Aktionsplan „Nachhaltige Beschaffung“: Mehr Tierwohl in der öffentlichen Beschaffung
Aktionsplan „Nachhaltige Beschaffung“: Tierschutz-Forderungen wurden teilweise berücksichtigt, dennoch viel Luft nach oben
Wien – Heute wird der Aktionsplan „Nachhaltige Beschaffung“ im Ministerrat beschlossen. Dieser soll regeln, wie und in welcher Qualität künftig aus öffentlicher Hand eingekauft wird und ist somit ein wichtiges Instrument für mehr Tierwohl. Die geplanten umfassenden Maßnahmen mit dem Ziel der Klimaneutralität können sich durchaus sehen lassen und sorgen aus Tierschutzsicht für Freude, zeigen aber auch auf, wo nach wie vor großer Aufholbedarf herrscht.
Druck in Richtung mehr Tierwohl zeigt Wirkung
VIER PFOTEN hat sich aktiv für Verbesserungen im Aktionsplan eingesetzt und begrüßt die Bemühungen rund um den neuen Aktionsplan.
Mit ihrer Vorbildfunktion kommt der öffentlichen Beschaffung eine wichtige Rolle im Tierschutz zu. Vor der Pandemie wurden täglich rund 4 Millionen Österreicherinnen und Österreicher außer Haus verpflegt, davon 20% in der Gemeinschaftsverpflegung.
Möglichst regionale, saisonale und mehr pflanzliche Kost in Küchen und Kantinen öffentlicher Einrichtungen
Insgesamt 16 Kategorien weist der neue Aktionsplan auf, eine davon befasst sich mit der öffentlichen Beschaffung von Lebensmitteln und gibt Kriterien für tierfreundlichere Speisepläne vor. Ab dem Jahr 2023 muss ein Viertel der verwendeten Lebensmittel „bio“ sein, der verpflichtende Anteil steigt bis 2030 auf 55%. Außerdem sollen mit einem „Klimateller“ täglich auch vegetarische und vegane Alternativen angeboten werden.
„Der Aktionsplan ist ein großer Schritt in Richtung mehr Tierwohl in der öffentlichen Beschaffung. Eine große Schwäche bleibt aber, dass er lediglich für die Beschaffung in den Ministerien verpflichtend ist. Eine Ausweitung der verpflichtenden Umsetzung auf Länder, Städte und Gemeinden wäre hier im Sinne des Tier-, Umwelt- und Klimaschutzes unbedingt erforderlich. Nur so können die für Landwirte so wichtigen Abnahmegarantien erreicht werden, um langfristig in bessere Haltungssysteme investieren zu können“, so Weissenböck.
Vollspalten sollen verschwinden, betäubungslose Ferkelkastration immer noch erlaubt
Besonders erfreulich aus Tierschutzsicht ist, dass Vollspaltenböden schrittweise der Vergangenheit angehören sollen. Aktuell ist die grausame Haltungsform bei Schweinen aber auch Rindern in Österreich noch immer weit verbreitet. Laut Aktionsplan sollen ab 2030 in der Schweinehaltung die Haltungsbedingungen laut AMA + Tierwohl verpflichtend sein – unter diesen Bedingungen sind Vollspaltenböden verboten. Ein wichtiger Schritt in Richtung Ausstieg aus der tierquälerischen Haltungsform.
Trotz starker Kriterien bleibt das Tierwohl an vielen Stellen auf der Strecke. Die Anforderungen des Österreichischen Tierschutzgesetzes und der 1. Tierhaltungsverordnung als Standard heran zu ziehen, welche aus Tierschutzsicht noch zahlreiche Baustellen beinhalten, reicht nicht aus. So sind beispielsweise die betäubungslose Ferkelkastration sowie das betäubungslose Schwanzkupieren bei Lämmern immer noch erlaubt und bedeuten für die Tiere Schmerz und Leid. Zu unserem Bedauern werden diese Praktiken im Aktionsplan genauso wie die Anbindehaltung bei Rindern nicht ausgeschlossen.
Mehr Platz für Geflügel
Eine besonders erfreuliche Entwicklung gibt es im Bereich der Anforderung an die Hühner- und Putenhaltung. Die Besatzdichte bei Masthühnern muss in der Öffentlichen Beschaffung bei max. 30kg/m² und bei Truthühnern max. 40kg/m² liegen. Diese Vorgabe setzt eine Herkunft aus Österreich voraus und vermeidet den Bezug von Geflügelfleisch aus dem Ausland, wo die Haltungsbedingungen oft katastrophal sind.
Die große Verantwortung der öffentlichen Beschaffung
Das Wohl der Tiere ist in Österreich ein anerkanntes öffentliches Interesse. Öffentlichen Einrichtungen kommt eine große Verantwortung zu, dem Tierwohl Rechnung zu tragen und gleichzeitig eine ausgewogene Ernährung und die Gesundheit der Menschen zu fördern. Durch ambitionierte Maßnahmen haben öffentliche Einrichtungen die Möglichkeit, das Wohl unzähliger Tiere verbessern.
Mag. Elisabeth Penz
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VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freund:innen in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemäßer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA und Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen.
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