Nur Asche blieb übrig
Stallbrände: Der furchtbare Tod von Tieren
Ein Knacken und Zischen durchdringt die Luft; die Temperatur steigt, du ringst nach Atem, bekommst aber keine Luft. Deine Umgebung wird von schwarzem Rauch umhüllt, das Zischen wird zu einem Getöse. Du versuchst zu fliehen, stößt aber auf Hindernisse, die Türen sind verschlossen, es gibt keine Möglichkeit, sich zu verstecken. Panik. Ohrenbetäubende Schreie um dich. Dein Körper zittert wie nie zuvor, aber deine Rufe bleiben ungehört, während brennender Rauch dich umgibt. Es gibt keinen Fluchtweg, keine Rettung. Absoluter Horror. Die Hitze ist unerträglich, und du fängst immer mehr Feuer.
Was nach einer Horrorgeschichte klingt, ist für Millionen von Tieren, die weltweit pro Jahr bei Stallbränden ums Leben kommen, schreckliche Realität. Zwar sind genaue Statistiken kaum möglich, aber laut Schätzungen werden etwa in Großbritannien jährlich eine Million Nutztiere bei solchen Bränden getötet. Im Jahr 2021 kamen in Deutschland bei einem furchtbaren Stallbrand 56.000 Schweine ums Leben1, im Durchschnitt kommt es dort täglich zu 1,5 Stallbränden. In den Niederlanden verbrannten alleine 2022 fast 160.000 Tiere 2. Und erst vor einigen Monaten verzeichneten die USA den bisher größten Stallbrand in der Geschichte: 18.000 Rinder fielen dem Feuer, das in Texas auf einer Milchkuh-Farm wütete, zum Opfer3. Weltweit kann die Zahl der Todesfälle nur als Katastrophe bezeichnet werden.
In den meisten Fällen sind die Brandopfer Tiere aus Intensivtierhaltung, wo riesige Ställe für die Tiere ohne Zugang ins Freie geplant und errichtet werden. Brandschutzmaßnahmen werden wissentlich ignoriert. Da diese großen Stallanlagen in ländlichen Gebieten immer öfter weit weg vom Wohnort des Bauern liegen, sind die Tiere von der Gnade der Technologie abhängig. Sobald das Feuer ausbricht, sind die Tiere gefangen, ohne Möglichkeit, sich in Sicherheit zu flüchten. In wenigen Augenblicken erfassen Rauch, Flammen und Hitze die Ställe und lassen ihnen keine Überlebenschance.
Sehr oft führen kleine Schäden an der Elektrik zu Kabelbränden. In solchen Fällen kommt Hilfe für die Tiere fast immer zu spät. Selbst wenn ein Brandmelder dem Tierhalter das Feuer sofort meldet, ist es aufgrund der Art und Weise, wie die Gebäude errichtet wurden, fast immer ein Todesurteil. Auf diesen Höfe gibt es oft keinen barrierefreien Zugang vom Stall ins Freie. Wenn die Tore geschlossen sind, verbrennen die Tiere bei lebendigem Leib.
Das Ausmaß des Leids als Folge der Brände ist nur schwer vorstellbar, ebenso wenig wie der Schmerz und der Terror, den die Tiere in ihren letzten Momenten empfinden.
Für uns Konsumenten ist es wichtig zu wissen, dass unsere Kaufentscheidungen Auswirkungen haben. Wenn wir tierische Produkte konsumieren, helfen wir oft einer Branche, die ihre Gewinne auf Kosten der Tiere macht. Wir brauchen eine drastische Reduktion der Nutztierzahlen, wir müssen pflanzenbasierte Landwirtschaft sowie eine pflanzenbasierte Ernährung fördern (hier erfahren Sie mehr darüber).
Wir tragen für alle Nutztiere in der Landwirtschaft eine Verantwortung. Daher müssen wir von der Agrarindustrie Verbesserungen und humanere Haltungsbedingungen fordern. Es gibt sehr wohl Maßnahmen, die potenzielle Stallbrände und Tragödien für die Tiere verhindern können. Eine sorgfältige Instandhaltung der Anlagen, regelmäßige Sicherheitsüberprüfungen und adäquate Brandschutzmaßnahmen sind unerlässlich.
Um das Leben von Millionen von Tieren zu schützen, fordert VIER PFOTEN:
- Genehmigungen ausschließlich für Ställe, aus denen Tiere im Brandfall tatsächlich gerettet werden können
- Erleichterung von Rettungsmaßnahmen durch Auslaufmöglichkeiten und mobile Einzäunungen
- Strengere Brandschutzanforderungen an Bau und Betrieb von Gebäuden
- Tiere müssen grundsätzlich einen Fluchtweg ins Freie haben und an Auslauf gewöhnt werden, um sie im Brandfall schnell evakuieren zu können
- Feuerfeste Gebäudeabschnitte, die ein ausgebrochenes Feuer eindämmen können, in jedem größeren Stall
- Umsetzung von Anforderungen, wie sie in Musterbauordnungen gelten, für alle Stallbauten
- Eine für die Größe des Betriebs ausreichende Wasserversorgung zum Löschen eines Brands
Es ist vorsätzliche Grausamkeit gegen Tiere, wenn Gebäude ohne feuerfeste Materialien und ohne vorbeugende Sicherheits- bzw. Rettungsmaßnahmen im Brandfall immer wieder genehmigt und gebaut werden. VIER PFOTEN kritisiert diese bei Bau und Betrieb in der industriellen Tierhaltung verbreitete Praxis vehement. Es sollte kein Betrieb eine Genehmigung erhalten, der es Tieren nicht ermöglicht, in einer solchen Situation gerettet zu werden.
Nutztiere sind fühlende Lebewesen, die komplexe Emotionen und Familienstrukturen haben. Sie sollten von Rechts wegen geschützt und mit Wertschätzung behandelt werden. Die industrielle Tierhaltung ist nicht nur grausam für die Tiere, sie zerstört auch unseren Planeten. VIER PFOTEN fordert ein fundamentales Umdenken bei Politik und Branchenvertretern. Die Bedürfnisse der Tiere müssen im Fokus stehen, die Produktion tierischer Lebensmittel reduziert und pflanzliche Alternativen gefördert werden.
In diesem Jahr haben wir die einzigartige Gelegenheit, das Leben von Millionen von Nutztieren weltweit zu verändern: Mehrere wichtige Richtlinien werden von der EU überarbeitet, und wir fordern die europäischen Institutionen auf, für Nutztiere entscheidende Verbesserungen umzusetzen. Dies würde aufgrund des so genannten „Brüssel-Effekts“ auch auf die gesetzlichen Rahmenbedingungen von Nutztieren weltweit eine große Auswirkung haben.
Quellenverweis
2 Insurer’s association Verbond van Verzekeraars https://www.verzekeraars.nl/publicaties/actueel/aantal-dierlijke-slachtoffers-door-stalbranden-in-2022-gestegen
3 https://www.nytimes.com/2023/04/13/us/dairy-farm-fire-explosion-texas-cows.html