Tierschutzpaket der Regierung für VIER PFOTEN ein wichtiger Schritt - mit einigen „Aber“
Wichtige erste Schritte, die für ein besseres Leben für Heim- und Wildtiere sorgen werden
Das heute präsentierte Tierschutzpaket der Regierung beinhaltet wichtige erste Schritte, die für ein besseres Leben für Heim- und Wildtiere sorgen werden. Es ist daher ein Erfolg für VIER PFOTEN und die Partner der Allianz aus Tierschutzorganisationen, die sich in den vergangenen Monaten intensiv und hartnäckig für eine solche Verbesserung für die Tiere eingesetzt haben. Etliche Punkte des Kompromisses zwischen den Regierungspartnern ÖVP und Grüne bleiben allerdings ganz klar hinter den Erwartungen und Ankündigungen zurück.
Auch die Errichtung einer wissenschaftlichen Kommission zur Vermeidung von Qualzucht ist aus Sicht von VIER PFOTEN sehr zu begrüßen. So kann von unabhängigen Expert:innen im veterinärmedizinischen Bereich und aus den klinischen Fachgebieten bereits vor Aufnahme der Zucht geprüft werden, ob sie gesetzeskonform ist.
Ein großer Wermutstropfen ist es, dass es nach wie vor keine Bewilligungspflicht für alle Züchter:innen gibt. „Das bedeutet, dass eine sehr große Zahl an Züchter:innen weder Mindestanforderungen zur Zucht noch verpflichtenden Kontrollen unterliegt – was dem illegalen Welpenhandel auch weiterhin Tür und Tor offenhält! Wir kritisieren nachdrücklich, dass hier die Gelegenheit nicht genutzt wurde, kriminellen Machenschaften und enormem Tierleid endlich einen Riegel vorzuschieben “, so Weissenböck. Unter dem Deckmantel der Hobbyzucht und Liebhaberei werden nämlich im Internet, wo sich der Handel mittlerweile fast gänzlich hinverlagert hat, ganzjährig Welpen, weit über dem erlaubten Limit für die Würfe, zum Verkauf angeboten. „Unseriöse Hobbyzüchter:innen können also in der Praxis auf engstem Raum züchten, laufend fremde Tiere zukaufen und diese als eigene Zucht weiterverkaufen. Wenn man Inserent:innen nicht über einen längeren Zeitraum hinweg beobachtet, ist es fast unmöglich festzustellen, ob es sich bei den angebotenen Tieren um jene aus eigener Zucht oder um illegal zugekaufte Tiere handelt“, erklärt Weissenböck.
Beim Kampf gegen den illegalen Welpenhandel soll allerdings ein wichtiger Schritt, der von VIER PFOTEN bereits lange gefordert wird, gesetzt werden:
Zukünftig müssen alle Tierärzt:innen, die den Mikrochip bei Hunden einsetzen, auch die Daten der Züchter:innen bzw. Halter:innen in der Datenbank erfassen. Zurzeit unterliegen die Hundehalter:innen selbst dieser Pflicht, was in der Praxis dazu führt, dass viele Hunde zwar gechippt, jedoch nicht registriert und somit keinen Erstbesitzer:innen zuzuschreiben sind – etwas, das für die Rückverfolgbarkeit im Welpenhandel jedoch äußerst wichtig ist.
Eine sehr erfreuliche Neuregelung: Für den Besitz von Hunden ist neben einem Sachkundenachweis auch eine zweistündige Praxiseinheit vorgeschrieben. Dass es künftig einen Sachkundenachweis für die Haltung von Amphibien, Reptilien und Papageien (im Rahmen einer vierstündigen Schulung) geben soll, ist zwar zu begrüßen. Dennoch: „Sehr wichtig wäre die sogenannte Positivliste für Wildtierarten gewesen, die von Privaten gehalten werden dürfen, wofür die Regierungsparteien auch Ende 2021 in einem Entschließungsantrag gestimmt hatten – sie haben in dieser Hinsicht also ihre eigenen Anforderungen nicht erfüllt, was sehr enttäuschend ist“, so Weissenböck. Dass neben dem Wildtierverbot Kamele und Büffel in Zirkussen künftig verboten sind, ist auf jeden Fall positiv – allerdings ist überhaupt nicht einzusehen, warum das Verbot nicht gleich für alle Tiere gelten soll, also auch für Heim- und Nutztiere gelten soll.
Zu den Neuregelungen für das Beiß- und Angriffstraining von Hunden sagt Weissenböck: „Privatpersonen und Trainer:innen müssen künftig für die Schutzhundeausbildung eine Prüfung absolvieren, was auf jeden Fall eine Errungenschaft ist. Auch die Hunde müssen auf ihre Wesensfestigkeit geprüft werden und ein veterinärmedizinisches Attest haben. Dass Prüfungen nur von Personen, die durch eine unabhängige, wissenschaftliche Stelle zertifiziert wurden, durchgeführt werden dürfen, ist eine Mindestanforderung, die wir zwar begrüßen, die aber längst überfällig war. Egal, ob Sport oder nicht – Ausbildungen müssen einfach tierschutzkonform sein!“
Alles in allem bewertet VIER PFOTEN das Tierschutzpaket als wichtigen ersten Schritt – wenn auch mit einigen „Aber“. In jedem Fall wird die Tierschutzorganisation die Begutachtungsphase nutzen, um die Schwachstellen aufzuzeigen und entsprechende Verbesserungen und vor allem die vollständige Umsetzung des Entschließungsantrages von der Regierung einzufordern.
Mag. Elisabeth Penz
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VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freund:innen in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemäßer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA und Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen.
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