LEIDEN AUF TOURNEE: Wildtiere in Zirkussen
Der Missbrauch von Tieren zu Unterhaltungszwecken passiert immer noch weltweit
Viel zu kleine Käfige, ein Leben auf Rädern, schmerzhafte Trainings – so sieht das Leben von tausenden Wildtieren in Zirkussen aus. Tiere, die in Zirkussen und für Darbietungen missbraucht werden, führen ein sehr unnatürliches Leben, das in keinem Zusammenhang mit ihrer natürlichen Lebensweise steht.
Ein fahrender Zirkus kann auf die anspruchsvollen Bedürfnisse von Wildtieren keine Rücksicht nehmen. Der Betrieb wechselt ständig den Standort, Käfige und mobile Gehege müssen Platz sparend transportiert und schnell auf- und abgebaut werden. So verbringen die Tiere die meiste Zeit in viel zu kleinen Transportwägen. Ihre Ansprüche an Klima, Ernährung und Bewegung können nicht erfüllt werden. Es gibt keinen Platz zum Klettern, Graben, Laufen, Baden oder Schwimmen. Eine artgemäße Haltung von Wildtieren in Zirkussen ist nicht möglich!
Außerdem leben Zirkustiere oft auf engstem Raum und meist in unnatürlichen Sozialstrukturen oder in Einzelhaft. Die Ausbildung von Wildtieren erfolgt oft in direktem Kontakt. Daher werden die Tiere routinemäßig ihrer natürlichen Sozialpartner beraubt und sogar ihren Müttern weggenommen (soziale und mütterliche Deprivation). Dieser Mangel an sozialer Kompetenz und die Unfähigkeit, grundlegende soziale Bedürfnisse zu befriedigen, führt zu akuten und chronischen Leiden. Das Training ist oft sehr grausam - mit Bestrafung oder negativer Verstärkung, wie z. B. dem Entzug von Futter.
Ständige Reisen, fragwürdige Auftritte, nicht artgerechte Unterbringungen, unkontrollierte Zucht und Handel mit Zirkustieren sind wesentliche Bestandteile der Tierhaltung in Zirkussen. Tiger, Löwen, Elefanten, Bären, Giraffen, Nilpferde und andere Wildtiere sind sehr sensible Tierarten, deren Bedürfnisse kein Zirkus erfüllen kann. Da sie nie domestiziert wurden, sind diese Arten weniger geeignet, unter Menschen zu leben und mit ihnen zu interagieren. Wildtiere in Zirkussen werden erst seit wenigen Generationen von Menschen gehalten, und die meisten Zirkuselefanten wurden sogar aus der Wildnis geholt.
Aus Sicht von VIER PFOTEN ist es nicht möglich, Wildtiere in Zirkussen artgerecht zu halten!
Mittlerweile haben Österreich und 16 weitere EU-Staaten die Haltung von Wildtieren in fahrenden Zirkussen untersagt oder zumindest eingeschränkt. Mittlerweile sind diesem Vorbild viele weitere Länder gefolgt.
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Warum Wildtiere nicht
in den Zirkus gehören
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Das ständige Reisen: Bis zu 40 Mal pro Saison wechseln Zirkusse ihren Standort. Durch den damit verbundenen ständigen Auf- und Abbau der Gehege verbringen die Tiere viel zu viel Zeit in engen Transport wagen oder in Boxen. Die Aufenthaltsdauer in den winzigen Zirkuswagen steht oftmals in keinem Verhältnis zu der eigentlichen Fahrtzeit zwischen den Gastspielorten. Die Belastung von Zirkustieren durch Transport sowie Be- und Entladen sind in wissenschaftlichen Studien ausdrücklich beschrieben.
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Umgebung im Zirkuszelt: Stetiger Lärm durch die Musik, Ansprachen und lautstarken Applaus, unnatürliches Licht sowie hohe Temperaturen im Zirkuszelt. Das alles hat mit einem naturnahen Umfeld nichts gemeinsam.
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Viel Langeweile – wenig Platz: Wildtiere wollen das tun, was sie auch in der freien Natur tun würden. Je nach Art wollen sie jagen, fressen, klettern, graben, baden und vieles mehr. In den engen Käfigen in meist städtischer Umgebung ist dafür jedoch schlicht kein Platz. Lediglich einen kleinen Teil des Tages sind sie während des Trainings oder in der Manege beschäftigt. Viele Tiere zeigen Verhaltensstörungen als Folge von Langeweile und Platzmangel.
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Atypische Sozialstrukturen: Tiere werden im Zirkus häufig in unnatürlichen Sozialstrukturen gehalten. In freier Wildbahn leben Elefanten in in Familienverbänden, im Zirkus werden die hochsozialen Tiere im schlimmsten Fall einzeln oder in nicht miteinander verwandten kleingruppen gehalten. Löwen leben in der freier Wildbahn in Rudeln von bis zu 30 Tieren. Tiger hingegen sind Einzelgänger. In Zirkusbetrieben kann darauf keine Rücksicht genommen werden.
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Dressur und Auftritte: Die in Zirkussen gezeigten Tiernummern sind das Ergebnis fragwürdiger Trainingsmethoden, die auf menschlicher Dominanz und schlimmstenfalls Gewalt beruhen, und keineswegs – wie gern behauptet wird – eine „Abwechslung“ oder eine „verhaltensgerechte Beschäftigung“ im bewegungsarmen Alltag der Tiere. Stattdessen müssen Zirkustiere in der Manege häufig unnatürliche, artistische Bewegungen zeigen.
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Fragwürdige Aufzucht der Tiere: In vielen Fällen werden Zirkustiere zu früh vom Muttertier getrennt und von Menschenhand aufgezogen. Diese unnatürliche Prägung auf Menschen macht die Wildtiere erst dressierbar.
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Schlechte Ernährung und Haltung: Viele Zirkustiere befinden sich in schlechter gesundheitlicher Verfassung, werden falsch ernährt und bei Krankheiten unzureichend betreut. Oft mangelt es an Wissen und Geld für die Tierbetreuung.
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Ausbleibende Konsequenzen: Werden bei Kontrollen Defizite festgestellt und beispielsweise die völlig ungenügenden zirkusleitlinien nicht eingehalten, wechseln manche Zirkusse einfach den Ort und entziehen sich so dem Einfluss der Veterinärbehörden. Selbst bei groben Verstößen gegen das Tierschutzgesetz sind Behörden oft die Hände gebunden. Denn geeignete Unterbringungsmöglichkeiten wie Auffangstationen oder freie Plätze in gut geführten Tierparks fehlen.
VIER PFOTEN fordert
- ein Verbot der Haltung von Tieren in Zirkussen
- die unmittelbare Beschlagnahmung und adäquate Unterbringung von Zirkustieren aus besonders schlechter Haltung
- Ein Verbot der Zucht und des kurzfristigen Austauschs von Wildtieren
- Domestizierte Tiere sollten nur dann in Zirkussen zugelassen werden, wenn angemessene Haltungsbedingungen gewährleistet werden können. Es sollte nur bestimmte Tiere in Zirkussen zugelassen werden.
Was Sie tun können
- Unterschreiben Sie unsere Petition für ein Wildtierverbot im Zirkus.
- Besuchen Sie keine Zirkusse, die Wildtiere mitführen – auch nicht im Urlaub oder im Ausland.
- Erklären Sie Ihren Kindern, warum Tiere im Zirkus leiden müssen.
- Machen Sie vor einem Zirkusauftritt die örtlichen Medien auf die Probleme und Aspekte des Tierschutzes aufmerksam.
- Informieren Sie VIER PFOTEN, wenn Sie von einem Zirkus mit schlechten Haltungsbedingungen erfahren.