2021: ein gutes Jahr im Kampf gegen den illegalen Welpenhandel
Die wichtigsten Erfolge auf dem Weg zur Beendigung des illegalen Welpenhandels in Europa im Jahr 2021
Der Beginn der Pandemie im Jahr 2020 führte in vielen Ländern zu einem plötzlichen und erheblichen Anstieg der Welpenkäufe. Im Jahr 2021 nahm die Zahl der Anzeigen für Hunde auf Kleinanzeigenplattformen in ganz Europa weiter zu. Bis Ende 2021 hatte sich die Gesamtzahl der Anzeigen für Welpen auf vielen Online-Kleinanzeigenplattformen gegenüber dem Vorjahr verdoppelt. Bei diesem Boom profitierten viele illegale Händler von ahnungslosen Käufern, unzureichenden Kontrollen und Schwachstellen in der bestehenden Gesetzgebung.
Die Gesetzgebung ist der Schlüssel zur Beendigung des illegalen Welpenhandels. Von der Aufzucht der Hunde über den Transport bis hin zum Online-Handel gibt es zahlreiche Aspekte, die einer gründlichen Regulierung bedürfen, um das Wohlergehen der Tiere und die Sicherheit potenzieller Käufer zu gewährleisten. Aus diesem Grund begrüßt VIER PFOTEN die Einführung und Weiterentwicklung mehrerer wichtiger Gesetze in ganz Europa im Jahr 2021, um den illegalen Welpenhandel zu bekämpfen.
Im Folgenden finden Sie einen Überblick über die wichtigsten rechtlichen Änderungen für einen besseren Schutz von Haustieren in ganz Europa im Jahr 2021:
1. Das Tiergesundheitsgesetz der Europäischen Union
Mit dem Inkrafttreten des Tiergesundheitsgesetzes ( (EU) Verordnung 2016/429) im April 2021 wurde ein großer Meilenstein in der gesetzlichen Regelung der Registrierung von Zuchtbetrieben innerhalb der EU erreicht. Es legt strengere Anforderungen an jene fest, die Hunde, Katzen und Frettchen züchten, halten und transportieren, und regelt den grenzüberschreitenden Handel der Tiere.
Alle Hunde- und Katzenverkäufer, -züchter und -transporteure müssen nun bei ihrer nationalen Behörde registriert sein. Als nächster Schritt, um die strikte Umsetzung dieses Gesetzes zu gewährleisten, fordert VIER PFOTEN zusätzliche Maßnahmen; einschließlich eines delegierten Rechtsaktes zur Identifizierung und Registrierung (Mikrochip) auf europäischer Ebene und Durchsetzungsmaßnahmen in den Mitgliedsstaaten.
2. Der illegale Welpenhandel wurde als "organisierte Kriminalität" anerkannt
In der EU-Strategie zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität 2021-2025 wird der illegale Handel mit Haustieren als eine Form der organisierten Kriminalität mit schwerwiegenden Folgen anerkannt: "Alle Arten von Wildtieren - Pflanzen, Tiere und daraus gewonnene Produkte - sowie Heimtiere werden illegal gehandelt, oft in großem Umfang/Rahmen und manchmal mit potenziell verheerenden Folgen." Der illegale Handel mit Haustieren wird nun in denselben Zusammenhang gestellt wie der Handel mit Drogen, Waffen und Schusswaffen und zeigt, dass ernsthafte Maßnahmen zu seiner Bekämpfung erforderlich sind.
3. Litauen hat eine Registrierungspflicht für alle Hunde und Katzen eingeführt
Seit 2016 besteht in Litauen eine Registrierungspflicht für Hunde, Katzen und Frettchen, allerdings nur bei einem Besitzerwechsel. 2021 wurden Änderungen in Litauens Tierschutzgesetzgebung und bestehender Registrierungspflicht verabschiedet. Alle Hunde und Katzen die zu Zuchtzwecken gehalten werden, müssen nun ebenfalls registriert werden, und die Züchter benötigen eine Identifikationsnummer für ihre Tätigkeit in einem vom Staat geführten Register. Für die vollständige Umsetzung der neuen Rechtsvorschriften gibt es eine Übergangsfrist bis Mai 2022.
4. Deutschland hat sich verpflichtet, eine obligatorische Registrierung und Identitätskontrolle für online verkaufte Hunde einzuführen
Deutschland war eines der wenigen verbleibenden EU-Länder ohne Registrierungspflicht und Identitätskontrolle für Hunde. So hat sich die neue Regierung in ihrem Koalitionsvertrag verpflichtet, eine Registrierungspflicht für Hunde und eine Identitätsprüfung für online verkaufte Hunde einzuführen. Da Deutschland einer der Hauptmärkte für illegale Welpenhändler ist und jedes Jahr eine große Anzahl illegal importierter Welpen durch Deutschland reist und hier verkauft wird, ist dies ein wichtiger Schritt zur Bekämpfung des Problems in ganz Europa.
5. Frankreich hat die obligatorische Überprüfung der Registrierung von online verkauften Hunden in die neuen französischen Tierschutzbestimmungen aufgenommen
Das neue Tierschutzgesetz, das im November in Frankreich verabschiedet wurde, beinhaltet neben vielen anderen fortschrittlichen Regelungen eine, die das Anbieten von Hunden zum Online-Verkauf regelt. Demnach muss jeder, der fleischfressende Haustiere verkauft, ein Vorabkontrollsystem einrichten, um die Gültigkeit der Registrierung des Tieres zu überprüfen. Dies ist ein großer Schritt in Richtung einer vollständigen Rückverfolgbarkeit der online angebotenen Hunde, da es das Potenzial hat, den Marktzugang illegaler Händler zu blockieren.
6. Einführung neuer Vorschriften für Züchter und Händler von Welpen in den Niederlanden
Ab November 2021 darf ein Hund in den Niederlanden nur noch verkauft oder weitergegeben werden, wenn er gechippt, bei den zuständigen nationalen Behörden registriert und mit einem EU-Pass versehen ist. Der Erstbesitzer - sei es der Züchter, eine Privatperson mit einem Wurf Welpen oder eine Person, die den Hund in das Land einführt - muss in dem neuen System registriert werden, um eine eindeutige Nummer zu erhalten, die ihn rückverfolgbar und rechenschaftspflichtig macht.
7. In mehreren Ländern, darunter Österreich, Bulgarien, Dänemark, Ungarn, Spanien und das Vereinigte Königreich, wurden Gesetzgebungsprozesse eingeleitet
Mehrere Gesetzesvorschläge, öffentliche Konsultationen und Initiativen wurden in einigen europäischen Ländern eingeführt:
- eine öffentliche Konsultation in Österreich zur Anhebung des Mindestalters für importierte Welpen
- eine öffentliche Konsultation in Bulgarien zur Aktualisierung des bulgarischen Veterinärgesetzes, einschließlich der Möglichkeit, die Zucht und den Verkauf von Hunden zu regulieren
- eine nationale Bürgerinitiative namens "Freyas Gesetz" in Dänemark zur Regulierung der Einfuhr und des Handels mit Hunden
- Vorschläge für neue Regelungen in den Tierschutzgesetzen Ungarns und Spaniens
- eine Konsultation zur Anhebung des Mindestalters von importierten Welpen, Verbote von Hunden mit Verstümmelungen und des Transports trächtiger Muttertiere im Vereinigten Königreich sowie positive Schritte zur Regulierung des Online-Tierhandels.
Zusammengenommen zeigen diese Entwicklungen, dass wir auf dem Weg zu strengeren Vorschriften für die Zucht und den Verkauf von Hunden in Europa sind.
8. Regulierung des Online-Tierhandels durch das EU-Gesetz über digitale Dienstleistungen
Im Dezember 2020 hat die Europäische Kommission dem Europäischen Parlament und dem Rat einen Legislativvorschlag für eine Verordnung über einen Binnenmarkt für digitale Dienstleistungen (Digital Services Act) vorgelegt. Er zielt darauf ab, den Rahmen für Online-Dienste zu aktualisieren und einen sichereren digitalen Raum für Nutzer zu schaffen. Der Rechtsakt über digitale Dienstleistungen könnte auch eine Reihe von Anforderungen an Plattformen einführen, die sich auf die Rückverfolgbarkeit von Online-Verkäufern beziehen, was zu einem wichtigen Stolperstein für illegale Welpenhändler werden würde. Sie können unsere Kampagne unterstützen, die eine Verbesserung des Gesetzes über digitale Dienste fordert.
VIER PFOTEN setzt sich seit mehr als 13 Jahren für die Unterbindung des illegalen Welpenhandels ein, seit 2016 mit besonderem Fokus auf den Online-Handel.