Slowenische Behörden blockieren Rettung und Transfer von vier Bären nach Österreich
VIER PFOTEN: „Die Situation ist dramatisch!“
Wien/Arbesbach/Ljubljana - Von Parasiten befallen, schmerzende Zähne vom Nagen an den Gitterstäben, Wunden vom Betonboden – das Leben der Bären Masha, Mici, Mitko und Tim ist qualvoll und trostlos. Die vier Tiere leiden schwer unter grausamen Haltungsbedingungen in drei Restaurants und einem privaten Zoo in Slowenien. Trotz wiederholter Aufforderungen von VIER PFOTEN, diese Missstände zu beenden, haben es das zuständige Ministerium für natürliche Ressourcen und Raumplanung sowie seine Veterinärinspektor:innen seit mehr als zwei Jahren verabsäumt einzugreifen. VIER PFOTEN verurteilt diese Untätigkeit und fordert die Regierung auf, Masha, Mici, Mitko und Tim endlich zu konfiszieren. Die Tierschutzorganisation bietet an, sie in den BÄRENWALD Arbesbach, das VIER PFOTEN Bärenschutzzentrum im Waldviertel, zu bringen.
Unabhängige Experten-Einschätzungen bestätigen großen Handlungsbedarf
Zwei unabhängige Einschätzungen von Bärenexperten haben erst kürzlich den dringenden Handlungsbedarf bestätigt.
„Alle Bären werden offensichtlich unter schlechten Bedingungen gehalten. Sie führen ein elendes Leben und sind lebenslang gefangen. Ihre Versorgung beschränkt sich auf die Bereitstellung von nicht artgemäßem Futter. Meine Empfehlung ist, alle vier veralteten Einrichtungen zu schließen und die Bären in ein geeignetes Bärenschutzzentrum zu überbringen“, empfiehlt Professor emeritus Djuro Huber von der Fakultät für Veterinärmedizin der Universität Zagreb in Kroatien.
„Die Bären zeigen stark ausgeprägte stereotype Verhaltensweisen, gegen die dringend etwas unternommen werden sollte. Darüber hinaus wird die Entwicklung schmerzhafter Erkrankungen durch die unsachgemäße Haltung beschleunigt. Keine der Einrichtungen erfüllt auch nur Mindeststandards. Die Bären sollten in ein professionelles und akkreditiertes Bärenschutzzentrum umgesiedelt werden“, sagt Dr. Agnieszka Sergiel, außerordentliche Professorin am Institut für Naturschutz der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Krakau.
VIER PFOTEN hat die Haltungsbedingungen der Bären erstmals im Jahr 2022 inspiziert und sich seitdem für ihre Rettung eingesetzt. Der schlechte Zustand der Bären, die alle in kleinen, kargen Betonkäfigen mit nur spärlicher Einrichtung und ohne Beschäftigungsmöglichkeiten leben, hat sich seitdem nicht verändert. VIER PFOTEN hat das Videomaterial vom Besuch im Jahr 2023 den Wildtierexperten Djuro Huber und Agnieszka Sergiel zur unabhängigen Bewertung zur Verfügung gestellt. Die Einschätzungen der Experten wurden darüber hinaus dem slowenischen Ministerium für natürliche Ressourcen und Raumplanung übermittelt.
Der Bericht von Dr. Sergiel stützt die medizinischen Erkenntnisse, die VIER PFOTEN den Behörden bereits im Juni 2023 mitgeteilt hat. Auf den Aufnahmen sieht man, dass die Bären Zahnschäden haben, die dringend behandelt werden müssen. So hat Bär Mitko zwei abgebrochene Zähne mit offenen Wurzelkanälen, die ihm massive Schmerzen verursachen. Außerdem hat er rissige Fußballen mit mehreren Abnutzungspunkten durch den ständigen Kontakt mit dem Betonboden, was das Gehen schmerzhaft macht und zu Geschwüren führen kann. Bär Tim, der übergewichtig ist, hat mehrere Wunden, hervorgerufen aller Wahrscheinlichkeit nach durch sein stereotypes Verhalten - er drückt seinen Rücken an die Gitterstäbe – sowie durch das ständige Liegen auf Betonboden. Bärin Mici leidet höchstwahrscheinlich an einem Parasitenbefall, ihr Fell ist in einem sehr schlechten Zustand. Sie zeigt auch schwere stereotype Verhaltensweisen, indem sie in ihrem Käfig auf und ab geht und ihren Kopf zurückwirft. Bärin Masha zeigt mit geschätzt 34 Jahren typische Altersbeschwerden, war beim Lokalaugenschein apathisch und wies ebenfalls stereotypes Verhalten auf, wie das Laufen entlang des Käfigs.
„Die Situation ist dramatisch. Wenn die Bären nicht umgehend gerettet werden, werden sie an ihren Haltungsbedingungen wohl elendig zugrunde gehen. Das wäre dann allein die Schuld der slowenischen Behörden, die nun seit zwei Jahren untätig sind und uns hinhalten. Wir appellieren auch an die Menschen in Slowenien, in Österreich und in anderen Ländern: Wir brauchen ihre aktive Unterstützung und damit öffentlichen Druck, um das zuständige Ministerium endlich zum Handeln zu zwingen“, sagt Eva Rosenberg.
Mag. Elisabeth Penz
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VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freund:innen in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemäßer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA und Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen.
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