Zucht auf Farbe – alles für den Profit
Kommerzielle Interessen, getarnt als Artenschutz
Zu den Großkatzen zählen die fünf Arten der Gattung Panthera: Löwe (Panthera leo), Tiger (Panthera tigris), Jaguar (Panthera onca), Leopard (Panthera pardus) und Schneeleopard (Panthera uncia). Diese wildlebenden Raubkatzen sind alle in gewissem Maße in freier Wildbahn bedroht - ihre Bestände sind weltweit rückläufig. Die meisten Natur- und Tierliebhabenden sind sich dessen bewusst und teilen die Überzeugung und den Wunsch, den wildlebenden Großkatzenpopulationen bei ihrer Erholung zu helfen.
Farbvarianten
Leider ist dies auch skrupellosen Tierzüchtern und -händlern bekannt, die dies zu kommerziellen Zwecken missbrauchen. Denn was scheint seltener und schutzbedürftiger zu sein als ein typischer orange-schwarz-gestreifter Tiger oder brauner Löwe? Ein weißer Tiger oder Löwe! Weiße Tiger und Löwen werden manchmal als stark gefährdete (Unter-)Arten angepriesen, von denen es nur noch wenige Exemplare gibt, und ihre Geburten in Gefangenschaft werden zelebriert, als sei dies eine gute Nachricht für den Artenschutz. Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein.
Weiße Tiger gehören zur selben Art wie normal gefärbte Tiger und sind nicht Teil einer eigenen (Unter-)Art – ein nicht seltener Irrtum. Das Gleiche gilt für weiße Löwen. Auch sie sind keine Albinos, sondern ihr weißes Fell wird durch eine seltene, rezessive Mutation verursacht. Diese Mutation gibt es auch in der freien Wildbahn, aber da sie rezessiv ist, muss das Individuum die Mutation sowohl von seiner Mutter als auch von seinem Vater erhalten, um sie ausprägen zu können. Daher werden weiße Tiger und Löwen in freier Wildbahn nur selten beobachtet.
In Gefangenschaft hat diese seltene Erscheinung jedoch einen kommerziellen Wert: Weiße Tiger und Löwen ziehen mehr Besucher an und können für mehr Geld verkauft werden. Das bedeutet, dass Züchter proaktiv Tiger mit der rezessiven Mutation kreuzen, um weiße Tiere zu erzeugen. Da die Mutation selten ist, werden Tiere, die miteinander verwandt sind, zur Zucht verwendet. Inzucht ist eine gängige Praxis, um Tiere mit dieser seltenen Farbe zu erzeugen, trotz der negativen Auswirkungen auf ihre Gesundheit und ihr Wohlergehen. Infolgedessen leiden weiße Tiger und Löwen in Gefangenschaft häufig an Wachstumsanomalien, wie beispielsweise Schielaugen.
Das Gleiche gilt für andere Farbvarianten bei Tigern, wie den "goldenen" oder "gestromten" Tiger und den "schwarzen" Tiger. Der "schwarze" Tiger ist das Ergebnis dickerer schwarzer Streifen, die die weiße oder gelbbraune Farbe des Fells minimieren. Dieses Phänomen wird als "Pseudomelanismus" bezeichnet. Dies unterscheidet sich von den melanistischen Formen von Leoparden und Jaguaren, die oft als schwarze Panther bezeichnet werden. Alle diese schwarzen Formen sind nicht das Ergebnis verschiedener (Unter-)Arten, sondern stellen nur verschiedene Farbvarianten innerhalb derselben Art dar.
Hybride
Eine noch seltenere und grausamere Form der Zucht auf äußere Merkmale ist die Kreuzung verschiedener Arten, um Hybride zu schaffen. Ein Liger ist das Ergebnis einer Kreuzung zwischen einem männlichen Löwen und einem weiblichen Tiger. Sie werden größer als Löwen oder Tiger.
Ein Tigon ist das Ergebnis einer Kreuzung zwischen einem männlichen Tiger und einem weiblichen Löwen. Züchter versuchen auch, durch die Kreuzung mit bestimmten Löwen und Tigern Liger und Tigons mit ungewöhnlichen Farbvarianten zu züchten. Diese Hybriden entwickeln oft gesundheitliche Probleme und leiden häufiger an Verletzungen, Sterilität und neurologischen Störungen. Es gibt sie nur in Gefangenschaft, denn in freier Wildbahn würden sich diese Arten nicht begegnen und die Kreuzung ist oft nicht erfolgreich.
Kein Erhaltungswert
In all diesen Fällen hat die selektive Zucht auf äußere Merkmale keinerlei Erhaltungswert, sondern verringert die genetische Vielfalt und trägt somit nicht zum Schutz der bedrohten Großkatzenarten bei. Außerdem führt sie in der Öffentlichkeit zu Verwirrung und Fehlinformationen. Deshalb lehnen auch führende Zooverbände wie EAZA und AZA solche gezielten Zuchtpraktiken für ihre Einrichtungen ab.
Das Ergebnis ist ein seltenes Tier, das mehr Aufmerksamkeit, Besucher und Umsatz anzieht.
und somit Fragen zur Tiergesundheit und zum Tierschutz auslöst.