Atlas Challenge 2024: Lieferdienste auf dem Prüfstand

Fleischreduktion für Tiere und Klima: Foodora, Lieferando und Wolt ohne Plan

VIER PFOTEN-Ranking: Lieferdienste ohne Tierschutz-Richtlinien

22.7.2024

Wien – Ein schwaches Ergebnis liefert die Essenslieferdienst-Branche in Sachen Tierschutz: Das zeigt ein aktuelles Ranking von VIER PFOTEN, das 18 Tochterunternehmen der fünf internationalen Essenslieferdienste Deliveroo, Delivery Hero, Doordash/Wolt, Just Eat Takeaway.com und UberEats in Europa, den USA und Südafrika unter die Lupe genommen hat. Der Fokus lag hierbei auf den Themen Fleisch- und Milchreduktion, Klimaziele, Tierwohl, sowie dem Ausbau des veganen Speisenangebots. In Österreich wurden Lieferando, Foodora und Wolt bewertet.

Lieferando Österreich liegt demnach in der Gesamtwertung auf dem sechsten Platz, Foodora Österreich auf Platz neun, Wolt Österreich nur auf Platz zehn. Just Eat Schweiz und Just Eat Vereinigtes Königreich führen die Rangliste an – allerdings mit jeweils gerade einmal einem Drittel der Maximalpunktanzahl. Postmates USA und Uber Eats Niederlande erfüllten nur ein Prozent der Kriterien und bilden damit das traurige Schlusslicht.

„Essenslieferdienste müssen deutlich mehr in Sachen Tierschutz abliefern. Bei einer Essensbestellung macht es für den Tierschutz und das Klima einen großen Unterschied, ob man sich für einen Burger oder eine vegane Pizza entscheidet. Daher ist es umso entscheidender, dass Lieferdienste ihre Restaurantpartner und Kundschaft dabei unterstützen, tierfreundliche Entscheidungen zu treffen. Als boomender Sektor ist es höchste Zeit für diese Unternehmen, ihrer Verantwortung im Tier- und Klimaschutz gerecht zu werden und in ihren CSR-Richtlinien widerzuspiegeln. Lieferdienste können durch das Sichtbarmachen von veganen Gerichten auf ihren Bestellplattformen die Bedeutung einer pflanzenbasierten Ernährung hervorheben.”

Sonja Svensek, Leiterin des Bereichs Ernährung bei VIER PFOTEN

Positiv aufgefallen ist, dass Lieferando einen Preis für das beste vegetarische/vegane Restaurant verleiht und 2023 den so genannten „Veganuary“ unterstützte. Außerdem hat das Unternehmen in Zusammenarbeit mit dem österreichischen Autor und Kabarettisten Michi Buchinger Kund:innen aufgefordert, eine rein pflanzliche Ernährung auszuprobieren.  Die Holdinggesellschaft von Foodora Österreich hat immerhin Geschäftspartner:innen u.a. angeboten, sie bei veganen und vegetarischen Optionen zu unterstützen. Wolt Österreich feierte über seine Sozialen Medien den „Veganuary“ ebenfalls und bot in diesem Zusammenhang einen Rabatt von 20 Prozent für vegane Gerichte an.

In den letzten Jahren – insbesondere seit dem Beginn der Pandemie 2020 – ist der Markt für Online-Lieferdienste betreffend App-Nutzer:innen und Umsatz rasant gewachsen: Die weltweite Nutzer:innenzahl ist allein von 2018 bis 2023 um 140 Prozent gestiegen und wird bis 2028 voraussichtlich auf 2,5 Milliarden Nutzer:innen anwachsen. Der globale Umsatz des Sektors hat sich von 102 Mrd. Euro im Jahr 2017 auf fast 364 Mrd. Euro im Jahr 20233 mehr als verdreifacht und wird voraussichtlich 20244 einen Umsatz von 406 Mrd. Euro erreichen.

Weltweit werden jährlich 92,2 Milliarden Tiere in der Landwirtschaft für die Nahrungsmittelproduktion (Fleisch, Milch, Eier) genutzt.

 Ein Sechstel der globalen Treibhausgasemissionen, die die Klimakrise befeuern, ist auf die Tiere in der Landwirtschaft zurückzuführen. Dabei leidet ein Großteil dieser so genannten Nutztiere in Massentierhaltungssystemen unter grausamsten Bedingungen.

Tierschutz als blinder Fleck

„Das Ranking deckt auf, dass Tierschutz bei den Essenslieferdiensten noch immer keine Rolle spielt. Keines der Unternehmen hat eine Tierschutzrichtlinie oder eine konkrete Strategie, um den Konsum von Fleisch- und Milchprodukten zu reduzieren”, sagt Svensek. Nur drei von 18 Lieferdiensten - nämlich Just Eat Schweiz, Thuisbezorgd Niederlande und Deliveroo Vereinigtes Königreich – haben das Thema Tierschutz überhaupt angesprochen.

Spezielle Angebote für vegane Kundschaft

Das Ranking zeigt immerhin, dass Essenslieferdienste Initiativen ergreifen, um die Popularität von veganen Mahlzeiten zu erhöhen. Alle untersuchten Unternehmen bieten dabei spezielle Suchmöglichkeiten (z.B.: Filter) an, um vegane Gerichte zu finden. Jedoch waren die meisten dieser Förderungen zum Zeitpunkt der Untersuchung nur zeitlich begrenzt. Viele Optionen waren beispielsweise nur während besonderen Ereignissen, wie eben dem Veganuary oder dem Tag der Erde, verfügbar.

Methodologie und Beurteilung

Zwischen Jänner und April 2024 hat VIER PFOTEN 18 Essenslieferdienste in Österreich, Deutschland, Schweiz, den Niederlanden, dem Vereinigten Königreich, den Vereinigten Staaten und Südafrika hinsichtlich ihrer Strategien zur Reduzierung von Fleisch- und Milchprodukten untersucht und analysiert, inwiefern sie Tier- und Klimaschutz fördern. Die Tochtergesellschaften von fünf großen internationalen Essenslieferdiensten wurden bewertet: Deliveroo UK, Foodora AT, DoorDash US, Wolt DE, Wolt AT, Just Eat UK, Just Eat CH, Lieferando DE, Lieferando AT, Thuisbezorgd NL, Grubhub US, Uber Eats CH, Uber Eats DE, Uber Eats NL, Uber Eats UK, Uber Eats US, Uber Eats ZA, Postmates US. Die Bewertung basiert auf Recherchen von VIER PFOTEN von öffentlich zugänglichen Online-Informationen wie CSR- und ESG-Richtlinien, Jahresberichten, Bestellplattformen und digitaler Kommunikation zwischen Jänner 2022 und April 2024. Die Essenslieferdienste wurden zusätzlich dazu individuell mit einem Fragebogen kontaktiert, wobei keiner von ihnen auf diese Möglichkeit reagiert hat. Im Ranking konnten insgesamt bis zu 100 Punkte / Prozent in den drei Kategorien Reduktion von Fleisch- und Milchprodukten und Klimaziele”, Tierwohl” und Ausbau des veganen Speisenangebots” gesammelt werden. Das Ranking ist Teil der Atlas Challenge” von VIER PFOTEN, einer Serie von Rankings in verschiedenen Sektoren der Lebensmittelindustrie

Der Atlas Challenge Bericht zu den Lieferdiensten 2024

Der Atlas Challenge Bericht zu den Lieferdiensten 2024

Den kompletten Bericht können Sie hier herunterladen:

Kuh auf einem konventionellen Betrieb

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Mag. Elisabeth Penz

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Über VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freund:innen in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemäßer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA und Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen.

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