Vietnam: Sonnenbärbaby gerettet und gesund gepflegt
„Anuk“ bei Ankunft im VIER PFOTEN Bärenwald Ninh Binh in kritischem Zustand
Thanh Hóa/Wien – Krank und stark dehydriert – Sonnenbärbaby Anuk war in einem kritischen Zustand, als sie in den VIER PFOTEN BÄRENWALD Ninh Binh in Nordvietnam gebracht wurde. Seit ihrer Ankunft Mitte August wird das rund fünf Monate alte Bärenweibchen rund um die Uhr betreut und ist nun endlich gesund. Die kleine Anuk ist ein trauriges Beispiel von vielen Sonnen- und Asiatischen Schwarzbären ist, die dem illegalen Wildtierhandel zum Opfer fallen.
Es ist davon auszugehen, dass Anuk von Laos nach Vietnam geschmuggelt worden war. Am Busbahnhof in Thanh Hóa wurde sie dann von der vietnamesischen Polizei aus einem Taxi beschlagnahmt. Ihr Händler wollte sie von dort nach Südvietnam bringen. Dank des schnellen Eingreifens der Polizei von Thanh Hóa konnte sie rechtzeitig in den VIER PFOTEN BÄRENWALD gebracht werden. In ihrem neuen artgerechten Zuhause kann Anuk nun in Sicherheit aufwachsen. Und sie hat sich bereits gut eingelebt.
Der Name Anuk bedeutet „Bär“ auf Grönländisch. Die kleine Sonnenbärin war nur 45-60 Tage alt, als sie gefunden wurde. Heute wird sie fünf Mal täglich gefüttert. Besonders gern trinkt sie ihre Milch aus der Flasche und frisst Gemüse und Ameisen. Eine Auswilderung ist leider nicht möglich, denn das kleine Bärenjunge könnte ohne seine Mutter in der Wildnis nicht überleben. Zudem fehlt es in Vietnam an Rehabilitationsprogrammen und sicheren Gebieten für Bären. Deshalb wird Anuk im Bärenwald Ninh Binh aufwachsen und dort ihr Leben in bestmöglicher Betreuung verbringen.
Vom Aussterben bedroht
Heute sind Sonnenbären in Vietnam vom Aussterben bedroht. Sowohl die Populationen der Asiatischen Bären als auch der Sonnenbären in Vietnam sind seit Mitte der 90er Jahre dramatisch zurückgegangen, als viele von ihnen in freier Wildbahn gefangen wurden und in die Fänge der Gallenindustrie gerieten. Der legale und illegale Handel mit Wildtieren in Vietnam ist ein lukratives Geschäft. Die Tiere werden auf Märkten, in Restaurants und im Internet verkauft und für die Herstellung pseudo-traditioneller Medizin missbraucht. Werbung, Verkauf und Besitz von Bärengalle ist seit 2005 in Vietnam verboten, doch die grausame Praxis findet weiter hinter verschlossenen Türen statt. Fast 20 Jahre nach dem Verbot werden immer noch rund 200 Bären in rund 60 Gallenbärenfarmen gehalten, wobei Hanoi eine Hochburg dieser grausamen Praxis ist. Die Bären werden auf äußerst grausame Weise gehalten. Die Käfige sind so winzig, dass manche Bären nicht einmal genug Platz haben, um sich hinzulegen. Die Galle wird ihnen in der Regel durch Punktion der Gallenblase entnommen, oft ohne ausreichende Betäubung, was unfassbar schmerzhaft ist.
Anuk ist derzeit die einzige Sonnenbärin im BÄRENWALD Ninh Binh. Sie hat sich seit ihrer Ankunft gut erholt und liebt die vielen Klettermöglichkeiten in ihrem Jungtiergehege. Sonnenbären klettern gerne auf Bäume, um Früchte und Insekten zu sammeln und zum Schlafen Nester in Bäumen zu bauen. Sie sind Allesfresser und ernähren sich hauptsächlich von Insekten, Früchten und Honig.
BÄRENWALD Ninh Binh: Ein artgerechtes Zuhause für gerettete Bären
VIER PFOTEN arbeitet seit 2017 mit lokalen Partner:innen zusammen, um so viele Bären wie möglich vor einem traurigen Schicksal zu retten. Mit dem BÄRENWALD Ninh Binh unterstützt VIER PFOTEN die vietnamesische Regierung dabei, Bärenfarmen zu stoppen und bietet geretteten Bären ein artgerechtes Zuhause. Der BÄRENWALD Ninh Binh ist nicht nur ein sicheres Zuhause für ehemalige Gallebären und Bären, die dem illegalen Wildtierhandel zum Opfer gefallen sind, sondern auch ein Zentrum zur Sensibilisierung und Aufklärung über den Schutz von Wildtieren in Vietnam. Derzeit beherbergt es 45 Asiatische Schwarzbären und mit Anuk ein weibliches Sonnenbärjunges. Die Auffangstation umfasst derzeit eine Gesamtfläche von 5,5 Hektar mit acht großen Freigehegen, drei Bärenhäusern, einer Tierklinik und einem Quarantänebereich für frisch gerettete Bären und bietet Platz für bis zu 50 Bären.
Mag. Elisabeth Penz
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