Österreichische Journalistin begleitet Einsatz im Hundeschlachthaus

Denise Zöhrer sieht dorthin, wo andere wegschauen

13.11.2019

Wenn „VIER PFOTEN“ dazu einlädt, als Journalistin eine internationale Rettungsmission zu begleiten, handelt es sich selten um erfreuliche Themen – das habe ich in den vergangenen Jahren am eigenen Leib erfahren. So auch diesmal. Der Handel mit Hundefleisch und der Besuch der dazugehörigen Schlachthäuser in Kambodscha ist die Art von Pressereise, um die sich niemand bei unserem Medium reißt. Viele Kollegen haben mich gewarnt. Andere haben mich bereits vorab für meinen Mut bewundert, mich den schrecklichen Bildern zu stellen und über das Schicksal tausender Vierbeiner aufzuklären, die nach einem schlimmen Martyrium schlussendlich auf Tellern landen.

Erstkontakt mit dem Tod

Den Mut, hinzusehen, musste ich dann tatsächlich zusammennehmen. Schon die ersten fünf Minuten unseres Einsatzes haben mich an meine Grenzen geführt. Mein erster Blick nach dem Aussteigen aus dem Auto fiel auf einen Hund, der an einem Galgen hängend um sein Leben kämpfte. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis es aus dem armen Tier gewichen war. Die in Käfigen eingepferchten Artgenossen schienen genau zu realisieren, was vor sich geht. Mit verkrampften Magen und pochendem Herzen hielt ich mit der Kamera drauf – immerhin ist auch das meine Aufgabe als Journalistin – doch schon während dem Fotografieren war mir klar, dass ich diese Bilder eigentlich niemandem zeigen kann.

Ertränken, erhängen, erschlagen

Dem ersten Schock folgten noch einige mehr. Was den Hunden in dieser Industrie widerfährt, verdient den Ausdruck „Haltung“ nicht mal im Ansatz. Die beliebtesten Tötungsmethoden sind ertränken, erhängen und erschlagen beziehungsweise erstechen. Selten kommt ein Vierbeiner ohne Todeskampf davon, manche landen noch bei lebendigem Leib im kochenden Wasser. Am Boden überall Blutflecken, in der Luft Gestank und Fliegen, neben den Schlachthäusern säckeweise abgeschabtes Hundefell. Albtraum im Urlaubsparadies!

Ich würde mich trotz alledem jederzeit wieder dafür entscheiden, eine VIER PFOTEN Mission zu begleiten. Denn all diese Eindrücke müssen in die Welt hinausgetragen werden. Die überwältigen Gefühle sollen aufs Papier. Das holt meine Leser ins Boot, und gemeinsam können wir mehr erreichen.

Neue Chancen

Teil der Mission war auch der Besuch bei Kheav Chan, der über Jahre Vierbeiner geschlachtet hat, um seine Familie durchzubringen. Armut spielt eine nicht zu vernachlässigende Rolle in der Industrie. Er wird ab sofort keine Hunde mehr töten, denn die Tierschutzorganisation hat ihm ein Reisfeld gekauft. Die Chance, sich eine neue Existenz ganz ohne Leid aufbauen. Der Moment, als sich Chan tränenreich bei den verbleibenden Fellnasen entschuldigt hat, ist kaum in Worte zu fassen. Wundervoll auch zu erleben, wie der Mann uns stolz über sein neues Stück Land führte, wo er schon bald Reis anbauen und Wasser aus einem Brunnen verkaufen wird.

Mensch- und Tierschutz

Denn auch so geht Tierschutz, und das hat VIER PFOTEN schon lange verstanden: Einher muss immer auch Menschenschutz stattfinden. Einem armen Mann seine Existenzgrundlage zu nehmen, ohne Alternativen zu schaffen, wird nicht nachhaltig wirken. Und der Handel mit Hundefleisch in Kambodscha ist auch eine gesundheitliche Bedrohung für die Bevölkerung, denn es gibt eine hohe Tollwutrate und wenig Wissen darüber, wie man diese erkennt und eine Ansteckung vermeidet. Aufklärung statt anprangern. Gespräche mit Wirtschaft und Politik. Vorsorge in Form von Kastrationen und Impfungen für Haus- und Streunerhunde.

Die zehn verbliebenen Fellnasen von Kheav Chan durften wir mitnehmen – ein Tropfen auf dem heißen Stein, dennoch Balsam für die Seele. Sie werden gesund gepflegt, resozialisiert und nach Möglichkeit an gute Plätze vermittelt. Ich freue mich darauf, ihr Schicksal weiter zu verfolgen.

Denise Zöhrer

Redakteurin bei der „Krone Tierecke“

Denise arbeitet seit zwölf Jahren für die Kronen Zeitung und schreibt Print-, Online- und Social Media-Beiträge für deren Tierschutzressort. Sie hat unseren Einsatz in einem Hundeschlachthaus in Kambodscha begleitet und ihre Erfahrungen in der Kronen Zeitung und für unseren Blog niedergeschrieben.

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