Seeadler

EGS Haringsee: Seeadler mit Schädel-Hirn-Trauma nach Genesung wieder in Freiheit

Vogel vom WWF mit Sender versehen, um wichtige Erkenntnisse für den Schutz des österreichischen Wappentiers zu erhalten

4.12.2024

Haringsee – In der von VIER PFOTEN geführten Eulen- und Greifvogelstation Haringsee wurde am Montag ein Seeadler, der ein Schädel-Hirntrauma erlitten hatte, wieder in die Natur entlassen. Einem Spaziergänger war der Vogel vor einigen Tagen aufgefallen, weil er kaum vom Boden hochkam und nur kurze Strecken flog. Der Mann kontaktierte die EGS, die den Vogel in ihre Obhut nahm. Vor seiner Freilassung wurde er im Rahmen des Forschungs- und Schutzprogramms des WWF Österreich mit einem Sender versehen, um wichtige Erkenntnisse, etwa über Flugrouten oder Paarungsverhalten, zu gewinnen. Seeadler sind EU-weit streng geschützt.

„Da die Blutwerte unauffällig waren und keine sichtbaren Verletzungen festgestellt werden konnten, gehen wir von einem Schädel-Hirn-Trauma aus. Das kann durch einen Zusammenstoß z.B. mit einem Auto oder einem anderen Hindernis passieren, aber auch durch einen Absturz bei einem Revierkampf. Gerade wenn Seeadler erwachsen werden, sind solche Kämpfe häufig“, berichtet Dr. Hans Frey, der wissenschaftliche Leiter der EGS. Nachdem das EGS Team ihm einige Tage lang Medikamente verabreicht hat, ist der Seeadler nun wieder fit genug, um freigelassen zu werden.

Das Tier war eigentlich schon 2021, als es im Nationalpark Donau-Auen geschlüpft war, vom WWF beringt und besendert worden; der Sender ging allerdings verloren. „Der Seeadler galt bis zur Jahrtausendwende hierzulande als ausgestorben. Obwohl ihr Bestand dank strenger Schutzgesetze und umfangreicher Schutzmaßnahmen seit Jahren kontinuierlich wächst, lauern noch immer viele Gefahren auf die Tiere. Begleitende Maßnahmen wie die Besenderung helfen dabei, ihr langfristiges Überleben zu sichern“, erklärt WWF Artenschutzexperte Christian Pichler.

Eine der Gefahren für Seeadler ist die Jagd mit bleihaltigem Schrot. „Bei Jagden auf Wassergeflügel werden Unmengen an bleihaltigen Schrotkörnern auf Wasservögel abgeschossen. Viele der bejagten Enten, Gänse und anderen Wasservögel werden jedoch lediglich verletzt, aber nicht getötet oder vom Jäger nicht gefunden. Seeadler nehmen diese verletzten oder verendeten Vögel als Beute zu sich und erleiden mit der Zeit eine todbringende Bleivergiftung“, sagt Dr. Frey. Die Verwendung von bleihaltigem Schrot für die Jagd auf Wasservögel in Feuchtgebieten ist mittlerweile verboten.

Erfreulicherweise ist die Zahl der Brutpaare in Österreich laut WWF wieder auf 70 angewachsen. Auch die Anzahl der in Österreich und den Grenzregionen überwinternden Seeadler, die teilweise aus Nord- bzw. Osteuropa stammen, ist von 40 auf rund 160-180 Vögel gestiegen. Vor allem die Donauauen westlich von Wien, der Nationalpark Donauauen bis zur slowakischen Grenze, die March-Thaya-Auen,  die Region um den Neusiedlersee  und das Waldviertel stellen attraktive Lebensräume für Seeadler dar.

Ein derart majestätisches Tier in die Freiheit zu entlassen, ist für Dr. Frey jedes Mal ein besonderer Moment: „Es gibt aus Artenschutzsicht viele Gründe, warum der Seeadler in die Natur und in unser Ökosystem gehört. Aber er ist auch und in erster Linie ein Individuum mit Bedürfnissen. Diesen Bedürfnissen nachzukommen und dem Tier die Freiheit zu schenken zu können, ist immer wieder aufs Neue bewegend.“

Steinkauz in der Auffangstation

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In der von VIER PFOTEN geführten Eulen- und Greifvogelstation Haringsee konnte im Jahr 2023 2.197 Tieren geholfen werden. Alle jungen Eulen und Greifvögel wurden, wenn möglich, durch Ammeneltern der gleichen Art großgezogen und zu 90% wieder freigelassen. Die EGS ist die einzige Pflegestation, in der Jungvogelfindlinge durch Ammen derselben Vogelart, also in einem natürlichen Familienverband, großgezogen werden können. Dadurch werden die schädlichen Folgen einer Handaufzucht vermieden. Auch Sumpfschildkröten, Igel, Eichhörnchen, Feldhasen und andere Kleinsäuger wurden fachmännisch versorgt und, wenn möglich, wieder in die Natur entlassen.

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Mag. Elisabeth Penz

Mag. Elisabeth Penz

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