Daunen, Leder, Wolle, Pelze - das Leid ist unermesslich und der Tierschutz bleibt weitgehend unkontrolliert

Nutzung von Tieren für Mode: unglaubliche Zahlen und wenig Übersicht über das Tierwohl

Mehr als fünf Milliarden Tiere werden jährlich für die Modeindustrie genutzt – und viele leiden unter grausamen Praktiken und niedrigen Tierschutzstandards

25.10.2023

Die Modeindustrie ist einer der größten Verursacher von Umweltzerstörung und Tierleid, wie die jüngsten Zahlen von VIER PFOTEN zeigen. Tiere sind fühlende Lebewesen, das heißt, sie haben Emotionen und Wahrnehmungen, unter anderen Vergnügen, Schmerz, Freude und Angst. Tatsächlich haben viele Tiere sogar komplexe Emotionen wie Trauer und Empathie, weshalb ihre Gefühle Beachtung verdienen.

Jedes Tier zählt. Dennoch wird das Wohlbefinden von Tieren trotz ihrer riesigen Anzahl völlig geringgeschätzt. Sie werden oft als bloße Objekte behandelt. Die unfassbare Zahl von fünf Milliarden Tieren, die von unzureichenden Tierschutzstandards betroffen sind, beinhaltet:

  • 3,4 Milliarden Enten und Gänse zur Gewinnung von Daunen und Federn1, 2
  • 777 Millionen Rinder, Schafe, Lämmer und Ziegen, die für Fleisch und Leder geschlachtet werden3
  • 672 Millionen Tiere (Merinoschafe, Kaschmirziegen, Alpakas, Angoraziegen und Hasen) zur Produktion von exquisiter Wolle4
  • 107 Millionen Tiere, die für ihren Pelz geschlachtet werden5
  • 3 Millionen Wildtiere, die für Exotenleder geschlachtet werden6

Tierfreundliche Mode beginnt bei uns!

Tiere sind fühlende Lebewesen und können physischen und psychischen Schmerz erfahren

Unsere Gehirne erfassen extreme Zahlen nur sehr schwer; daher verstehen wir das Ausmaß des Tierleids, das Milliarden von Tieren für die Modeindustrie erfahren, auch nicht völlig. Zum Vergleich: Die Anzahl der Tiere, die jährlich für Mode genutzt werden, ist mehr als drei Mal so viel wie die gesamte Bevölkerung von Indien, des bevölkerungsreichsten Landes der Welt, bzw. mehr als die Hälfte der derzeitigen Bevölkerung weltweit.7 Überrascht?

Trotz der bereits enormen Auswirkungen der Textilindustrie auf das Leben von Tieren ist nur ein kleiner Bruchteil von tierischen Materialen so zertifiziert, dass es Tierschutzstandards entspricht. So sind etwa:

  • weniger als 3% des weltweiten Angebots an Wolle
  • etwa 4% aller Daunen und Federn weltweit
  • und weniger als 1% der gesamten Alpaka-Wolle nach einem Tierschutzstandard zertifiziert.

Dieser geringe Anteil an Zertifizierungen zeigt, dass das Tierwohl oft missachtet wird. Viele Tiere leiden an den geringen Tierschutzstandards und den grausamen Praktiken, wie etwa Lämmerverstümmelung (Mulesing), Lebendrupf oder Intensivtierhaltung.

Auswirkungen der Nutzung von Tiere in der Modeindustrie

Allein die Nutzung von Tieren in der Modeindustrie trägt jedes Jahr erheblich zur Umweltbelastung unseres Planeten bei. Die Nutztierhaltung macht insgesamt bis zu 16,5 % der globalen Treibhausgasemissionen8 aus und ist damit ein bedeutender Verursacher der Klimakrise. Weitere Auswirkungen der Nutztierhaltung – darunter Bodennutzung und -zerstörung, Wasserknappheit, Emissionen von Schadstoffen wie Stickstoffe und Phosphor – sind ebenfalls eine Bedrohung für das Klima und die Biodiversität. 

Nerz in Käfigen | Pelzhandel und Pandemien

Dass die Modeindustrie tierische Materialien nutzt, birgt auch für die menschliche Gesundheit Risiken. Das zeigte das Jahr 2020, als Covid-19 in Pelzfarmen in EU-Ländern auf Nerze übersprang und somit eine direkte Verbindung zwischen dem Ausbruch einer Zoonose und der Modeindustrie entstand. Bislang sind Nerzfarmen in 10 Ländern vom Ausbruch von Covid-19 betroffen, darunter die USA, Kanada, Frankreich, Griechenland, Italien, Lettland, Litauen, Polen, Spanien und Schweden.9 Die zunehmende Intensivierung industrieller Haltungssysteme in Folge einer immer höheren Nachfrage nach tierischen Materialien in der Modeindustrie erhöht also das Risiko von zoonotischen Krankheiten wie Covid-19. Langfristig ist der Nutzen tierischer Materialien nicht nachhaltig. Daher ist es ein absolutes Muss für die Modeindustrie, endlich Maßnahmen zur Reduzierung und zum Ersatz von tierischen Materialien mit nachhaltigen Alternativen – aus Kreislaufwirtschaft bzw. aus Recyclingprozessen– zu treffen.

Was Sie tun können

Um die Modeindustrie tier- und umweltfreundlicher zu machen, rät VIER PFOTEN zu den folgenden Grundprinzipien:

  • Greifen Sie zu Second Hand Kleidung oder kaufen Sie nachhaltige Mode ohne tierische Bestandteile.
  • Schreiben Sie Ihren Lieblingsmarken und regen Sie an, nachhaltige und „tierfreie“ Mode anzubieten.
  • Wenn Sie Kleidung kaufen wollen, die aus Tierhaaren, -häuten oder -federn sind, versichern Sie sich vorab zumindest, dass sie ohne Lämmerverstümmelung (Mulesing) und Lebendrupf produziert wurden. Was Leder betrifft, so gibt es übrigens praktisch keine Produkte, die nach einem Tierschutzstandard zertifiziert sind.

Kurz: Das Motto für Modeunternehmen und Konsumenten sollte sein: Reduzieren, Verbessern und Ersetzen (Reduce, Refine and Replace)

Setzen Sie sich für einen Wandel in der Modeindustrie ein 

Konsumenten spielen genauso wie Modemarken eine entscheidende Rolle bei diesem Wandel – indem sie nachhaltige und ethisch unbedenkliche Mode unterstützen.

Gemeinsam können wir die Modeindustrie nicht nur nachhaltiger, sondern auch empathischer machen und somit Tiere, Menschen und unseren Planeten schützen.

Mode muss nicht nur toll aussehen und sich toll anfühlen – sie muss auch anständig sein.

Wear it Kind

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Quellenverweis

1 Based on average figures from UN FAO between 2016-2020. While there is no reliable data available on how much of the global feather production goes specifically to apparel versus bedding and other segments, FOUR PAWS has made a conservative assumption that at least 10% of the animals end up directly in fashion supply chains and reflective of market estimates.
2 Down and feather market – Growth, Trends, COVID-19 Impact, and Forecasts (2022-2027). Mordor Intelligence; 2023 [accessed 17 January 2023].
3 World statistical compendium for rawhides and skins, leather and leather footwear 1999-2015, The United Nations Food and Agriculture Organization; 2016 [accessed 17 January, 2023].
4 Animal Use in Fashion Fact Sheet, FOUR PAWS; 2023 [accessed 19 April, 2023]. https://media.4-paws.org/8/0/8/7/8087eb5d763358f8ef231b87c200172c17ffd4c9/2023-03_FAN_animals_in_fashion_factsheet_EN.pdf
5 Animal Use in Fashion Fact Sheet, FOUR PAWS; 2023 [accessed 19 April, 2023]. https://media.4-paws.org/8/0/8/7/8087eb5d763358f8ef231b87c200172c17ffd4c9/2023-03_FAN_animals_in_fashion_factsheet_EN.pdf
6 Animal Use in Fashion Fact Sheet, FOUR PAWS; 2023 [accessed 19 April, 2023]. https://media.4-paws.org/8/0/8/7/8087eb5d763358f8ef231b87c200172c17ffd4c9/2023-03_FAN_animals_in_fashion_factsheet_EN.pdf
7 Worldometer – real time world statistics. [accessed 18 April, 2023]. https://www.worldometers.info/
Tackling climate change through livestock: a global assessment of emissions and mitigation opportunities; 2013 [accessed 6 February, 2023].
9
 Fashions to die for: The fur trade’s role in spreading zoonotic disease. Mongabay; 2021 [accesed 6 February, 2023]. https://news.mongabay.com/2021/09/fashions-to-die-for-the-fur-trades-role-in-spreading-zoonotic-disease/

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