Hitzewelle: Auch Rinder, Schweine und Geflügel leiden
VIER PFOTEN fordert erhöhte Schutzmaßnahmen
Wien - Hitzeperioden machen auch den sogenannten Nutztieren schwer zu schaffen. Kein Wunder: Die Wohlfühltemperatur eines Schweins etwa liegt unter 18 Grad, die einer Kuh bei unter 15 Grad, von Geflügel im Stall bei 17 bis 20 Grad. Dazu kommt: Kühe haben auf der Weide oft keinen Schatten, in Zucht- und Mastanlagen herrschen häufig unzumutbare klimatische Bedingungen, zudem leiden Tiere beim Transport in Lkws mit mangelnder Lüftung. Laut VIER PFOTEN reichen die gesetzlichen Mindeststandards in der Nutztierhaltung außerdem nicht aus, um Tieren die Hitze erträglich zu machen und das Risiko eines Kollapses oder sogar eines Todesfalls zu reduzieren. Die Tierschutzorganisation fordert daher konkrete Maßnahmen, damit Landwirt:innen für Sicherheit und Wohlbefinden der Tiere sorgen können.
„Schweine und Geflügel können nicht schwitzen. Sie sind auf die Gestaltung ihrer Umgebung und die Achtsamkeit ihrer Tierhalter angewiesen“, sagt VIER PFOTEN Kampagnenleiterin Veronika Weissenböck. „Ställe und Lüftungsanlagen sind in Österreich baulich nicht für lang anhaltende Hitzeperioden ausgelegt. Deshalb ist es wichtig, mit entsprechenden Managementmaßnahmen schnell und frühzeitig zu reagieren. Im Hinblick auf die immer größer werdende Anzahl an Hitzetagen wird es auch für die Landwirt:innen notwendig sein, bauliche Maßnahmen vorzunehmen.“
Das wichtigste Kriterium ist dabei eine Lüftungsanlage auf dem neuesten technischen Stand. Eine verstärkte Ventilation kann in Hitzeperioden unnötiges Leid der Tiere verhindern. VIER PFOTEN rät Tierhalter:innen zu einer vermehrten Kontrolle der Belüftung im Stall. Durch eine Verdoppelung der Luftgeschwindigkeit kann die Kühlwirkung verstärkt werden. So sind Ventilatoren für Milchkühe, Mikrosuhlen für Schweine sowie Vernebelungsanlagen für Rinder und Schweine bereits auf dem Markt.
„Weideflächen bzw. Freilaufzonen müssen auf jeden Fall auch ausreichend schattige Plätze bieten , damit Tiere nicht der prallen Sonne ausgesetzt sind“, so Weissenböck. Im Idealfall werden schon bei der Planung der Anlagen Bäume und Sträucher gepflanzt. Wenn Stallungen einer starken Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind, sollten entweder Klimaanlagen installiert oder ebenfalls außen Bäume gepflanzt werden, die Schatten spenden. Bei Weidetieren ist auch die Nachtweide eine Option.
VIER PFOTEN fordert seit Jahren ein Verbot von Tiertransporten ab einer Außentemperatur von über 25 Grad. Die Belüftung des Fahrzeugs sollte möglichst schon während des Verladens eingeschaltet werden.
Hochträchtige Zuchtsauen und hochleistende Milchkühe leiden besonders
Besonders vulnerabel sind übrigens hochträchtige Zuchtsauen, Nicht nur liegt die Optimaltemperatur eines Schweines ohnehin bei unter 18 Grad; eine trächtige Zuchtsau braucht es noch viel kühler, weil sie selbst so viel Wärme produziert. Auch Milchkühe mit sehr hohen Tagesleistungen produzieren selbst viel Körperwärme und sind auf gute Kühlsysteme angewiesen.
Ein echtes Problem im Hinblick auf den Tierschutz ist in Massentierhaltungs-Betrieben der hohe Tierbesatz auf engem Raum. Daher sollte die Besatzdichte verringert werden. „Je dichter aneinander gedrängt Tiere gehalten werden, desto mehr leiden sie natürlich unter der Hitze“, erklärt Veronika Weissenböck.
Praktische Informationen zum Thema bietet auch folgende Website der Steirischen Landwirtschaftskammer
Ganz wichtig ist laut VIER PFOTEN auch die gesetzliche Vorgabe für Landwirte, dass Nutztiere zu jeder Zeit Zugang zu frischem Wasser haben müssen. Was schon bei normalen Temperaturen eine Selbstverständlichkeit sein sollte, ist bei Hitze lebensnotwendig. Das betrifft übrigens auch Kälber; sie brauchen zusätzlich Wasser, obwohl sie Milch oder Milchaustauscher bekommen.
Nicht zuletzt sollte tierärztliche Hilfe bei akuten gesundheitlichen Problemen als Folge der Hitze rasch verfügbar sein. Daher sollten sich Landwirte auch rechtzeitig über Urlaubsvertretungen ihrer Veterinärmediziner während der Ferienzeit informieren.
Mag. Elisabeth Penz
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VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freund:innen in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemäßer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA und Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen.
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