt getötet wurden, illegal als Haustiere. Die Borneo Orang-Utans gehören zu den stark gefährdeten Arten. VIER PFOTEN setzt sich bereits seit über zehn Jahren für die Rehabilitierung traumatisierter Orang-Utan-Waisen auf Borneo ein.
Mag. Elisabeth Penz
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Über VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freund:innen in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemäßer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA und Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen.
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